Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
Tonfall: „Wofür sollte deine Herrin so etwas brauchen, Kind?“
„Um …“ Offenbar wurde Nika in dem Moment klar, dass es ihre Aufgabe sein würde, alles zu besorgen, wonach Sams Herz begehrte.
Sam lächelte nur und ging weiter. An den Tischen vor dem Eingang stand eine kleine Gruppe Menschen und rauchte. Als Sam und Nika durch die Tür schritten, wurde die Musik lauter. Sam erkannte in dem Lied einen Slowfox, konnte sich an den Titel des Stückes aus den sechziger Jahren aber nicht erinnern. Eine Frau, die angezogen war wie eine englische Gouvernante und einen Rohrstock in der Hand hielt, kam auf die beiden zu. „Samantha, wie schön dich auch mal wieder zu sehen.“ Nachdem sie der Detektivin ein Lächeln geschenkt hatte, begutachtete sie mit strengem Blick Nika. „Entzückend, aber seit wann stehst du auf Mädchen?“
„Man muss immer mal etwas Neues ausprobieren, oder?“
„Wie wahr, wie wahr.“ Mit diesen Worten verschwand die Frau zur Tür hinaus.
„Komm mit“, sagte Sam und öffnete linker Hand eine Tür. „Hier kannst du deine Schuhe lassen. Die Toiletten findest du übrigens auch hier.“
Nachdem Nika sich von ihren Schuhen befreit hatte, gingen sie wieder in den Hauptsaal des Grande Opera.
„Es ist schon mehr los, als ich vermutet habe“, sagte Sam. Sie waren noch keine fünf Schritte weit gekommen, als ihnen ein nackter Mann entgegen kam, dessen Haut lückenlos von einer goldenen Farbe überzogen war. In seiner Hand trug er ein verchromtes Tablett mit gefüllten Sektgläsern. „Herzlich willkommen“, begrüßte er die Gäste und bot ihnen Sekt an. Die beiden Frauen nahmen je ein Glas.
Sam sah Nika in die Augen. „Auf deine Einführung im G.O.“, sagte sie und stieß mit dem Mädchen an. Nachdem sie einen Schluck getrunken hatten, bemerkte Sam Nikas Blick, der an einer Installation an der Wand klebte. Ein wenig über ihnen waren zwei metallene Handgelenksmanschetten angebracht, dazwischen eine entsprechende Manschette für den Hals. Das ganze wurde von einem Bilderrahmen in Menschengröße umrahmt. Zu dem kleinen Podest davor führten zwei Stufen. „Wenn du nicht brav bist, werde ich dich dort fest machen. Dann wirst du als lebendes Bild dienen.“ Sam erkannte an Nikas Blick, dass das Mädchen nicht wusste, ob Sam das ernst meinte oder nicht. Die Detektivin lächelte und fragte: „Möchtest du in die Playrooms, bevor dort zu viel los ist?“
„Wenn ich schon hier bin, möchte ich auch alles sehen“, gab Nika bekannt.
„Lies dir die Regeln durch, bevor wir hinein gehen“, forderte Sam das Mädchen auf und deutete dabei auf eine Tür links neben dem Bilderrahmen. In Augenhöhe war eine Zusammenfassung der Regeln für die Benutzung der Spielzimmer angebracht. Neben verschiedenen Verhaltensweisen war dort zu lesen, dass niemand in ein Spiel eingreifen würde, solange das allgemein bekannte Safeword 'Mayday' nicht benutzt wurde. Während Nika las, öffnete sich die Eingangstür und eine Frau in einem prächtigen, roten Abendkleid betrat den Raum. Dabei wurde die Tür von einem Mann in einem grauen Anzug aufgehalten. Beide waren in den Vierzigern. Die Frau kam sofort auf Sam zu. Der Mann kam nach, sobald er die Tür geschlossen hatte.
„Hallo Samantha, schön, dass du gekommen bist“, grüßte die Frau und umarmte Sam kurz.
„Hallo Ghalisa, ich freue mich auch.“
„Das ist Theo“, stellte die Frau ihren Begleiter vor, der Sams angebotene Hand nahm, sich korrekt verbeugte und die Hand andeutungsweise küsste.
„Ich bin sehr erfreut“, sagte er, drehte sich um und verschwand in der Menge. Nachdem Sam Nika vorgestellt hatte, kehrte Theo mit zwei Gläsern Sekt zurück und reichte eines davon Ghalisa. Die stieß mit ihm an und wandte sich wieder Sam zu. „Ich muss erstmal selbst sehen, wer von denen da ist, die für dich von Interesse sein könnten.“
„Wir werden geduldig warten. Nika möchte sowieso zunächst alles sehen. Aber ich möchte dich noch etwas fragen. Kannst du dich an Jan erinnern? Ihr seid euch mal über den Weg gelaufen, als du bei mir warst.“
„Dieser etwas eigentümliche Mann, den du von der Uni kennst?“
„Ja, genau den meine ich. Hast ihn zufällig mal auf einer Party getroffen?“ Zunächst hatte Sam sich überlegt, ein Bild von Jan mitzunehmen und die Leute nach ihm zu fragen. Dann hatte sie sich doch dagegen entschieden, weil sie kein Aufsehen erregen wollte.
„Nein, das habe ich nicht.“
„Danke für die Auskunft. Wir sehen uns
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