Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
schicken sollte, um Nika ein wenig in Angst und Schrecken zu versetzen. Die Versuchung war groß.
„Eine Sklavin!“, rief der kräftige Mann mit den langen, roten Haaren. „Wo ist sie? Stell sie mir vor!“
„Sie hängt über dem Bock in den Playrooms. Geh hin und sieh sie dir an.“
„Das mache ich glatt. Darf ich böse Dinge zu ihr sagen?“
Sein hämisches Grinsen brachte Sam zum Lachen. „Tue, was du nicht lassen kannst, aber fasse sie nicht an.“
„Sowieso nicht.“ Er zwinkerte ihr zu und ging.
Sam hielt ihn kurz zurück und fragte nach seiner Karte, denn ihre hatte ja Nika, und ohne konnte sie nichts bestellen. Der Mann gab ihr seine Karte und erklärte, dass er sie zu dem Getränk einlud. Sam fand, dass das gerecht war, wenn er ein wenig Spaß mit Nika haben durfte. Sie fragte an der Bar, was der teuerste Cocktail war und bestellte ihn. Dazu verlangte sie ein Glas Weißwein und ließ beides auf Korbals Karte schreiben.
Mit den Gläsern in der Hand bahnte sie sich den Weg durch die Menschen. Es waren mehr geworden. Ein paar Minuten stand sie an der Tanzfläche, die sich dem Hauptraum anschloss, und sah den Tänzerinnen und Tänzern zu. Am besten gefiel ihr eine Frau, die ebenso wie die Bedienung zuvor völlig nackt und mit goldener Farbe überzogen war. Mit geschlossenen Augen bewegte sich die Frau anmutig und wie in Trance zur Musik, als sei sie eins mit den Klängen. Für einen Moment fragte Sam sich, ob sie gerade anfing, auf weibliche Körper zu stehen.
Dann sagte sie sich, dass sie auch früher schon Menschen bewundert hatte, die schön tanzen konnten, ganz egal ob es Männer oder Frauen waren.
Irgendwann war die Zeit gekommen, zurück zu Nika zu gehen. Der noch unberührte Cocktail und ihr angenipptes Weinglas stellte sie auf den selben Tisch, auf dem auch schon ihre Sektgläser standen, dann ging sie durch die Tür zu den Playrooms. Korbal kam ihr gerade entgegen, lächelte ziemlich dreckig und sagte nur: „Nice!“
Sam lachte zurück und ging zu Nika, vor der ein Pärchen stand, dessen Mann außer Hand-, Hals-und Fußfesseln nackt war. Die dazugehörige Frau war in ein schwarzes Lackkostüm gehüllt. Beide standen einen Schritt von Nika entfernt und fassten sie nicht an, aber sie blickten auf das Mädchen hinab.
„So, mein Kind, hast du dir überlegt, wie du mit deiner Herrin sprechen solltest?“
„Ja, meine Herrin, das habe ich“, kam die leise Antwort.
„Gut“, sagte Sam und befreite Nika von dem Bock. Als sich das Mädchen aufrichtete war ihr Gesicht rot und Sam überlegte, ob das mehr die Zornesröte war oder ob sich einfach zuviel Blut im Kopf angesammelt hatte.
„Hat dich jemand angefasst?“, fragte Sam, obwohl sie die Antwort kannte.
„Nein, meine Herrin, niemand hat mich angefasst, aber ein Mann war kurz davor gewesen.“ Das Blitzen in Nikas Augen konnte nicht missgedeutet werden. Das Mädchen kochte vor Wut.
Das wiederum rang Sam ein weiteres schadenfrohes Lächeln ab. „Komm mit, ich zeige dir den Rest.“
„Ja, Herrin.“ Sie traten durch eine Tür in einen weiteren Raum, der sich zu beiden Seiten hin erstreckte. Links war er allerdings durch ein massives Gitter, wie man es sich in einem Gefängnis vorstellt, unterteilt. Eine Öffnung von Türbreite ließ einen Durchgang zum jenseitigen Bereich. An den Gittern standen einige Zuschauer, die eine Session im linken Teil beobachteten. Dort lag eine Frau auf einem Gynäkologiestuhl. Dieser war allerdings ein modernes Modell. Zwei Männer standen daneben und zogen die Frau langsam aus. Hinter dem Stuhl wurde der Raum durch einen roten Vorhang begrenzt.
„Hinter dem Vorhang ist noch ein Playroom“, flüsterte Sam Nika ins Ohr. Die sah sich um und musterte neugierig den niedrigen Käfig, der zwischen Gitter und Gynstuhl auf dem Boden stand. Rechts von ihnen, wo der dunkle Raum nur wenige Schritte maß, stand ein großes, schwarzes Andreaskreuz, an dem man Menschen fixieren konnte.
„Magst du zuschauen?“ Auch die Frage war geflüstert.
Nika schüttelte den Kopf. Gemeinsam gingen sie zurück in den Vorraum, von dem ein weiterer Playroom abging, der, wie Sam wusste, von einer Schwarzlichtlampe erhellt wurde. Jetzt aber war der Vorhang zu, und das bedeutete: Draußen bleiben.
Sie waren alleine in dem Vorraum, und Sam fragte leise: „Hast du dich beruhigt?“
„Ich bringe dich um, sobald wir zuhause sind“, zischte Nika.
Sam lächelte. „War doch halb so wild. Komm, amüsiere dich!“
Sie ging voran,
Weitere Kostenlose Bücher