Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
eine deutliche Absage.
Lenk mich nicht ab. Wenn du das hier nicht aushältst, dann warte in unserem Unterschlupf auf mich.
Wieder spürte sie seine Resignation, aber diesmal keine Wut mehr. Er schwieg einfach. Und sie beide wussten, dass er sie niemals alleinlassen würde.
Dahlia blendete Nicolas aus ihren Gedanken aus und konzentrierte sich auf mögliche neue Sicherheitsvorkehrungen. Sie hatte das Dach etliche Male überprüft, zuletzt, als sie Lombard Inc. einen Besuch abgestattet hatte, aber seitdem war eine gewisse Zeit vergangen. Und sie war überzeugt, dass sie ihre Überwachungsanlagen verstärkt hatten.
Zum Glück hörte es auf zu regnen, doch der Wind hatte sich zu einem heulenden Sturm gesteigert, sodass sie
in die Hocke gehen und hinter einem der pagodenähnlichen Türmchen Schutz suchen musste, die die Abluftrohre beherbergten. Sie verhielt sich mucksmäuschenstill, während sie jedes Detail des Dachs studierte und sich an den früheren Zustand zu erinnern und herauszufinden versuchte, was sich verändert hatte.
Dabei entdeckte sie einen dunklen Fleck auf der Verkleidung der riesigen Klimaanlage. Das Dach war ebenso großzügig angelegt wie das Gebäude selbst, weshalb Dahlia genügend Platz hatte, sich zwischen den Türmchen zu bewegen und außerhalb des Aufnahmewinkels der Überwachungskamera zu bleiben. Die Kamera selbst war auf einem rotierenden Stahlgestell montiert. Dahlia ließ zwei Schwenkzyklen der Kamera verstreichen, um sicherzugehen, dass ihr genügend Zeit blieb, um ungesehen in dem Luftschacht zu verschwinden, ehe dieser wieder ins Blickfeld geriet.
Sie wartete ab, bis die Kamera an dem Türmchen vorbeigeschwenkt war, und glitt dann augenblicklich in den Schacht. Es war für sie ein Leichtes, sich mit Händen und Füßen an den Wänden abzustützen und durch den Schacht zu schlüpfen, bis sie die Biegung erreichte. Von da an war der Schacht um einiges schmaler, doch dank ihrer Körpergröße bereitete ihr auch das keine Schwierigkeiten. Sie hatte sich die Raumaufteilung des Gebäudes genau eingeprägt und folgte der engen Röhre, die sie schließlich zum Liftschacht führte. Sie hatte diesen Weg schon früher einmal benutzt und kannte ihn. Vorsichtig drückte sie das Gitter am Ende der Abzugsröhre auf und hielt es fest, damit es nicht durch den Liftschacht nach unten fiel. Nachdem sie es auf einem Vorsprung abgelegt hatte, sah sie sich in dem Schacht um.
Das war der schnellste Weg, um ins Zentrum des Gebäudes zu gelangen, wo sich der Tresorraum befand. Der Aufzug fuhr an dem entsprechenden Stockwerk vorbei, wenn man nicht einen speziellen Schlüssel besaß und den korrekten Zahlencode eintippte . Dahlia hielt sich nicht mit Aufzügen auf; sie kletterte einfach durch den Schacht, benutzte die Sicherheitsgriffe, so weit vorhanden, und ansonsten kleine Vorsprünge oder Fugen im Mauerwerk, um mit den Finger- und Stiefelspitzen Halt zu finden. Das nächste Abzugsrohr, das sie benutzen musste, befand sich an einer ungünstigen Stelle über ihr. Mit einem Karabinerhaken befestigte sie ein dünnes Stahlseil an einem der Haltegriffe. Metall traf auf Metall. Das scheppernde Geräusch klang unnatürlich laut und hallte durch den langen Schacht.
Dahlia wartete einen Moment, bis sie sicher sein konnte, dass sie sich gefahrlos weiter vorarbeiten konnte. An dem dünnen Seil hängend, schwang sie hin und her und stieß sich mit den Füßen von der Wand ab, bis sie eine Höhe erreichte, die es ihr ermöglichte, die Ferse an der Kante des Rohrs einzuhaken und ihren Körper in einer günstigen Position zu halten, um das Drahtseil auszuhaken. Ohne Schwierigkeiten zwängte sie sich anschließend in das Rohr, bewegte sich jedoch in Zeitlupe, Zentimeter für Zentimeter, denn sie wusste, dass in dem engen Schacht überall Bewegungsmelder installiert waren. Es bedurfte einer ungeheuren Konzentration, diese empfindlichen Detektoren nicht reagieren zu lassen, während sie durch die enge Röhre kroch.
Ein seltsames Summen begann in ihrem Kopf zu vibrieren und wurde immer lauter. Es war sehr störend und erzeugte einen Druck, der das Blut in ihren Schläfen pochen ließ. Es fiel ihr wegen des enervierenden Geräuschs zunehmend
schwerer, ihre Konzentration weiterhin auf die Bewegungsmelder zu richten. Ihr Magen begann zu brennen. Dahlia hielt inne, blieb ganz ruhig liegen, erkannte das Summen als mentalen Angriff. So etwas hatte sie bisher noch nie erlebt, wusste jedoch, dass dieser Angriff von außerhalb
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