Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
verspürte den plötzlichen Drang, wegzulaufen und sich selbst einen Ort zu suchen, wo sie sich verstecken konnte. Für diese Nähe war sie nicht geschaffen. Diese Nähe verwirrte sie.
»Dahlia«, sagte er leise. Sein Tonfall war unglaublich einfühlsam. »Du musst keine Angst vor mir haben. Wir kommen gut voran. Du schaffst das.«
Beschämt bemerkte sie, dass sie vor ihm zurückwich und dabei den Kopf schüttelte wie ein trotziges Kind. Sie zwang ihren Verstand dazu, wieder vernünftig zu arbeiten, und nickte, um ihm zu zeigen, dass sie sich unter Kontrolle hatte. Sie hatte keine Ahnung, was passiert war, wusste aber, dass sie ab dem Moment, da sie sich gefahrlos von ihm entfernen konnte, so viel Abstand wie möglich zu Nicolas halten würde. Um sich vorerst vor den brutalen Energiewirbeln zu schützen, ließ sie ihre Hand an Trevanes breitem Rücken liegen und bemühte sich, sich ausschließlich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.
Beinahe in Zeitlupe bewegten sie sich durch das Wasser, hielten sich dicht an der Wasseroberfläche und achteten auf jede ihrer Bewegungen, um keine Geräusche zu verursachen. Als sie das Ende des Wasserlochs erreichten, zog Nicolas sich lautlos aus dem Wasser und robbte bäuchlings durch den Schlamm des kahlgeschlagenen Uferstreifens. Dahlia schluckte krampfhaft und folgte seinem Beispiel. Es war unmöglich, mit Nicolas Körperkontakt zu halten, während sie sich hinter ihm herschlängelte, um zu der Alligatorspur zu gelangen. Wieder war sie dieser Übelkeit ungeschützt ausgesetzt, die ihren Körper innerlich verätzte und durch ihren Kopf toste. Vor ihren Augen tanzten weiße Punkte. Um nicht das Bewusstsein zu verlieren, biss sie sich ganz fest auf die Unterlippe.
Nicolas wusste nur zu gut, dass sie auf diesem Uferstück den Blicken ihrer Verfolger schutzlos ausgesetzt waren. Es bedurfte einer unglaublichen Willensstärke, ohne Hast über diese freie Fläche zu kriechen. Sein natürlicher Instinkt drängte ihn zu rennen, um dieses ungeschützte Gelände möglichst rasch hinter sich zu lassen, doch jede schnelle Bewegung barg die Gefahr, entdeckt zu werden.
Er hatte ganz bewusst diesen Uferabschnitt gewählt, um die Insel zu verlassen, weil er gut einsehbar war und die Gegner gewiss nicht damit rechneten, hier auf sie zu stoßen.
Hinter sich hörte er Dahlia nach Atem ringen. Die Luft um sie herum flimmerte vor Hitze, und die Energiewellen waren so stark, dass er deutlich spürte, wie sie sie übermannten. Inzwischen auf sie eingestellt, konnte er den Grad ihrer Erschöpfung einschätzen und wusste, dass sie am Ende ihrer Kräfte war. Doch das hielt sie nicht davon ab, ihm zu folgen, sich durch den Morast und das offene Gelände vorzuarbeiten. Seine Achtung vor Dahlia wuchs. Sie jammerte nicht, obwohl sie gerade alles, was ihr lieb war, verloren hatte.
Sie ließ ein leises, würgendes Husten hören. Er wusste, dass sie gegen diese lähmende Übelkeit ankämpfte, die immer wieder in Wellen über sie hereinbrach. Er atmete leise ein und aus, um sie in ihrem Atemrhythmus zu unterstützen. Als er sich die Böschung hinab in den nächsten Kanal gleiten ließ, hielt er das Gewehr in die Höhe und machte mit den Beinen ein paar Schwimmbewegungen. Dann drehte er sich um, um auf sie zu warten. Es wurde immer schwieriger, sein Gewehr trocken zu halten, doch bis sie in Sicherheit waren, konnte die Waffe über Leben oder Tod entscheiden.
Jetzt ließ sich auch Dahlia ins Wasser gleiten. Es war ein angenehmes Gefühl zu sehen, dass er auf sie wartete. Eigentlich hätte ihr sein mit Schlamm verschmiertes Gesicht in der Dunkelheit Angst einflößen müssen, doch sein Anblick erfüllte sie mit unendlicher Erleichterung. Sie berührte seinen Arm, brauchte den Kontakt und versuchte, gegen die aufsteigende Magensäure anzuschlucken. »Wenn wir in diese Richtung schwimmen, kommen
wir zu einer kleinen Insel, die nie ein Mensch betritt«, flüsterte sie und deutete mit dem Finger. »Es ist nicht weit, und da liegt ein Boot, das wir nehmen können. Ein paar Meilen weiter gibt es eine alte Trapperhütte, dort können wir unterschlüpfen.«
Nicolas nickte und sank rückwärts ins Wasser, bis nur noch Kopf und Schultern sichtbar waren. Er benutzte nur die Beine zum Schwimmen, bewegte sie in Froschmanier, damit er keinerlei Geräusche verursachte. Dahlia folgte seinem Beispiel, drehte sich ebenfalls auf den Rücken, schaute hinauf in den rauchgeschwängerten Himmel und dann hinüber zu der
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