Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)

Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)

Titel: Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
durch hüfthohen Sumpf und dichtes Schilf gewatet. Baumstümpfe ragten aus dem Wasser, stumme Hüter, die den schmalen Landstreifen bewachten. Seine Glieder schmerzten, und die Wunde an seiner Seite pochte heftig. Er konnte nur hoffen, dass sie nicht wieder aufgeplatzt war, eine heikle Angelegenheit in diesem Morast.
    Er hob den Kopf und betrachtete die Frau, die bewegungslos auf ihm lag. Sie waren beide von oben bis unten mit Schlamm beschmiert. Behutsam strich er ihr eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. »Dahlia. Wach auf.« Gegen Ende hatte sie das Bewusstsein verloren, nachdem sie sich jeden Meter hart erkämpft und dabei alles gegeben hatte, um die Energie in sich zu halten und daran zu hindern, ihre Position zu verraten. Tapfer hatte sie mit ihm Schritt gehalten, bis ihr Körper genug! sagte. »Du fängst an, mir Sorgen zu machen.« Das war die Wahrheit, dabei weigerte er sich aus Prinzip, sich Sorgen zu machen. Er betrachtete das als reine Zeitverschwendung und vermied solche unnötigen Gedanken um jeden Preis. Behutsam
schüttelte er sie. »Komm schon, Dornröschen, wach auf.«
    Nicolas setzte sich auf, ignorierte die schrillen Proteste seines Körpers. Sie sah so verletzlich aus, schneeweiß im Gesicht unter der Schlammschicht. Allein sie anzusehen versetzte ihm einen seltsamen Stich in die Magengrube. Er war ein Mann, der sich sehr gut unter Kontrolle hatte, und dennoch hatte Dahlia in ihm etwas lange Schlummerndes und offenbar sehr Starkes geweckt. Und es gefiel ihm gar nicht, nicht genau bestimmen zu können, was er da fühlte.
    Direkt über ihnen braute sich ein Gewitter zusammen, schüttelte die Bäume und ließ den Boden erbeben. Ein Wolkenbruch ging auf sie nieder, der sie binnen Minuten völlig durchweichte. Jetzt endlich regte sich Dahlia. Sie drehte ihren Kopf zur Seite, um ihr Gesicht vor dem prasselnden Regen zu schützen, der sie wie Nadelstiche traf. Ihre Lider flatterten und lenkten seine Aufmerksamkeit auf ihre unglaublich langen Wimpern. Dann sah sie ihn an. Er erhaschte einen kurzen Blick auf die Angst in ihren Augen, die sie jedoch sofort kaschierte. Sie schaute sich kurz um und rutschte dann von seinem Schoß, um den Körperkontakt abzubrechen.
    »Ich schätze, ich bin ohnmächtig geworden. Die Überbelastung durch diese gewalttätige Energie streckt mich jedes Mal nieder.« Ihr Blick streifte sein Gesicht, zuckte zur Seite. »Das kann wirklich ein Fluch sein.«
    Mit einem lässigen Schulterzucken tat er ihre Worte ab. »Ich bin auch ein Schattengänger, schon vergessen? Ich weiß, wie das ist.« Er stand auf und reichte ihr die Hand, um ihr ebenfalls auf die Beine zu helfen.
    Dahlia zögerte einen Moment, ehe sie seine Hand ergriff. »Ich weiß immer noch nicht, was ein Schattengänger
eigentlich ist.« Sie schaute sich ausgiebig um. »Du hast uns an die richtige Stelle geführt. Die Trapperhütte liegt dort drüben.« Sie deutete nach rechts.
    Nicolas schulterte seinen Rucksack. »Erinnerst du dich an Dr. Whitney? Dr. Peter Whitney?«, fragte er unvermittelt und beobachtete sie aufmerksam. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich – wurde leer. Im Nu zog sie sich zurück – nicht nur körperlich; sie distanzierte sich auch gedanklich von ihm. Er spürte diese Trennung ganz deutlich, und sie traf ihn wie ein Faustschlag. Das erschreckte ihn. Unsicher, ob er seinen inneren Aufruhr verheimlichen konnte, war er jetzt derjenige, der den Blick abwandte und angelegentlich in die Richtung spähte, die sie ihm gewiesen hatte.
    »Ich erinnere mich an ihn.« Sie sprach leise, mit Abscheu in der Stimme.
    »Hast du herausgefunden, was er mit dir gemacht hat?«, fuhr Nicolas fort, um einen neutralen Tonfall bemüht. Er ging ihr voraus auf die Hütte zu und hielt ihr bewusst den Rücken zugewandt, damit sie ihre Gefühle nicht vor ihm verbergen musste. Vielleicht wollte auch er seine Gefühle vor ihr verbergen, die er immer noch nicht richtig einordnen konnte. Bevor sie sich auf den Weg gemacht hatten, war ihm aufgefallen, dass sie zitterte, obwohl die Luft trotz des Regens noch angenehm warm war. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen und an sich gedrückt, schüttelte aber stattdessen den Kopf, um diese ihm so fremden Gedanken zu verscheuchen.
    Dahlia lauschte dem Rauschen des Regens. Sie hatte Regen schon immer als tröstlich empfunden. Und obwohl die schweren Tropfen wie kleine Geschosse auf sie einprasselten, hatte sie das Gefühl, dass sich ein Teil von ihr in ihm verlieren könnte.

Weitere Kostenlose Bücher