Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
durch Scheiben und Spiegel. Glühbirnen explodierten wie Bomben, und spitze Glasscherben regneten auf den Boden herab. Das Zimmer selbst schien sich zu bewegen, die Wände krümmten sich, wölbten sich nach außen, als drückte etwas gegen sie, und schnellten dann abrupt zurück, als ob diese unsichtbare Kraft nicht das gesuchte Ventil gefunden hätte. Die Temperatur im Zimmer stieg unaufhaltsam, als wollte sie den Siedepunkt erreichen. Nicolas spähte über die Bettkante. Er konnte Dahlias Körper nicht sehen, doch vom Fußboden erhob sich ein grellroter Schein, der ihren Schatten an die Wand warf, Sekunden, bevor das flackernde Rot blasser wurde und verglomm.
»Dahlia? Bist du verletzt?«
Sie hustete. »Nein. Und du?«
Ihre Stimme zitterte. Nicolas bückte sich, half ihr auf und zog sie an sich. »Ich habe nichts abgekriegt. Und du, bist du sicher, dass dir nichts fehlt?« Ihre Haut glühte, versengte seine Finger und Handflächen.
»Ich muss mich übergeben.« Dahlia befreite sich aus seinen Armen und stolperte barfuß zur Toilette.
Auf halbem Weg holte Nicolas sie ein und trug sie die letzten Meter, weil er nicht wollte, dass sie sich an den Glasscherben die Füße aufschnitt. Er hielt ihr das Haar aus dem Gesicht, während sie sich immer und immer wieder erbrach. »Es war meine Schuld, nicht wahr?« Grimmig reichte er ihr ein Handtuch.
Dahliaspülte sich mehrmals den Mundaus. »Es war Whitneys Schuld, wenn wir schon einen Sündenbock suchen«, erklärte sie und zuckte die Achseln. »Das ist mein Leben.«
»Es tut mir leid, Liebes, ich hätte vorsichtiger sein müssen. «
Sie warf ihm ein mattes Lächeln zu. »Du kannst nicht aufhören zu fühlen, so funktioniert das nicht. Und wer will das schon? Mir geht es schon wieder besser. Lass mich nur schnell meine Zähne putzen. Es ist vorbei, war nur eine Stichflamme, sozusagen.«
Nicolas wandte sich ab und lief unruhig durchs Zimmer. »Wo finde ich einen Besen? Ich möchte die Glassplitter zusammenkehren. « Er konnte jetzt nicht darüber nachdenken, wie ihr Leben sein mochte. Wie schwierig es tatsächlich für sie war, unter Menschen zu leben.
»Warte, ich mach das schon. Einen Besen brauchen wir nicht. Ist viel einfacher, die Energie zu nutzen, die gerade zur Verfügung steht, um die Scherben aufzusammeln. Und im Moment ist davon ja reichlich vorhanden.«
Nicolas drehte sich verwundert um. Sie hatte die Bemerkung so locker und leichthin fallenlassen, als ob das, was sie eben gesagt hatte und zu tun beabsichtigte, das Normalste auf der Welt sei. Dahlia putzte sich ausgiebig die Zähne, was Nicolas Gelegenheit gab, sie für einen Moment eingehend zu betrachten. Ihre Bewegungen waren von einer unglaublichen Grazie und fließender Leichtigkeit.
Sehr feminin. Warum war ihm das nicht schon vorher aufgefallen, als er ihre Trainingsvideos studiert hatte? Er hatte sie als potenziellen Feind angesehen und nur auf Stärken und Schwächen geachtet. Und jetzt war alles so anders. Allein sie anzusehen erregte ihn bereits.
»Dahlia, was hast du gemeint mit diesem Tarnkappentorpedo? «
»Ein lautloser Torpedo. Einer, der vor, während und nach dem Abschuss von einem U-Boot nicht geortet werden kann.« Sie warf ihr Haar über die Schultern zurück und kam an seine Seite. Sie bückte sich, bis ihre ausgestreckte rechte Hand knapp über den Scherben schwebte, und bewegte dann die Finger im gleichen Rhythmus, als spielte sie mit ihren Kugeln.
»Das ist doch unmöglich. Man hört immer die äußeren Klappen aufgehen. Man hört das Rauschen, wenn der Torpedo durchs Wasser schießt, und man hört den Antrieb.« Er konnte den Blick nicht von den Glasscherben abwenden, als sie auf einer immer enger werdenden Kreisbahn zu rotieren begannen, sich sammelten und schließlich wie eine Windhose unter ihrer Handfläche nach oben wirbelten. »Sie haben es immer wieder versucht, sind aber stets gescheitert.«
»Ich glaube nicht, dass sie diesmal gescheitert sind«, sagte Dahlia und ging vorsichtig durch den Raum zum Papierkorb. Als sie die Hand direkt darüber platziert hatte, stoppte sie jede Bewegung ihrer Finger und sah zu, wie die Glasscherben in den Papierkorb rieselten. Erst dann drehte sie sich um und sah ihn an. »Ich denke, jemand hat die Lösung gefunden oder war zumindest knapp davor.«
»Und woher weißt du das?«
»Ich weiß es nicht, ich glaube nur, dass es genügend
Unterlagen gibt, die diese Vermutung stützen. Bevor ich beauftragt wurde, die Dateien zu stehlen,
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