Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
was ihn mächtig ärgerte. Warum schaffte sie es immer wieder, einen derartigen Aufruhr in ihm zu verursachen? Bisher hatte er sich stets mühelos von allem und jedem abkehren können, und plötzlich war sein Leben ganz eng mit dem ihren verwoben, und er wusste, dass er es nie schaffen würde, sich aus dieser Verbindung zu lösen. Ihre Lippen auf seiner Haut zu spüren sandte ein wohliges Kribbeln in seine Lenden. Es wäre so viel einfacher gewesen, wenn er es nur mit dieser explosiven Chemie zu tun gehabt hätte, die zwischen ihnen brodelte, aber er wusste, dass da viel mehr war. Am liebsten hätte er sie Huckepack genommen und weggeschleppt. In seine
geliebten Berge, wo sie nie jemand fände, nicht einmal die anderen Schattengänger. Dort wäre sie in Sicherheit, und er könnte dafür sorgen, dass nichts mehr zu ihr vordrang, was ihren Körper und ihre Seele so sehr belastete.
Dahlia schmiegte sich an ihn, zog seinen Kopf zu sich herab und presste ihren Mund an sein Ohr. »Dein Energieniveau steigt, aber daran ist nichts Sexuelles. Du lässt dich dazu hinreißen, dich über mich zu ärgern. Ich bin so, wie ich bin, Nicolas. Wenn du vorhast, mit mir Zeit zu verbringen, musst du mein Wesen akzeptieren.« Sie beugte sich zurück, um ihn anzusehen; aus ihren dunklen Augen sprach tiefster Ernst. »Ich möchte, dass du dir genau darüber im Klaren bist, was es bedeutet, mit mir zusammen zu sein. Ich werde nie die Frau sein, die du zum Abendessen ausführen oder mit der du ins Theater gehen kannst. Dafür bin ich einfach nicht geschaffen, dazu fehlt mir die nötige Kontrolle über meine Reaktionen. Denk darüber nach, wie das Leben mit mir tatsächlich aussehen würde, und ergehe dich nicht in Fantasien, die so weit von der Wirklichkeit entfernt sind, dass sie nicht länger als einen Tag oder zwei überdauern würden.«
»Ich träume davon, mit dir allein zu sein, nicht in einem Restaurant oder einem Theater. Ich bin gerne allein mit dir. Ich bin nicht der Typ, der ständig fremde Menschen um sich herum braucht.«
Sie spürte, wie die Wucht der Gewalt auf sie einprallte und sie durchdrang. Sie klammerte sich fester an Nicolas, vergrub das Gesicht an seiner Brust, suchte Schutz bei dem Mann, der einzigen Zuflucht vor den gewaltsamen Nachwirkungen eines Mordes, die ihr geblieben war. Ihr Atem ging jetzt stoßweise. Sie schloss die Augen, wusste, dass der Körper im Wasser schwamm und niemand es
bemerkt hatte. Der Mann in dem blauen Hemd war mit einem gezielten Messerstich außer Gefecht gesetzt und über Bord gestoßen worden, doch er war noch am Leben, als das Wasser über ihm zusammenschlug und ihn in die Tiefe zog, wo niemand seinen letzten, verzweifelten Kampf ums Überleben sehen konnte. Sie jedoch spürte ihn. Und sie spürte auch, wie seine letzte Lebensenergie nach oben stieg und nach Aufmerksamkeit und Gerechtigkeit schrie.
Ihre Kehle schwoll an, wurde so eng, dass sie kaum noch Luft bekam. Die negative Energie der Gewalttätigkeit traf ihren Körper wie ein Rammbock und zwang sie in die Knie, obwohl Nicolas sie festhielt. Sie konnte nichts mehr sehen, konnte nicht mehr denken, der Druck in ihrem Kopf und in ihrem Gehirn stieg ins Unermessliche.
Nicolas zog sie an seine Brust, und sie musste es hilflos geschehen lassen. Zu schwach, um ihm zu bedeuten, dass sie diese Energie loswerden musste oder in Ohnmacht fallen würde, starrte sie verzweifelt aufs Wasser. Zu viele Gefühle brodelten in ihrem Magen und belasteten sie noch zusätzlich zu diesem Ansturm negativer Energie.
»Sieh mich an, Dahlia.«
»Nein!« Sie zischte ihm ihre Weigerung entgegen, biss die Zähne zusammen und kämpfte gegen das Bedürfnis an, lauthals zu schreien und sich gegen ihn zu wehren. Ihr ganzer Körper stand in Flammen, verbrannte sie von innen heraus.
Nicolas’ Finger krallten sich in ihren Arm, er schüttelte sie einmal kurz. »Teile die Energie mit mir. Er ist ein Profi, Dahlia. Er hat mitten in dieser Menschenmenge getötet, und niemand hat es gesehen«, sagte Nicolas grimmig. »Wenn Flammen hier an Deck hochschlagen oder du anfängst, dich zu übergeben, wird er auf uns aufmerksam.«
Leise fluchend krümmte sie sich vor Schmerzen. Kalter Schweiß brach ihr aus allen Poren. In diesem Augenblick hasste sie Nicolas. Weil er sie in diesem Zustand sah, verwundbar und am Ende ihrer Kräfte. Verflucht sollte er sein, dass er darauf bestanden hatte, mit ihr zu kommen, und verflucht, weil er Zeuge ihres Zusammenbruchs wurde. Wenn
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