Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)
mehr zu sagen gab – das konnte noch nicht alles sein. Wie konnte sie sich mit einem synthetischen Herzen mittels Teleportation bewegen? Es wäre ausgeschlossen, dass die Moleküle sich aufspalteten und sich dann wieder zusammensetzten – es sei denn, sie bewegten sich beim Teleportieren tatsächlich schneller als Licht … Er schüttelte den Kopf und wartete.
»Was weißt du über Nanotechnologie?«
Er zuckte die Achseln. »Ich habe mich natürlich mit ihr befasst. Sie ist faszinierend und besitzt das Potenzial, die Welt in vieler Hinsicht zu verändern. Im Grunde genommen geht es darum, komplexe Funktionssysteme auf molekularer Ebene zu konstruieren.« Er unterbrach sich, denn ihm stockte plötzlich der Atem.
Sie nickte bedächtig. »Whitney ist wild auf Nanotechnologie. Er arbeitet daran, eine Methode zu perfektionieren, wie ein Gerät durch den Körper reisen und Krebszellen zerstören kann.«
»Aber er benutzt Menschen für seine Experimente.«
Sie nickte. »Ich habe die Unterlagen über eine Frau gelesen, die er vorsätzlich mehrfach mit Krebs infiziert hat.«
»Flame. Iris. Sie ist mit Gator verheiratet.«
Azamis dunkle Augen sahen ihn fest an. »Whitney sieht das als eine enorme Vergeudung an. Er glaubt, dass sie keine Kinder haben kann, und daher hat sie Gator in seinen Augen so gut wie unnütz gemacht – er dient ihm nur noch als Soldat, der den Tod anderer Soldaten verhindern kann. Im Grunde genommen hat er über dich dasselbe gesagt, Sam. Und du fühlst dich zu mir hingezogen.«
»Selbst wenn er mich auf dich fixiert haben könnte, nachdem du schon lange fort warst, wie hätte er dich auf mich fixieren können? Er kannte mich damals noch nicht. Er hatte keinen Zugang zu dir. Und du fühlst dich zu mir hingezogen, Azami, ganz gleich, was du sagst. Sowohl seelisch als auch körperlich ziehe ich dich an.«
Ein kleines Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht. »Das bestreite ich doch gar nicht, Sam. Ich versuche lediglich, dir den Gesamtzusammenhang bewusst zu machen, ehe du mit beiden Füßen und geschlossenen Augen zum Sprung ansetzt.«
»Willst du damit sagen, dass er dich mit Krebs infiziert hat?«
»Du weißt, was ich damit sagen will. Die Nanotechnologie kann sich nicht über die physikalischen Gesetze hinwegsetzen. In der Theorie besteht die Möglichkeit, einen Gegenstand Atom für Atom von der Stelle zu bewegen. Es ist machbar, ebenso wie Teleportation den physikalischen Gesetzen nicht widerspricht. Es werden schon heute Nanosysteme mit Tausenden von interaktiven Komponenten entwickelt, und Whitney geht einen Schritt weiter, indem er integrierte Systeme entwickelt, die wie unsere eigenen Zellen mit Systemen innerhalb von Systemen funktionieren.«
»Willst du damit sagen, er hat eine Möglichkeit gefunden, unter Verwendung eines Kohlenstoffnanoröhrengerüsts ein Herz zu konstruieren?« Sam versuchte, sich seine Aufregung nicht anhören zu lassen, aber wer hätte so etwas nicht aufregend gefunden? »Das ist unmöglich. Die Rekonstruktion von Knochen fängt gerade erst an, und Knochen sind linear. Kohlenstoffnanoröhren sind eindimensional. Niemand ist bisher dahintergekommen, wie man sie formt.« Er sah ihr fest in die Augen. »Oder doch?«
Sie antwortete ihm nicht, und seine Gedanken überschlugen sich angesichts der Möglichkeiten. Er schüttelte den Kopf und sprach seine Gedanken laut aus. »Man müsste die Probleme mit dem Giftgehalt und der Abstoßung lösen. Die zellulären und die azellulären Komponenten müssten außerhalb des Körpers gezüchtet werden, ehe das beschädigte Herz durch ein voll funktionsfähiges Nanoherz ersetzt werden kann. Wie zum Teufel ließe sich das vor der Transplantation machen?« Er packte ihre Arme. »Das wäre ein Wunder, Azami. Es kann nicht möglich sein. Wie zum Teufel könnte es Whitney gelingen, aus Kohlenstoffnanoröhren ein Herz zu konstruieren?«
»Ein solches Herz würde nur so funktionieren müssen wie ein menschliches Herz. Es müsste nicht unbedingt so geformt sein wie ein menschliches Herz«, hob Azami hervor.
»Richtig, aber das Herz muss immer noch die Funktion eines menschlichen Herzens erfüllen«, wandte Sam ein, »was der Form Grenzen setzt. Im Moment machen sich Wissenschaftler gerade die ersten Gedanken darüber, Kohlenstoffnanoröhren für Knochen zu verwenden, weil sie sie nicht formen können. Ein Herz kann nicht linear sein.«
»Nein, sogar ein Nanoherz würde einen Pumpzyklus durchlaufen müssen, der sauerstoffarmes Blut
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