Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)
stieß ihn langsam durch die Zähne aus und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Einsatzzentrale und Sam zu. Ehe sie sich davon abhalten konnte, hob sich ihre Hand zu dem Bildschirm, und ihre Finger strichen über sein Gesicht. Der Puls hämmerte in ihren Schläfen, und sie schluckte mühsam. Sam, ihr geliebter Sam, war für Whitney nichts weiter als Müll, genau das, was sie für ihn gewesen war. Er sah nichts von Sams Brillanz – oder vielleicht sah er sie doch und fürchtete sie. Whitney würde nicht wollen, dass die Intelligenz eines anderen mit seinem gewaltigen Ego rivalisierte.
Zum allerersten Mal ging ihr auf, dass Whitney, wenn er einen Mann wie Sam verachten konnte, einfach auch einen riesigen Fehler gemacht hatte, als er sich sie vom Hals geschafft hatte. Whitney war nicht ganz so klug, wie er selbst glaubte. Man warf keine wertvollen Ergebnisse von Experimenten weg, um anderen Menschen etwas heimzuzahlen. Der zweite Fehler, den er eindeutig gemacht hatte, bestand darin, dass er nicht im Auge behalten hatte, was aus ihr geworden war. Er hatte keine Ahnung, dass die unbrauchbare kleine Thorn tatsächlich die brillante Azami Yoshiie war und dass sie hinter ihm her war.
Sie ließ ihre Hand auf dem Bildschirm auf Sams Gesicht liegen, als der General seine Gefühle mit einem raschen, ungeduldigen Achselzucken abschüttelte und Sam eine Hand auf die Schulter legte, ehe er ihm barsch antwortete.
»Wenn Ryland dich in diesem Team haben will, liegt die Entscheidung bei ihm.«
»Sind Vorkehrungen für den Transport getroffen worden?«, fragte Ryland.
»Das steht alles da drin«, sagte General Ranier, und sein Tonfall triefte vor Empörung. »Aber ich würde mich auf nichts verlassen. Nicht auf eine einzige Person, die in diese Angelegenheit verwickelt ist. Und noch etwas, Ryland, verlassen Sie sich nicht auf Ihren Abtransport, falls der Teufel los ist. Noch nicht einmal auf Ihren Fluchtweg.«
»Ich habe verstanden, Sir.«
Azami schloss kurz die Augen. Der General hatte leicht reden. »Verlasst euch nicht auf euren Fluchtweg.« Aber das Team brauchte nicht nur einen Abholpunkt, sondern auch noch eine Alternative für den Fall, dass es ein böses Ende nahm. Was würden sie tun, wenn ihnen keiner der beiden Wege offen stand? Ihr schwirrte der Kopf, als sie die Möglichkeiten durchging. Es mochte zwar sein, dass sie die Männer nicht in den Kongo begleiten konnte – es wäre Blödsinn, mit einem bestens eingespielten Team in die Schlacht zu ziehen, wo jeder genau vorhersagen konnte, was alle anderen tun würden –, aber das hieß noch nicht, dass es nicht Dutzende von anderen Formen der Unterstützung gab. Und sie hatte die Geräte und die Technologie, ihnen diese Unterstützung zukommen zu lassen.
»Haltet euch pünktlich zum Aufbruch bereit. Wir werden einen zivilen Learjet bereitstehen haben, der euch hinbringt. Haben Sie die Anordnung gelesen, Ryland?«, fragte General Ranier. »Sie stellen in Abrede, dass ein Captain mit seinem Team zu einem solchen Einsatz aufbrechen sollte. Es wäre ihnen lieb, wenn Sie bei diesem Einsatz nicht dabei wären.«
»Sie kennen den Grund, Sir, warum ich mitwill. Nicht alle Angehörigen meines Teams sind Anker. Wir sind nicht so wie andere geheime Einheiten, und das wissen Sie. Einige meiner Männer würden ohne einen Anker nicht überleben. Lily arbeitet mit denen, die keine Anker sind, aber die Reizüberflutung ist immer noch so groß.« Er sah dem General in die Augen. »Wir rechnen damit, dass Sie sie uns vom Hals halten, Sir, damit wir so vorgehen können, wie es uns möglich ist. Wir können nicht mit anderen Menschen zusammenleben, und unsere Einheit ist zwangsläufig ein enger Verband. Es geht gar nicht anders. Ich bin der Meinung, das Gute, das wir tun, überwiegt gegenüber allem Negativen. Wir sind noch nie bei einem Einsatz gescheitert.«
»Ich halte sie euch vom Hals«, erwiderte der General, und sein Gesicht nahm den Gesichtsausdruck einer Bulldogge an. »Und ich werde herausfinden, wer hinter diesen Befehlen steckt.«
»Ich glaube, wir wissen beide, wer hinter dem Befehl steckt«, sagte Ryland.
Der General zuckte die Achseln. »Ich muss herausfinden, wer seine Marionette ist, und sie ausschalten.«
Azami lächelte voller Genugtuung. Endlich jemand, der so dachte wie sie. Whitney von den Trägern der Macht abschneiden. Dann würde er verzweifeln und einen Fehler machen. Sein Ego war viel zu groß, um längere Zeit ohne den Wunsch auszukommen, das Militär
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