Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)
und das Land in die Richtung zu führen, die es seiner Meinung nach einschlagen sollte.
Sam, es ist jemand in seinem Büro, der den Verdacht auf den General gelenkt hat. Jemand, dem er vertraut, versorgt Whitney mit Informationen über euch alle. Whitney muss die Studie über Zenith der zweiten Generation aus dem Büro des Generals entwendet haben, nicht aus Lilys Computer. Deshalb war auf ihrem Computer nichts zu sehen.
Azami durfte nicht zulassen, dass Sam seinen Ziehvater weiterhin verdächtigte. Sie mussten den Verräter finden und ihn von Whitney abschneiden. Wenigstens um dieses Problem konnte sie sich kümmern.
Sam räusperte sich. »Whitney hat die Studie, die Lily über Zenith der zweiten Generation angefertigt hat. Wir haben ihren Computer gemeinsam mit Experten untersucht, und er ist sauber. Der einzige andere Mensch, der diese Information hatte, waren Sie. Wir wissen schon seit geraumer Zeit, dass jemand Whitney Informationen zukommen lässt, und wir hatten den Verdacht, diese Informationen kämen aus Ihrem Büro. Er wusste zu genau über unsere Befehle Bescheid und war über Dinge informiert, die nur aus einer Quelle in Ihrer Nähe kommen konnten.«
Ranier riss seinen Kopf hoch. Azami schnappte nach Luft. Er wusste, dass sie ihn verdächtigt hatten. Ohne Scharfsinn stieg man nicht zu seinem Posten auf. Seine grauen Augenbrauen zogen sich zusammen, und zum ersten Mal fand sie, er sähe schrecklich imposant aus. Er warf einen finsteren Blick auf seinen Sohn und sah dann Ryland an.
»Ihr hattet den Verdacht, ich hätte mich mit diesem verabscheuungswürdigen Irren eingelassen? Nach allem, was er meinem Sohn angetan hat? Was er euch allen angetan hat? Soldaten? Frauen? Ihr habt geglaubt, ich schicke euch in den Kampf, damit ihr abgeschlachtet werdet?«
»Nein, Sir«, sagte Sam. Seine Stimme klang glaubhaft. »Ich dachte, Sie würden hinter Ihren Mitarbeitern stehen. Sie vertrauen ihnen. Wie bei Colonel Higgens würde es Ihnen schwerfallen, einen von ihnen zu verdächtigen, dass er uns verrät.«
Bei der Erwähnung von Colonel Higgens zuckte Ranier zusammen. Der Mann hatte gegen das Schattengängerprogramm gearbeitet, indem er versucht hatte, sie ermorden zu lassen. »Ihr hättet es mir sagen sollen.«
»Hätten Sie uns geglaubt, Sir?«, fragte Sam.
»Darum geht es nicht. Zumindest wäre ich vorsichtiger gewesen. Ich habe schon seit Jahren denselben Adjutanten und dieselbe Sekretärin. Keiner von beiden würde sein Land oder mich verraten. Vielleicht ist jemand in meinen Computer eingedrungen. Wobei … Art Pattersons Büro war nicht weit von meinem. Er war nicht eingeweiht, dass diese Studie vorliegt, aber es könnte ihm gelungen sein, in den Computer reinzukommen …«
»Aus eben diesem Grund sind Ihnen Lilys Forschungsergebnisse nie über Computer zugeschickt worden«, rief ihm Ryland ins Gedächtnis zurück.
Azami ging in Gedanken durch, was sie über die beiden Verdächtigen wusste. Lt. Col. Andrew Chapman war Junggeselle und Soldat durch und durch. Er hatte in mehr als einem Krieg gemeinsam mit General Ranier gedient und ihm tatsächlich bei einer Gelegenheit das Leben gerettet. Sie standen in dem Ruf, neben ihrer Arbeit auch enge Freunde zu sein.
Melanie Freesha war Zivilistin mit einer hochrangigen Unbedenklichkeitsbescheinigung und hatte früher eine Zeit lang im Weißen Haus gearbeitet, ehe sie vor etlichen Jahren ihre Arbeit für Ranier aufgenommen hatte. Sie stand in einem makellosen Ruf. Azami verstand Loyalität fast besser als jeden anderen Charakterzug. Sie war loyal gegenüber ihrem Vater, Daiki und Eiji, und sie würde sie bis zum Tod verteidigen. Jetzt war Sam in diesen kleinen Kreis von Menschen aufgenommen worden, denen sie genügend vertraute, um ihnen loyal zu sein.
»Andy und Melanie sind schon seit Jahren bei mir. Andy und ich sind gemeinsam in der Rangordnung aufgestiegen. Er ist ein guter Soldat. Wenn er nicht gewesen wäre, stünde ich jetzt nicht hier. Mehr als einmal haben wir uns aus brenzligen Situationen freigekämpft. Er ist ein standhafter und zuverlässiger Mann mit einem guten Verstand und extremer Loyalität gegenüber seinem Land. Er ist Berufssoldat und frei von jeder Spur von Unredlichkeit. Er würde ebenso wenig zum Verräter, wie er eine Waffe ziehen und auf den Präsidenten schießen würde.«
Die Augenbrauen des Generals schafften es irgendwie, sich noch enger zusammenzuziehen, und sein Blick war so finster, dass es Azami nicht gewundert hätte, wenn
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