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Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)

Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)

Titel: Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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man ihm ohnehin nicht den Gehorsam.

8.
    Schrille Schreie drangen an Sams Ohren und rissen ihn abrupt aus dem Tiefschlaf. Die Laute eines besinnungslosen Tieres, das unerträgliche Schmerzen hat. Ein erbärmliches Heulen. Flehen, unzusammenhängende Aufschreie. Er sprang auf und raste durch den langen Flur. Der kahle weiße Korridor war schmal und erstreckte sich anscheinend über Meilen vor ihm. Die Schreie wurden lauter und klangen noch gequälter, das Flehen wurde unverständlich, war aber immer noch eindeutig als ein Betteln zu erkennen, und die Stimme nahm die Tonlage eines Kindes an.
    Sein Herz schlug heftig, als er an großen Fensterscheiben vorbeikam. Er schaute in die Räume hinein, während er an ihnen vorbeilief, und ihm wurde eiskalt. Ein Raum nach dem anderen war leer, aber die Folgen des Gemetzels waren überall zu sehen. Blut war an die Wände gespritzt, tropfte beständig von Stahltischen, und auf dem Boden bildeten sich dunkle Pfützen. Weiße Krankenhauskittel waren achtlos zur Seite geworfen worden, ebenso Tabletts mit chirurgischen Instrumenten, alle mit einem düsteren Weinrot beschmutzt.
    Sein Mund war trocken, und er trieb sich zu größerer Geschwindigkeit an, rannte so schnell, dass er nur noch als verschwommener Umriss zu erkennen war, und trotzdem ging der Flur vor ihm immer weiter. Die Schreie begannen zu verklingen und in ein heiseres, keuchendes Flehen überzugehen, das ihm das Herz zu zerreißen drohte. Er fand den letzten Raum, in dem sich noch Männer in Kitteln voller Blutflecken und mit kleinen Gesichtsmasken drängten. Sie waren über einen kalten Operationstisch gebeugt. Dicke Blutstropfen quollen stetig aus einem Patienten, den er nicht sehen konnte. Das Kind wand sich und keuchte und flehte, seine Stimme von Entsetzen und Schmerz erfüllt.
    Ein Wachposten, der an der Tür aufgestellt war, kam aus den Schatten und stürzte sich auf ihn. Die Klinge eines Messers funkelte hell, als Licht aus dem Operationssaal auf sie fiel. Er schlug die Hand mit dem Messer nach unten und packte das Handgelenk, während er dem Wächter seine andere Faust in die Kehle schmetterte. Der Mann fiel würgend nach hinten, und Sam blieb in Bewegung, stürmte voran und trat die Tür zum OP auf. Um ihn herum zersplitterte Glas, barst in den Raum hinein und überzog die blutfleckigen Kittel, die ihm an nächsten waren, mit langen Splittern und tödlichen Scherben.
    Er warf den nächstbesten Mann an die Wand und ging zwischen ihnen hindurch, als seien sie nichts weiter als Ausschneidepuppen. Er stieß sie aus dem Weg und erreichte den Tisch aus rostfreiem Edelstahl und das Kind, das an dem kalten Metall festgeschnallt war. Blut rann aus dem Körper des kleinen Mädchens, denn ihr Brustkorb war aufgeschlitzt worden. Ihre Augen waren weit aufgerissen und starrten ihn an, voller Grauen, Entsetzen und Schmerz. Sie hatte asiatische Gesichtszüge, doch ihr Haar war so weiß wie Schnee.
    »Jetzt kann dir nichts mehr passieren, Kleines«, flüsterte er mit zugeschnürter Kehle. So etwas hatte er noch nie gesehen, ein kleines Kind, das wie ein Insekt seziert wurde. »Ich bin da. Ich werde nicht zulassen, dass sie dir jemals wieder wehtun.« Tränen brannten in seinen Augen, als er die Arme nach ihr ausstreckte. »Ich bringe dich zu jemandem, der dir helfen kann.«
    Er fand die Riemen, mit denen sie an den Tisch geschnallt war. Die Riemen schnitten so tief in ihre zarte Haut, dass auch ihre Handgelenke und ihre Knöchel bluteten. Vor Wut und Empörung fluchend drehte er sich zu den gesichtslosen Ungeheuern um, die so etwas getan hatten.
    »Warum?«, fragte er und ging drohend einen Schritt auf sie zu. Zum ersten Mal in seinem Leben wollte er einen anderen Menschen töten.
    »Für die Wissenschaft, was denn sonst.« Die körperlose Stimme klang normal und ließ keine Spur von Furcht vor ihm erkennen. Der Chirurg zog die blutigen Handschuhe aus und warf sie achtlos ins Spülbecken. »Sie ist Ausschussware, absolut unnütz. Ich habe ihrem Leben einen nützlichen Zweck gegeben. Sie versteht das.«
    Sam ging einen Schritt auf den Chirurgen zu. Es juckte ihn in den Fingern, ihm die Hände um den Hals zu schlingen und zuzudrücken, bis kein Leben mehr in dem Körper war. Der Mann entfernte seinen Mundschutz mit derselben achtlosen Präzision, und Sam stellte fest, dass er Dr. Peter Whitney gegenüberstand. Mit einem Fluch ging er einen weiteren Schritt auf das Monster zu. Der Atem des Mädchens rasselte in ihrer Brust, und als

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