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Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)

Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)

Titel: Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Sam sich schleunigst zu ihr umwandte, sah er, dass ihre mandelförmigen Augen glasig wurden.
    »Nein, Kleines«, flüsterte er. »Bleib bei mir«, redete er ihr gut zu. »Bleib bei mir.«
    Er starrte auf dieses Kindergesicht hinunter. Sie kam ihm so bekannt vor. Er konnte sich dieses seidige weiße Haar nicht erklären, denn die dunklen Augen wurden von dichten schwarzen Wimpern umrahmt, und ihre Haut war so zart. Er erkannte ihr Gesicht, kam aber trotzdem nicht auf ihren Namen.
    » Bitte «, flehte er und hatte Angst davor, sie hochzuheben. Sie war wie eine kaputte Puppe, und er würde ihr mit jeder Berührung Schmerzen bereiten, ganz gleich, wo er sie anfasste. »Bleib bei mir«, wiederholte er.
    »Mach die Augen auf«, antwortete sie leise. »Ich gehe nicht fort.«
    Sam blinzelte. Über ihm nahm dasselbe verschwommene Gesicht allmählich Gestalt an, jetzt älter und nicht mehr schmerverzerrt, sondern heiter und gefasst. Er blinzelte noch einmal und versuchte zu verstehen, was hier geschah. Das Kind hatte weißes Haar, aber das Haar dieser Frau war mitternachtsschwarz.
    »Sam, sieh mich an. Komm zu dir. Du hattest wieder einen Albtraum.«
    »Azami.« Er hauchte ihren Namen. Sein Herz machte bei ihrem Anblick einen Freudensprung. »Du bist so verflucht schön.«
    Sie strich ihm zart über das Haar, doch er fühlte die berührung bis in seine Knochen. »Du hattest einen Albtraum.«
    Er packte ihre Hand. Ihre Finger ballten sich augenblicklich zur Faust, und sie trat einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. Er bog ihre Finger einen nach dem anderen auseinander und legte ihre Hand auf sein Herz. Sein Blick suchte ihren. Sie senkte die Lider nicht, sondern ließ ihn sehen, wer sie war. Der Atem stockte ihm in der Kehle, und er hob eine Hand zu ihrem seidigen schwarzen Haar, das dicht an ihrem Kopf anlag.
    »Dein Haar war weiß«, flüsterte er. »Das Kind in meinen Albträumen warst du, aber du hattest weißes Haar.«
    Azami presste ihre Lippen aufeinander und nickte langsam. »Es wäre mir lieber, dich in dem Glauben zu lassen, dass ich schön bin. Aber vermutlich wirst du früher oder später erfahren müssen, dass es gar nicht wahr ist.« In ihrem Lächeln schwang eine Spur von Wehmut mit. »Du hast mir das Gefühl gegeben, schön zu sein.«
    Sam setzte sich auf und wartete dann einen Moment, bis der Raum um ihn herum nicht mehr wankte und der stechende Schmerz, der durch seinen Leib zuckte, nachließ. Er gab ihrer Hand einen Ruck, um sie nah an das Bett zu ziehen, bis sie sich entweder vorbeugen oder sich auf die Bettkante setzen musste. »Du bist wunderschön, Azami.«
    Sie legte zaghaft eine Hand auf ihr Haar. Zum ersten Mal wirkte sie wahrhaft verletzlich. »Es ist nicht echt.«
    Er grub seine Finger in die dichte Mähne, ballte sie zur Faust. »Das ist keine Perücke, Honey. Ich kann den Unterschied zwischen echtem Haar und einer Perücke erkennen.« Ihr Haar fühlte sich an wie reine Seide.
    Ein schwaches Lächeln hob ihre Mundwinkel, doch gleichzeitig schluckte sie schwer. Sam ließ die Hand in ihrem Haar und presste mit der anderen ihre Handfläche auf seine Brust.
    »Sag mir, was los ist.« Das wollte sie ganz offensichtlich nicht. Ihre Enthüllung musste für sie eine Frage des Stolzes sein. Es ging um den Stolz einer Frau, nicht um den Stolz eines Samuraikriegers. Das war ihm schon allein deshalb klar, weil ihr Blick für einen Sekundenbruchteil flackerte. Sie war Azami Yoshiie, ein gründlich ausgebildeter Samurai, und sie zauderte nicht lange, doch das winzige Zögern, kurz bevor sie ihr Kinn in die Luft reckte und ihm fest in die Augen sah, war ihm nicht entgangen.
    »Die Farbe. Ich färbe es. Mein Haar ist schon grau oder, genauer gesagt, weiß. Mein Haar ist weiß geworden, als ich noch ein Kind war – etwa im Alter von drei Jahren.«
    Glühende Wut durchzuckte ihn, ein Gefühl von der Heftigkeit eines Vulkanausbruchs. Er war so erschüttert wie noch nie zuvor. Im Alter von drei Jahren.
    »Wie lange hatte dieses Monster dich in seiner Gewalt?« Er stellte die Frage mit gesenkter Stimme, denn nur so konnte er seine Stimme beherrschen.
    Azami stritt das Offensichtliche nicht ab. Sie zuckte die Achseln. »Ich war acht, als mein Herz versagt hat und er mich rausgeworfen hat. Er hat mich in eine Kiste gepackt und mich nach Japan verfrachtet. Seine Männer haben mich in eine dunkle Gasse in einem Stadtteil gebracht, wo sich die Zuhälter und die Menschenhändler herumtrieben, und sie haben mich wie

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