Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)
nichts zu tun hatte, Messer warf und mit welcher Genauigkeit er sein Ziel traf.
Nico hob die Hand. »Lasst uns darüber nachdenken. Wenn wir uns wirklich der Mordtheorie anschließen, dann ist sowohl der Unfall in der Damentoilette als auch der Autounfall sehr gut machbar. Jeder Killer, der etwas taugt, könnte einen Wagen präparieren oder das Ding mit dem Waschbecken drehen. Nur der Tod des Majors gibt uns mehr Rätsel auf, stimmt’s?«
Kaden nickte. »Dabei scheint es gerade bei seinem Tod unwahrscheinlicher als bei den beiden anderen, dass es sich um einen Unfall handelte.«
Kyle schlüpfte mit einem breiten Grinsen in den Raum zurück. Er knallte eine Dose Erdnüsse vor Jonas auf den Tisch. »Dann zeig mal, was du kannst.«
Gator sprang fast über den Tisch. »Ich will es versuchen. Gib mir ein paar Erdnüsse.« Er wartete gar nicht erst ab, sondern griff in die Dose.
»Ich habe gesagt, ich könnte das Ziel mit einem Messer treffen«, sagte Jonas und hielt ein heimtückisches Wurfmesser mit einer fünf Zentimeter langen Klinge hoch. »Fangt an zu reden. Dann sehen wir ja, ob ich das Timing richtig hinkriege.«
Kyle warf eine Erdnuss nach Jonas’ Mund, während dieser sprach. Die Erdnuss traf seine Nase, und schon ging es rund. Angehörige des Teams grapschten nach Erdnüssen, schnippten sie unter brüllendem Gelächter durch die Luft, warfen damit oder knabberten sie. Währenddessen nahm Sam sehr deutlich wahr, dass Ryland stumm blieb. Sams Magen verkrampfte sich. Er kannte Ryland. Der Mann war nicht Anführer des Teams, weil er dumm war. Diese stechenden grauen Augen waren auf sein Gesicht gerichtet, mit festem Blick und ohne mit der Wimper zu zucken. Sam schwieg beharrlich, zwang ihn zu fragen, wenn er weitere Informationen haben wollte.
Der Raum drehte sich ein bisschen, und er hoffte fast, er würde einfach ohnmächtig werden, damit er es hinter sich hatte. Von einer echten Ohnmacht würde er sich nie wieder reinwaschen können, falls es tatsächlich dazu kam. Für den Rest seines Lebens würden Gator und Tucker dramatisch zu Boden gehen und bei jeder Gelegenheit bühnenreife Schwindelanfälle vortäuschen, um ihn daran zu erinnern, doch es könnte die Sache wert sein, wenn er sich damit Rylands Fragen entziehen konnte. Sam klammerte sich fest an den Tisch, um nicht zu wanken. Bei jeder Bewegung nahm er den pochenden, pulsierenden Schmerz in seinen verletzten Eingeweiden deutlich wahr. Bisher hatte er den stechenden Schmerz abblocken und ihn auf ein dumpfes Pochen beschränken können, doch jetzt schien sich sein Pulsschlag dem Takt der hämmernden Wunde in seinem Leib angepasst zu haben.
Ryland stieß einen Seufzer aus. »Du bist verdammt halsstarrig, Sam. Gibt es einen Grund dafür, dass du nicht mit sämtlichen Informationen rausrückst?«
Die anderen Männer stellten ihre Possen ein. Nur Gator stopfte sich noch eine Handvoll Erdnüsse in den Mund und kaute geräuschvoll darauf herum, während sie alle auf Sams Antwort warteten.
Sam zuckte die Achseln. »Ich habe gesehen, wie Ms. Yoshiie im Kampf ein Blasrohr eingesetzt hat. Es war sehr klein, und als ich den Bericht gelesen habe, ist mir klar geworden, dass ein kleines Blasrohr leicht in die Hand eines Mannes passen würde und dass er es vielleicht schaffen könnte, wenn er gut genug wäre, Gift tief in eine Kehle zu schießen.«
Jetzt konnte er sich nicht einfach zurückziehen. Er musste hören, was diese Enthüllung nach sich zog. Für sich allein genommen, hatte es noch gar nichts zu bedeuten, dass Azami ein Blasrohr besaß. Himmel noch mal, er würde wahrscheinlich ohnehin ohnmächtig werden, wenn er aufstand, um rauszugehen.
»Du siehst nicht besonders gut aus.« Gators Stimme klang plötzlich besorgt. »Tucker, schaffen wir ihn von hier fort.«
»Mir fehlt nichts.« Wenn sie die Gründe erörtern würden, warum Azami ein Blasrohr hatte, wollte er jedes Wort hören. Bedauerlicherweise verschwammen auch die Geräusche um ihn herum. Er sah sich im Raum um, sah Münder, die sich bewegten, hörte aber kein Wort.
Ryland erhob sich plötzlich, und die meisten seiner Teamkameraden sprangen ebenfalls auf. Tucker und Gator waren vor allen anderen an seiner Seite und stützten seine kräftige Gestalt.
»Jetzt reicht es, Springer, raus mit dir«, sagte Ryland. »Bringt ihn in sein Zimmer zurück. Ich sorge dafür, dass Lily nach ihm sieht.«
Er hatte nicht die Kraft, Einwände zu erheben, und wenn Ryland in diesem Tonfall sprach, verweigerte
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