Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)
und dem weißen Haar? Ihm war es doch genauso gegangen – er hatte sich nie irgendwo zugehörig gefühlt, bevor er Schattengänger geworden war.
»Du gehörst zu mir, Azami. Deine Familie wird meine Familie sein. Meine Familie – die Schattengänger – wird unsere Familie sein.«
»Du bist ein sehr gefährlicher Mann, Sam Johnson«, flüsterte sie. »Du stehst da und führst mich mit deinen schönen Worten über eine gemeinsame Zukunft in Versuchung, der Teufel in Bluejeans, und du siehst so gut aus, dass es unmöglich ist, dir zu widerstehen. Ich weiß selbst nicht, warum ich bei dir nicht Nein sagen kann.«
Er strahlte über das ganze Gesicht. Seine Arme schlangen sich um sie und zogen sie ganz eng an ihn. »Das wird mir in Zukunft zugute kommen.« Er senkte noch einmal den Kopf, weil er der Versuchung ihres himmlischen Mundes nicht widerstehen konnte.
9.
Azami zu küssen brachte ihn dem Paradies so nah, wie er ihm jemals kommen würde, und Sam gestattete es sich, sich in ihr zu verlieren, doch er war Soldat – und Schattengänger – , und ein kleiner Teil von ihm ruhte nie. Er hörte nicht wirklich Schritte, sondern fühlte eher den Hauch von Energien, doch er wusste, dass sie jeden Moment Gesellschaft haben würden. Widerstrebend hob er seinen Kopf und sah dasselbe bedauernde Wissen in ihren Augen. Er würde sich nie Sorgen machen müssen, dass seine Frau Gefahren nicht kommen sah. Ihre Hand war bereits auf den Dolch gesunken, den sie in der Schlaufe ihres raffinierten Gürtels trug. Er war nicht zu sehen, aber er hatte ihn gefühlt, sowie er sie eng an sich gezogen hatte.
Sam trat vor Azami, um sie zu verdecken, ein instinktiver Schritt, der nicht dazu diente, sie zu beschützen – das Energiefeld hatte ihm bereits gesagt, dass Ian McGillicuddy durch den Flur kam, um nach ihm zu sehen. Sämtliche Mitglieder seines Teams sahen abwechselnd nach ihm, aber er war nicht sicher, ob Azami mit ihm gesehen werden wollte oder ob sie die Gelegenheit lieber nutzen wollte, um zu verschwinden.
Ihre Hand glitt über seinen nackten Rücken, eine ihrer kaum wahrnehmbaren Berührungen, doch er fühlte die Woge von Wärme, die sie in sein Inneres verströmte.
Ich schäme mich nicht, mit dir zusammen zu sein, Sam.
Sam ertappte sich dabei, dass er idiotisch lächelte, als Ian die Tür aufstieß. Der Ire blieb abrupt stehen, als er Sam dastehen sah, die Jeans nachlässig zugeknöpft und ohne Hemd, sodass sein verwundeter Bauch und sein nackter Brustkorb zu sehen waren. Sam wusste sofort, dass Ian Azamis Anwesenheit wahrgenommen hatte – es war daran zu erkennen, wie er einatmete, die Stirn in Falten legte und sich irritiert umsah.
»Sie kann nicht hier sein.« Ian klang empört.
Sam ließ sich auf das Bett sinken. Seine Kräfte kehrten langsam zurück, aber auf wackligen Beinen konnte Stehen lästig sein. Der Schmerz seiner Wunde hatte eindeutig nachgelassen. »Warum nicht?«, fragte er mit einer Spur von Angriffslust.
»Sie kann nicht hier sein. Das ist ganz ausgeschlossen. Ich habe vor ihrer Tür Wache gestanden.« Ian sah Azami in die Augen. »Zu Ihrem Schutz, versteht sich.«
»Ja, selbstverständlich, weil in den Fluren hier so viele Feinde herumschleichen«, sagte Azami mit einer angenehmen, melodischen Stimme, die unschuldig und reizend klang.
Ians Stirnrunzeln vertiefte sich, als sei er verwirrt. Sie konnte es doch gewiss nicht so gemeint haben, das hätte jeder gewusst, der sie hörte. »Was tut ihr zwei hier überhaupt?«, fragte er, und der Argwohn verlieh seinem Tonfall etwas Finsteres und Melodramatisches. Er zuckte sogar mit den Augenbrauen wie ein Schurke.
Sam kostete es Mühe, keine Miene zu verziehen. Ian war ein großer, stämmiger Mann mit Sommersprossen. Er hatte überhaupt nichts Fieses oder Bedrohliches an sich, nicht einmal, wenn er es versuchte.
»Azami hat mir gerade erzählt, als sie ihr Zimmer verlassen hätte, um sich nach meiner Gesundheit zu erkundigen, hätte im Flur neben ihrer Tür ein Riese mit rotem Haar geschnarcht.«
»Niemand hätte an mir vorbeikommen können«, beharrte Ian.
Sam grinste ihn an. »Willst du damit etwa sagen, du seist tatsächlich im Dienst eingeschlafen?«
»Nein, verdammt noch mal.« Ian sah ihn finster an. »Ich war hellwach, und sie hat sich nicht an mir vorbeigeschlichen.«
»Das sagst du« , hob Sam hervor, und sein Tonfall war spöttisch, als er die Arme vor seiner Brust verschränkte und sich lässig zurücklehnte. Es machte ihm Spaß, seinen
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