Spiel der Herzen (German Edition)
Dafür, dass du mich daran erinnert hast, wie schön es ist, eine Frau zu sein.«
Er bekam einen Kloß im Hals. »Keine Ursache.«
Doch als er die Brauerei verließ und zum Gasthaus ging, fragte er sich, ob es nicht ein gewaltiger Fehler war, von ihr wegzugehen. Hatte sie möglicherweise recht? War er tatsächlich ein Feigling? Oder wagte er vielleicht doch, ihr zu geben, was sie haben wollte, und damit das Risiko einzugehen, Kummer und Leid zu erfahren?
Nein, in diesem Punkt war er sicher. Er hatte das Richtige getan. Wenn es so sehr schmerzte, eine Frau zu verlassen, die lediglich seine Geliebte gewesen war, wie viel mehr würde es wohl schmerzen, wenn er ihr sein Herz schenkte und sie ihm eines Tages genommen wurde?
Sie hatte behauptet, er habe Angst, ein Wagnis einzugehen. Dabei hatte sie allerdings nicht berücksichtigt, dass jeder Spieler wusste, dass manche Risiken einfach zu groß waren. Und er war ziemlich sicher, dass das Risiko in diesem Fall erheblich zu groß war.
24
In den folgenden Tagen fühlte Annabel sich innerlich taub und leer. Jeden Tag spielte sie das Gespräch mit Jarret in Gedanken noch einmal durch und bestätigte sich, dass sie getan hatte, was sie hatte tun müssen. Und jede Nacht änderte sie ihre Meinung wieder und wünschte, sie hätte seinen Antrag angenommen.
Sie fragte sich, ob es wirklich von Belang war, dass er sie nicht liebte. Immerhin sprach doch eine gewisse Zuneigung aus seinem Bestreben, sie zu heiraten, um sie zu retten, oder etwa nicht?
Doch immer wenn der Morgen graute, wusste sie, dass sie das Richtige getan hatte. Wie konnte sie überhaupt sicher sein, dass er mit dem Glücksspiel aufhörte? Wie konnte sie sicher sein, dass er es nicht eines Tages bedauerte, sie zur Frau genommen zu haben? Außerdem hatte sie nur sein Wort darauf, dass seine Familie Geordie akzeptieren würde.
Sie seufzte. In einem Punkt hatte Jarret recht gehabt – sie musste Geordie die Wahrheit sagen. Sie war wirklich feige. Je länger sie es hinausschob, desto schlimmer würde es werden. Aber ihr fiel immer eine neue Ausrede ein: lieber noch warten, bis er seine anstrengende Woche am örtlichen Gymnasium hinter sich hatte, oder bis nach Ostern, weil es seine Lieblingsfeiertage waren, oder bis …
Sie drückte sich davor, und das war ihr bewusst.
Dabei gab es immer weniger Gründe, es ihm nicht zu sagen. Alles lief gut. Hugh hatte sie damit überrascht, dass er bei Lake Ale die Zügel wieder in die Hand genommen hatte. Er schien ein ganz neuer Mann geworden zu sein. Die Hoffnung, ihr Hellbier über die East India Company vertreiben zu können, hatte sein Selbstvertrauen gestärkt, und er ging seiner Arbeit jeden Tag mit Begeisterung nach.
Deshalb erschrak sie, als sie etwa eine Woche nach Jarrets Abreise einen Blick in sein Arbeitszimmer warf und ihn mit einem Glas Whisky in der Hand an seinem Schreibtisch vorfand. Es war das erste Mal seit ihrer Rückkehr aus London, dass sie ihn etwas Hochprozentiges trinken sah.
Ihr gefror das Blut in den Adern, doch dann merkte sie, dass er gar nicht trank, sondern das Glas nur eingehend im Schein der Lampe betrachtete. Er musste gespürt haben, dass sie in der Tür stand, denn er sagte, ohne sie anzusehen: »Komm herein, Annabel. Ich wollte dich gerade rufen.«
Aus seiner Stimme sprach eine beinahe tödliche Ruhe, die ihr Angst machte. »Was ist passiert?«
»Ich habe gerade eine interessante Klatschgeschichte von Allsopp gehört. Anscheinend ist in London die Rede davon, dass sich meine Schwester auf eine fragwürdige Wette mit einem gewissen Lord eingelassen hat.«
Als er den Kopf hob, sah er sie erbleichen. »Es ist wahr, oder?«
Sie schob das Kinn vor und versuchte, die Situation zu retten. »Ja, ich habe mit ihm darum gespielt, dass er uns hilft. Mein Einsatz war Mutters Ring.«
»Da habe ich etwas anderes gehört.«
»Ich weiß, aber –«
»Und ich glaube nicht, dass Lord Jarret Sharpe einen Ring als Wetteinsatz annehmen würde.« Er sah sie prüfend an. »Aber ich bin ziemlich sicher, dass er sich darum reißen würde, dich in sein Bett zu bekommen, und genau darum soll es bei der Wette gegangen sein.«
Ihr stieg die Hitze ins Gesicht. »Es spielt keine Rolle, um was es bei der Wette ging. Ich habe gewonnen.«
»Du bestreitest es also nicht?«
Sie seufzte. »Hugh, bitte …«
»Dass Lord Jarret eine solche Wette eingeht, überrascht mich nicht, aber dass du sie angenommen hast, erstaunt mich doch sehr.«
»Es tut mir leid, dass
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