Spiel der Herzen (German Edition)
Jarret. »Manche Männer verwetten alles.«
»Manche Frauen auch.« Masters beäugte sie eindringlich.
»Wenn es nicht die Brauerei ihres Bruders ist, was kann dann ihr Einsatz sein?«, fragte Gabe. Als Jarret ihn durchdringend ansah, stutzte er, dann warf er einen Blick auf Miss Lake.
Ihre Wangen hatten die Farbe von Mohnblüten angenommen. Gott, diese Frau war so durchschaubar wie eine Glasscheibe. Und Jarret konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass die Männer im Raum Vermutungen über ihren Charakter anstellten.
»Miss Lake hat mir ihren Ring als Einsatz angeboten«, log er.
Sie sah ihn dankbar an. »Er ist sehr kostbar und eine Menge Geld wert.«
»Ah.« Masters warf Gabe einen vielsagenden Blick zu. »Es geht um einen Ring. Natürlich.«
Beide wussten, dass er Bargeld als Einsatz bevorzugte. Schmuck hatte er noch nie als Zahlungsmittel angenommen. Und da sie Miss Lake nun plötzlich mit neuem Interesse musterten, war klar, dass sie erraten hatten, was er tatsächlich als Einsatz angenommen hatte.
Jarret biss die Zähne zusammen. Er hätte sich niemals darauf einlassen sollen. Nach ein paar strengen Worten hätte er sie besser in ihr Quartier zurückgebracht.
Und warum hatte er es nicht getan?
Weil er wirklich und wahrhaftig geglaubt hatte, sie würde seinen Vorschlag ablehnen. Weil diese Frau eine unglaubliche Fähigkeit besaß, ihn zu provozieren. Und weil sie ihn mit ihren üppigen Reizen erregte, wie es noch nie eine Frau getan hatte.
Es war vollkommen wahnsinnig und konnte zu nichts Gutem führen. Aber bevor es irgendwohin führte, würde er sie in seinem Bett haben. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche.
Gabe musterte sie prüfend. »Sagen Sie, Miss Lake, sind Sie allein nach London gekommen?«
»Natürlich nicht.« Sie machte einen Stich. »Ich bin mit meiner Schwägerin und meinem … Neffen hier.«
Hatte er es sich nur eingebildet oder hatte sie vor dem Wort »Neffen« kurz innegehalten? Ein Grund dafür fiel ihm sofort ein. »Wie alt ist dieser Neffe?«
Sie konzentrierte sich auf ihre Karten. »Das ist ja wohl kaum von Belang.«
»Wenn er Ihr männlicher Begleiter sein soll«, sagte Jarret, »ist es durchaus von Belang. Wie alt ist er? Fünf?«
Sie schluckte. »Wenn Sie es unbedingt wissen wollen – er ist zwölf.«
»Zwölf!«, rief Masters. »Mein Gott, Frau, mit einem Jungen als Beschützer können Sie doch nicht in London umherlaufen! Wie kann Ihr Bruder nur so etwas erlauben?«
»Hugh ist krank«, sagte sie. »Er hatte keine Wahl.«
Jarret zog eine Augenbraue hoch. »Haben Sie ihm denn eine Wahl gelassen?«
Sie klatschte eine Karte auf den Tisch. »Eigentlich nicht.«
Gabe pfiff durch die Zähne. »Wenn du Sie nicht heiratest, Jarret, sollte es jemand anders tun. Sie braucht unbedingt einen Ehemann, der sie vor Schwierigkeiten bewahrt.«
»Das habe ich ihr auch schon gesagt«, brummte Jarret.
»Haben Sie nicht!«, sagte Miss Lake aufgebracht. »Sie sagten, ich brauche einen Aufpasser. Das ist ja wohl etwas anderes. Sie sind zweifelsohne einer von diesen Männern, die glauben, dass man Frauen am besten wie Haustiere im Käfig hält und nur zu Feierlichkeiten ausführt.«
»Also ehrlich, Jarret«, schalt Masters augenzwinkernd, »was hast du nur für eine schlechte Meinung vom weiblichen Geschlecht.« Er beugte sich zu Miss Lake. »Ich versichere Ihnen, gnädige Frau, dass ich niemals so etwas zu einer Dame sagen würde.«
Jarret schnaubte, und Miss Lake sah Masters mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Wahrscheinlich nur, weil Sie die Dame bei Laune halten wollen.«
»Jetzt hat sie dich überführt, Masters«, rief Gabe. »Vielleicht kann Miss Lake ja Gedanken lesen.«
Jarret machte einen Stich. »Kann nicht sein, sonst würde sie keine Mutmaßungen in Bezug auf meine Meinung über Frauen machen.« Er sah sie an. »Anscheinend bin ich hier nicht der Einzige, der nach nur einem Tag Bekanntschaft Vermutungen anstellt.«
»Meine Annahme beruht nicht auf unserer Bekanntschaft, Sir«, erwiderte sie, »sondern auf dem, was Sie gesagt haben. Wenn Sie meinen, eine Frau brauche einen Aufpasser, dann halten Sie sie für unfähig, selbst auf sich aufzupassen. Und das ist eine Beleidigung.«
»Ich wollte Sie nicht beleidigen. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass sich eine Frau in der Stadt anders verhalten muss als auf dem Land. Und wenn sie es nicht tut, braucht sie jemanden, der auf sie achtgibt.«
»Auf dem Land! Ich lebe in Burton. Die Stadt hat fast
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