Spiel der Herzen (German Edition)
sich heranlässt, dass sie auch nur ein Stückchen davon abbrechen könnte«, bemerkte Gabe.
Warum sollte er auch? Frauen wollten einen nur verändern, und das ließ er nicht mit sich machen. Sein Leben war wunderbar gewesen, bis seine Großmutter mit ihren Winkelzügen angefangen hatte. Und es würde wieder genauso wunderbar werden, sobald das Jahr vorbei war.
Gut, gelegentlich war sein Leben etwas einsam, und es gab Zeiten, in denen er die langen Nächte und die Gleichförmigkeit der Spiele satthatte. Aber im Grunde fühlte er sich wohl am Spieltisch. Hier war er zu Hause, hier kannte er sich aus.
Jarret spielte eine Karte nach der anderen, luchste ihr ihre Trümpfe ab und dann ihre anderen Karten und genoss es, sie erbleichen zu sehen, als sie merkte, dass sie dieses Spiel nicht gewinnen konnte. »Ich würde Ihnen gern die gleiche Frage stellen, Miss Lake. Hat Ihnen ein Mann das Herz gebrochen? Ist das der Grund, warum Sie nicht geheiratet haben?«
»Ich habe nicht geheiratet, Sir, weil ich keinen Nutzen darin sehe. Und Sie und Ihre Freunde überzeugen mich nicht unbedingt vom Gegenteil.«
»Nun, Sie müssen sich nicht mehr lange mit uns herumquälen.« Er machte den letzten Stich und grinste sie an. »Weil ich dieses Spiel gewonnen habe. Jetzt steht es unentschieden, und ich bin dem Sieg schon viel näher gekommen.«
»Nicht näher als ich.« Sie nahm die Karten. »Und nun bin ich mit Geben an der Reihe. Ich werde versuchen, nicht so großzügig zu Ihnen zu sein, wie Sie es zu sich waren.«
Er kniff die Augen zusammen. »Wenn Sie andeuten wollen, ich sei ein Falschspieler, gnädige Frau …«
»Natürlich nicht.« Sie errötete, während sie die Karten mischte. »Ich hätte sagen sollen, ich hoffe auf ebenso viel Glück, wie Sie es hatten.«
Er musste über ihren verdrießlichen Ton grinsen. »Höre ich da einen Hauch von Missgunst heraus, Miss Lake?«
»Nun, Sie müssen doch zugeben, dass Sie diesmal außergewöhnlich gute Karten hatten«, erwiderte sie.
Er zuckte mit den Schultern. »Ein schlechter Spieler kann ein gutes Blatt völlig vermasseln, und ein guter Spieler kann aus einem mittelmäßigen Blatt ein ausgezeichnetes machen.«
»Und ein mittelmäßiger Spieler kann aus einem ausgezeichneten Blatt ein schlechtes machen«, warf Masters ein. »Würdet ihr jetzt endlich weitermachen? Wir wollen sehen, wer gewinnt, und keine philosophischen Ausführungen zum Kartenspielen hören.«
Miss Lake sah Jarret verschmitzt an. »Ist er immer so ungeduldig?«
»Nur wenn er eine Wette am Laufen hat. Und er hat törichterweise seine ganze Hoffnung auf Sie gesetzt.«
»Bringen Sie ihm bitte eine vernichtende Niederlage bei, Miss Lake«, sagte Masters. »Ich könnte das Geld gebrauchen und er einen Dämpfer.«
»Warum?« Miss Lake gab die Karten aus. »Gewinnt er für gewöhnlich?«
»Er gewinnt immer «, klagte Gabe. »Obwohl er in letzter Zeit nicht so recht in Form war.«
»Heute Abend allerdings schon«, sagte Jarret, als er seine Karten sah. Sie waren nicht so großartig wie beim letzten Mal, aber es ließ sich durchaus etwas mit ihnen anfangen.
Dieses Spiel ging schneller voran; sie schwiegen beide und konzentrierten sich auf ihre Karten. Als es unentschieden ausging, stöhnten die Männer, die um den Tisch standen.
Miss Lake schob ihm die Karten hin. »Das kann noch die ganze Nacht so weitergehen, nicht wahr?«
»Werden Sie schon müde, Miss Lake?«, fragte er spöttisch und begann die Karten zu mischen.
»Ganz bestimmt nicht. Aber Sie müssen zugeben, dass wir einander ebenbürtig sind.«
»Mag sein.« Er verteilte die Karten.
»Da höre ich aber jetzt einen Hauch von Missgunst heraus«, neckte sie ihn.
»Möglicherweise wittern Sie auch nur Ihren bevorstehenden Untergang«, gab er zurück.
Er nahm sein Blatt auf. Es war eines, mit dem man verlieren oder gewinnen konnte. Aber inzwischen wusste er, wie sie spielte, und sollte ihre Strategie durchschauen können.
Andererseits konnte sie seine ebenfalls durchschauen.
Er genoss durchaus die Herausforderung, mit einem ebenbürtigen Gegner Karten zu spielen. Masters und Gabe waren mittelmäßige Spieler; keiner von beiden wollte die nötige Mühe aufbringen, sich zu merken, welche Karten bereits gespielt waren, und sich auszurechnen, welches Blatt die Gegner hatten. Sie interessierten sich mehr fürs Trinken und Tändeln.
Miss Lake hingegen war eine ernstzunehmende Kartenspielerin, und weil sie es irgendwo gelernt haben musste, begann er
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