Spiel der Herzen (German Edition)
sich auf sein Blatt, das wahrlich eine Katastrophe war. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er gedacht, sie habe ihn betuppt. Aber Falschspieler erkannte er auf Anhieb – und Miss Lake war keine Falschspielerin.
»Ich frage mich, ob diese ›private Wette‹ vielleicht etwas mit Mrs. Plumtrees Ultimatum zu tun hat«, überlegte Masters laut.
»Mit welchem Ultimatum?«, fragte Miss Lake.
Jarret verfluchte Masters insgeheim, während er und Miss Lake zu spielen begannen. Für jede gespielte Karte zogen sie jeweils eine vom Stapel.
»Mrs. Plumtree hat ihren Enkeln kundgetan, dass sie vor Ende des kommenden Januars heiraten müssen, wenn sie nicht enterbt werden wollen«, erklärte Masters. »Haben Sie eingewilligt, Lord Jarret zu heiraten, wenn er gewinnt, Miss Lake?«
»Ganz gewiss nicht«, gab sie zurück.
Herrgott, sie hätte es wirklich nicht so entschieden sagen müssen!
Masters’ Augen blitzten vor Belustigung. »Na, das ist ja mal eine Überraschung! In der Regel scharwenzeln die Frauen nur so um ihn herum. Sagen Sie uns doch bitte, was Sie an Lord Jarret nicht mögen.«
»Ich kenne ihn nicht gut genug, um ihn zu mögen oder nicht zu mögen«, entgegnete sie spröde. »Wie könnte ich da ans Heiraten denken!«
»Wie die meisten Frauen«, sagte Jarret, »bevorzugt Miss Lake zweifelsohne eine Liebesheirat. Sie würde niemals einen Mann wegen einer Wette heiraten.«
»Da wir uns erst heute Morgen kennengelernt haben, ist es äußerst verwunderlich, dass Sie meine Einstellung zu diesem Thema zu kennen glauben.« Sie sah ihn schräg an. »Aber vielleicht sind Sie ja hier der Gedankenleser und nicht Ihr Freund.«
Was für ein freches Frauenzimmer! »Sie sollten hoffen, dass ich es nicht bin!« Er spielte seinen Kreuzbuben aus. »Sonst verlieren Sie dieses Spiel – und in kürzester Zeit auch die Wette.«
»Ich weiß bereits, dass Sie meine Gedanken nicht lesen können.« Sie warf ihm ein selbstgefälliges Lächeln zu und machte den Stich mit dem Kreuzkönig. »Weil ich dieses Spiel hiermit gewonnen habe.«
Natürlich hatte sie das; mit seinen Karten hätte niemand gewinnen können. Aber so viel Glück konnte sie nicht jedes Mal haben.
Als er die Karten nahm und sie zu mischen begann, fragte Masters: »Heißt das, sie ist die Siegerin?«
»Nein, für einen Sieg muss man zwei von drei Spielen gewinnen«, entgegnete Jarret.
»Und diese Wette hat wirklich nichts mit Mrs. Plumtrees Ultimatum zu tun?«
»Wenn du mir die Möglichkeit gegeben hättest«, sagte Gabe, »hätte ich es dir schon längst erklärt. Jarret hat sich nämlich inzwischen aus der Sache herauslaviert. Großmutter hat sich bereit erklärt, ihn von ihrer Forderung auszunehmen, wenn er die Brauerei ein Jahr lang leitet. Dann kann er wieder den König der Spieltische geben und muss nicht heiraten.«
Jarret runzelte die Stirn. Es klang auf einmal so verantwortungslos. Nicht dass es ihn kümmerte. Wirklich nicht. Verantwortung bedeutete Schmerz und Verlust. Es war besser, erst gar keine zu übernehmen, als darunter zu leiden.
»Dann ist die Leitung der Brauerei also nur ein Spaß für Sie«, sagte Miss Lake. In ihrer Stimme schwang Missfallen.
»Nein, kein Spaß.« Er spürte, wie sie ihn beobachtete, während er seine Karten prüfte. »Eine befristete Tätigkeit. Um für Großmutters Rückkehr alles auf Vordermann zu bringen, sozusagen.«
»Aber Sie haben kein persönliches Interesse daran, den Betrieb florieren zu sehen.« Ihr abschätziger Ton verriet, was sie davon hielt. Er sah ihr in die Augen. »Eben weil ich will, dass er floriert, findet Ihr riskanter Vorschlag bei mir keinen Anklang.«
Sie begannen zu spielen, und er machte gleich drei Stiche.
»Was für ein riskanter Vorschlag?«, fragte Gabe.
Miss Lake ordnete ihre Karten. »Mein Bruder besitzt eine Brauerei in Burton. Wir möchten mit Ihrem Familienunternehmen ein Geschäft abschließen, das für beide Seiten profitabel ist.«
»Das behauptet sie jedenfalls«, warf Jarret ein.
»Dann geht es hier also ums Geschäft?«, sagte Masters. »Gott, wie langweilig! Aber wenn Miss Lake um Jarrets Kooperation spielt, um was spielt Jarret dann?«
»Um die Brauerei ihres Bruders!«, rief Gabe. »Das muss es sein!«
»Seien Sie nicht albern«, wies sie ihn zurecht. »Wenn ich die Brauerei besäße, bräuchte ich Lord Jarrets Hilfe nicht. Und ich würde den Betrieb sicherlich niemals verwetten. Wie dumm muss man sein, um so etwas zu tun?«
»Sie würden sich wundern«, sagte
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