Spiel der Herzen (German Edition)
Herr.«
Er kam ihr so nah, dass sich ihre Nasen beinahe berührten. »Sie sind bereit, Ihre Ehre, Ihren guten Ruf und Ihre Unschuld sowie die Hoffnung, jemals zu heiraten, für den unwahrscheinlichen Fall aufs Spiel zu setzen, dass Sie mich besiegen und Hilfe von mir bekommen?«
Ein sonderbarer Ausdruck erschien in ihrem Gesicht. »Verzweifelte Situationen erfordern verzweifelte Maßnahmen.«
Er wendete den Blick ab und atmete tief durch. Er wusste, was Verzweiflung war. Er hatte sie schon in jungen Jahren kennengelernt. Und er hatte viele lange Nächte mit Männern Karten gespielt, die, nachdem ihnen nur noch ein Sixpencestück geblieben war, bei jeder Karte gebetet hatten, dass sich das Blatt wieder zum Guten wendete.
Aber was Frauen anging, hatte er Verzweiflung bisher nur bei seiner Mutter erlebt. Es brachte ihn völlig durcheinander.
»Außerdem«, fügte Miss Lake hinzu, »halte ich meinen Sieg gar nicht für so unwahrscheinlich. Ich spiele ziemlich gut Whist, wenn ich das sagen darf.«
Er schnaubte. Eine Bierbrauerin aus der Provinz wollte ihn beim Kartenspielen schlagen – das wollte er sehen!
Trotzdem durfte er ein solches Risiko nicht eingehen. Dazu war es zu schlecht um die Brauerei bestellt. Er hätte die Wette niemals vorgeschlagen, wenn er geahnt hätte, dass sie darauf eingehen würde. Er hatte nicht das Recht, die Zukunft der Brauerei aufs Spiel zu setzen.
»Aber wenn Sie Angst haben«, fuhr sie fort, »dass Sie verlieren –«
»Es ist zur Hölle noch mal unmöglich, dass Sie mich besiegen!«, erwiderte er.
Warum machte er sich überhaupt Gedanken? Eine Partie Whist konnte er mit verbundenen Augen gewinnen. Und Miss Lake würde um eine Erfahrung reicher nach Hause zurückkehren.
Als entehrte Frau.
Er ignorierte die Gewissensbisse, die er bekam. Was hatte es ihn zu kümmern, wenn sie bereit war, alles wegzuwerfen? Es würde ihr nur recht geschehen. Dann würde sie in Zukunft nicht mehr so töricht sein, Männer in ihren Büros zu behelligen und ihnen in Schänken zu folgen.
Und er würde weiß Gott sein Vergnügen daran haben.
»Also gut«, sagte er. »Die Wette gilt.«
Zu seiner Überraschung malte sich Erleichterung in ihrem hübschen Gesicht ab. »Vielen Dank.« Dann schaute ihr plötzlich der Schalk aus den Augen. »Ich verspreche Ihnen, nicht haushoch zu gewinnen, um Sie nicht vor Ihren Freunden in Verlegenheit zu bringen.«
Er musste unwillkürlich lachen. Gott, sie war wirklich unmöglich!
Als sie in den Schankraum zurückkehrten, sahen sie, wie Masters von anderen Männern Geld entgegennahm, während Pinter an einen Pfosten gelehnt mürrisch das Geschehen beobachtete. Anscheinend hatte es sich bereits auf der Straße herumgesprochen, dass eine Frau den Enkel von Hetty Plumtree zum Kartenspiel herausgefordert hatte, denn inzwischen war es viel voller geworden.
»Was geht hier vor?«, fragte Jarret, als er Miss Lake Pinters Stuhl anbot. Dann setzte er sich ihr gegenüber auf Masters’ Platz.
»Masters hat darauf gewettet, dass du Miss Lake spielen lässt«, erklärte Gabe. »Pinter und ich haben gesagt, das würdest du niemals tun. Die Wetten stehen fünf zu eins dagegen.«
»Nun«, entgegnete Jarret trocken, »Masters hat ausnahmsweise einmal recht.«
Mehrere Männer im Raum stöhnten. Masters nahm sich einen anderen Stuhl und begann, sein Geld zu zählen.
»Bekomme ich etwas von deinem Gewinn ab, Masters? Schließlich hast du ihn mir zu verdanken.«
»Eigentlich habe ich ihn meinen Kenntnissen über dich zu verdanken, und ich kenne dich offensichtlich sehr gut.« Masters schaute verstohlen in Miss Lakes Richtung. »Du lässt dir einfach keine Gelegenheit entgehen, Zeit mit einer hübschen Frau zu verbringen. Willst du uns nicht bekannt machen?«
Jarret seufzte und stellte Miss Lake den anderen vor.
»Ich bin entzückt, Sie kennenzulernen, Miss Lake.« Masters schenkte ihr ein verführerisches Lächeln. »Wir sind hocherfreut, einen so bezaubernden Gast an unserem Spieltisch zu haben.«
Miss Lake verdrehte die Augen. »Wie ich sehe, haben Sie die gleichen Manieren wie Lord Jarret. Ihre Mutter muss sehr stolz auf Sie sein.«
»Seiner Mutter gegenüber benimmt er sich anständig«, warf Jarret ein und verbiss sich das Lachen. Frauen waren in der Regel leichte Beute für Masters. Schön, dass ihm einmal eine nicht auf den Leim ging. »Sonst würde er in den Genuss ihrer spitzen Zunge kommen.«
»Die Zunge meiner Mutter hat überhaupt nur eine spitze Seite«, knurrte
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