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Spiel der Herzen (German Edition)

Spiel der Herzen (German Edition)

Titel: Spiel der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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stets das Schlechteste von Frauen dachten. Und dummerweise lagen sie mit ihren Vermutungen in diesem Fall gar nicht so weit daneben.
    Als sich die Tür hinter Lord Jarret öffnete, stöhnte Annabel leise. »Da kommt Sissy. Ehrlich gesagt bin ich der Meinung, dass wir sofort weiterfahren sollten. Wer weiß, wie viel Wirbel diese törichte Frau machen wird, wenn wir bleiben, und Sie sollten ihr Geschwätz wirklich nicht ertragen müssen.«
    Mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldete, lehnte sich Lord Jarret zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bin dummes Geschwätz gewohnt. Außerdem habe ich bereits bestellt.« Er lächelte gezwungen. »Soll sie doch reden. Ich rühre mich nicht vom Fleck, bevor ich nicht meine gebratene Schweinelende bekommen habe.«
    Sissy kam mit beklommener Miene an den Tisch. »Ich glaube nicht, dass meine Freundin etwas sagen wird, gnädiger Herr. Ich habe ihr erklärt, wie freundlich Sie zu uns waren und dass der ganze Klatsch gelogen ist.« Sie setzte sich gegenüber von Lord Jarret neben Geordie. »Mrs. Cranley ist nicht dumm – ich bin sicher, dass sie ein Einsehen haben wird, nachdem ich ihr gesagt habe, was für ein feiner Mensch Sie sind.«
    Das bezweifelte Annabel.
    Sissy faltete nervös ihre Serviette auseinander. »Obwohl es wahrscheinlich gut ist, dass sie Miss Rivers wahre Identität nicht erraten hat. Es ist doch nicht zu fassen, welche schrecklichen Geschichten sich die Leute ausdenken! Wer immer dieser Halunke von einem Reisenden war, er sollte für die Behauptung erschossen werden, Sie und Annabel hätten um etwas derart Obszönes gewettet wie –«
    »Sissy!«, unterbrach Annabel sie mit einem Blick in Geordies Richtung.
    Sissy errötete. »Oh, natürlich.«
    »Was bedeutet ›obszön‹?«, fragte Geordie prompt.
    »Sei still, Geordie«, sagte Sissy. »Setz dich, Annabel. Ich bin sicher, dass Mrs. Cranley nicht unhöflich sein wird.«
    Annabel nahm seufzend neben Lord Jarret Platz. Sissy neigte dazu, das Beste von Leuten zu denken, die es nicht verdient hatten.
    »Wenn ›obszön‹ aus dem Lateinischen kommt«, überlegte Geordie laut, »dann hat es mit irgendetwas Anstößigem zu tun. Das verstehe ich nicht.«
    »Es betrifft dich auch nicht«, sagte Annabel. »Aber wenn du es unbedingt wissen willst, kannst du es zu Hause nachschlagen.«
    »Ich will es jetzt wissen!«, protestierte er. »Es könnte schließlich etwas mit –«
    »Es bedeutet so viel wie ›lüstern‹«, warf Jarret ein. Als Annabel ihn tadelnd ansah, fügte er hinzu: »Der Junge ist alt genug, um informiert zu werden, wenn ein Mitglied seiner Familie beleidigt wurde.«
    Geordie richtete sich auf. »Allerdings. Und ich bin alt genug, um den Mann zur Rechenschaft zu ziehen.«
    »Rede keinen Unsinn, Geordie«, sagte Sissy. »Dieser Reisende ist doch längst über alle Berge.«
    »Und er würde sich wahrscheinlich sowieso nicht mit einem Zwölfjährigen duellieren«, bemerkte Annabel trocken und sah Lord Jarret mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Sehen Sie, was Sie angerichtet haben?«
    »Wenn George als Ihr Beschützer fungieren soll«, erwiderte Lord Jarret, »sollte er anfangen, wie ein Mann zu denken. Und das kann er nicht, wenn Sie ihn wie ein Kind behandeln.«
    Annabel war empört, aber Sissy schenkte Lord Jarret ein falsches Lächeln. »Wie freundlich von Ihnen, dass Sie so um unseren Geordie besorgt sind, gnädiger Herr. Nicht wahr, Annabel?«
    Annabel sah ihn grimmig an. »Ja, wirklich sehr freundlich.«
    »Sicher nicht«, entgegnete er. »Ich erinnere mich nur gut daran, wie es ist, ein zwölfjähriger Junge zu sein.«
    Seine Antwort stimmte sie nachdenklich. Wie war er wohl mit zwölf gewesen? Ebenso verantwortungslos wie heute? Oder besonnener? Er hatte gesagt, seine Großmutter habe ihn ab dem Alter von dreizehn aufgezogen. Hatte sich sein Charakter damals verändert? Der gewaltsame Tod der Eltern ging wohl an niemandem spurlos vorüber.
    Vielleicht suchte sie aber auch nach charakterlicher Tiefe, wo keine war, weil sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Obacht, Fräulein, dachte sie, selbst an den abscheulichsten Gerüchten ist etwas Wahres.
    In diesem Moment kam das Dienstmädchen mit dem Essen. Mrs. Cranley ließ sich Gott sei Dank nicht blicken. Anscheinend hatte sie sich damit begnügt, Annabel und Sissy hinsichtlich des Charakters Seiner Lordschaft zu warnen.
    Das Dienstmädchen stellte zunächst das Bier auf den Tisch. Annabel schnupperte daran. Natürlich schenkte Mrs.

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