Spiel der Herzen (German Edition)
in letzter Zeit immer häufiger zur Schau trug. Doch hinter seiner Angriffslust verbarg sich ein kleiner Junge mit verletzten Gefühlen.
»Du bist böse auf mich, weil ich gesagt habe, dass ich ihn nicht heiraten will«, sagte sie.
»Das geht mich nichts an«, entgegnete er brummig. »Ich denke nur, es ist nicht richtig von dir … ihn so anzuschauen und dich von ihm küssen zu lassen, wenn er dir nichts bedeutet.«
»Ich habe es dir doch schon erklärt.«
»Ja, ja, es war ein spontaner Impuls, als du dich bei ihm dafür bedankt hast, dass er uns geholfen hat.« Er verdrehte die Augen. »Er wollte sich auch herausreden, nur dass er mir gesagt hat, dass er dich heiraten will.«
Ja, und sie hätte Jarret dafür umbringen können! »Du magst Seine Lordschaft, nicht wahr?«
Geordie zuckte mit den Schultern. »Er ist ganz nett.«
»Dir gefällt es bestimmt, einen Mann um dich zu haben, der dich versteht und dir Aufmerksamkeit schenkt, wo dein Vater …«
»Dem Suff verfallen ist«, beendete Geordie den Satz.
Sie starrte ihn mit offenem Mund an. »Du weißt es?«
»Natürlich weiß ich es. Ich habe ihn schon öfter spätabends in seinem Arbeitszimmer trinken sehen. Dann geht er am nächsten Tag nicht in die Brauerei, und du vertrittst ihn. Und in letzter Zeit tut er nichts anderes mehr als diesen blöden Whisky zu trinken!«
»Pssst!«, machte sie und warf einen verstohlenen Blick in Jarrets Richtung. »Seine Lordschaft darf es nicht erfahren.«
»Das verstehe ich nicht. Es ist doch die Wahrheit!« Als sie ihn beunruhigt ansah, sagte er: »Keine Sorge, Tante Annabel, ich werde es ihm nicht verraten. An unserem ersten Tag hier im Gasthaus hat er versucht, mich wegen Vater auszuhorchen, aber ich habe ihn davon abgebracht.« Er funkelte sie wütend an. »Dazu musste ich weinen, wie ein Mädchen ! Aber wenigstens habe ich nicht gelogen.« Sein vorwurfsvoller Blick machte ihr ein schlechtes Gewissen.
»Es war eine absolute Notlüge!«, protestierte sie. »Wir hatten keine Wahl!« Sie konnte nicht glauben, dass sie sich Geordie gegenüber zu rechtfertigen versuchte. »Wenn er die Wahrheit erfährt, wird er uns nicht helfen.«
Geordie senkte den Blick. »Ich weiß.«
»Und es ist sehr wichtig, dass er –«
»Ich weiß ! Ich bin schließlich kein Baby mehr!«
Sie bekam einen Kloß im Hals. Für sie würde er immer ein Baby bleiben.
Die Männer am Tisch lachten, und sie schaute zu ihnen hinüber. Jarret hatte gerade das dritte Glas Whisky innerhalb von einer Stunde geleert. Sie runzelte die Stirn. Soviel sie wusste, trank er regelmäßig, genau wie Hugh. Er war nicht verlässlich. Er war nicht an der Ehe interessiert. Er war nicht der Richtige für sie.
Er würde nie der Richtige für sie sein. Das zumindest hatte ihr Tête-à-Tête in der Scheune bewiesen. Alles, was er ihr geben konnte, war körperliches Vergnügen. Aber von sich würde er ihr nie etwas geben. Sie wusste nicht einmal, ob da überhaupt etwas war, das er geben konnte.
Des Grübelns überdrüssig, erhob sie sich. »Komm, Geordie, wir gehen zu Bett. Seine Lordschaft möchte morgen zeitig aufbrechen. Er möchte gegen Mittag in Burton sein.«
Geordie folgte ihr zur Treppe. »Wie willst du Vaters Problem geheim halten, wenn wir zu Hause sind?«
Die meisten Leute in Burton wussten zwar, dass Hugh seiner Arbeit nun schon seit einem Jahr nicht mehr nachging, aber den Grund dafür kannte glücklicherweise niemand. Das war zwar beruhigend, aber möglicherweise nicht genug. »Ich werde mir etwas überlegen.«
»Dann überleg lieber schnell! Morgen Abend ist das Dinner des Bierbrauerbunds, und du weißt, dass Vater noch nie eines ausgelassen hat.«
Sie stöhnte. Die große alljährliche Zusammenkunft hatte sie völlig vergessen. Sie und Hugh gingen jedes Mal hin, und dieses Jahr war die Gefahr groß, dass er sich in aller Öffentlichkeit einen Vollrausch antrank. Und wenn er in diesem Zustand auf Jarret traf …
Dazu durfte es nicht kommen. Sonst war alles verloren.
13
Jarret wachte vor Tagesanbruch mit Kopfschmerzen, einem trockenen Mund und einer besorgniserregenden Abscheu vor sich selbst auf. Er hatte am vergangenen Abend zwanzig Pfund verspielt, sogar nachdem die verführerische Ablenkung, die ein paar Tische weiter gesessen hatte, zu Bett gegangen war. Früher hatte ihn nichts vom Kartenspielen abgelenkt, schon gar keine Frau, sosehr er sie auch begehrte. Wann hatte sich das geändert? Warum hatte es sich geändert?
Und warum hatte er den
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