Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel der Herzen (German Edition)

Spiel der Herzen (German Edition)

Titel: Spiel der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
Vom Netzwerk:
Annabel, daran musste es wohl liegen.
    Dennoch fand er, dass Annabel zu sehr an der Erziehung ihres Neffen beteiligt war. Sie brauchte eigene Kinder – dann blieb ihr keine Zeit mehr, sich um die ihres Bruders zu kümmern.
    Abgesehen von ihrer Neigung, Jungen klein zu halten, gab sie sicherlich eine hervorragende Mutter ab. Er konnte sich gut vorstellen, wie sie ein Baby auf dem Knie wiegte und leise von Karfreitagsbrötchen und Maulbeerbüschen sang, wie es seine Mutter getan hatte.
    Lange vergessene Erinnerungen stiegen in ihm auf: seine Mutter, wie sie mit Celia, Gabe und Minerva in der Kinderstube einen Ringelreigen zur Melodie von »Ride a Cock Horse to Banbury Cross« tanzte. Damals hatte er sich für viel zu alt und reif für solche Albernheiten gehalten und über die Freude der anderen gespottet.
    Was war er nur für ein dummer kleiner Idiot gewesen! Einen Monat später war seine Mutter umgekommen. Und er hatte sich verzweifelt gewünscht, jede einzelne verächtliche Bemerkung, die er an jenem Tag in der Kinderstube gemacht hatte, zurücknehmen zu können. Der Schmerz verfolgte ihn immer noch.
    Er legte die Stirn in Falten. Genau aus diesem Grund war ein Mann, der jemand anderem sein Vertrauen schenkte, ein Narr. Vater hatte Mutter vertraut; sie hatten ihr alle vertraut, und deshalb war ihr Leben zerstört worden. Jarret hatte Großmutter vertraut – und was hatte es ihm gebracht? Nichts als Kummer und Leid.
    Ein Mann war besser dran, wenn er nur auf sich vertraute.
    Kurz nach acht Uhr brachen sie nach Burton auf. Mrs. Lake machte weiter Konversation und bombardierte ihn geradezu mit Fragen über die feine Gesellschaft von London. Er hatte noch nie eine Frau kennengelernt, die so gierig auf Klatsch war, und bedauerte, dass er ihr nur wenig zu erzählen wusste.
    Annabel war still und schaute scheinbar fasziniert von der endlosen Landschaft aus Frühlingswiesen und Eichen- und Birkenhainen aus dem Fenster. Doch als sie sich Tamworth näherten, ihrem letzten Halt zum Wechseln der Pferde, wendete sie sich ihm zu.
    »Sagen Sie Ihrem Kutscher doch, er soll uns zum Peacock Inn bringen, wenn wir in Burton sind. Ich denke, es wird Ihnen dort gefallen, und die Frau des Gastwirts ist eine ausgezeichnete Köchin. Lake Ale wird natürlich für Ihre Unterkunft aufkommen.«
    Ihr angespanntes Lächeln gab ihm zu denken. »Danke, nicht nötig.« Er wollte ihre Finanzen nicht strapazieren, nur weil sie ihn für zu vornehm hielten, um bei ihnen zu Hause zu übernachten. »Ich werde mich bei Ihrer Familie sehr wohlfühlen. Sie haben doch sicherlich ein kleines Zimmer, das ich während meines kurzen Aufenthalts in Burton benutzen kann.«
    »Aber ich bitte Sie!«, sagte Annabel. »Sie wissen, wie es ist, wenn in der Familie jemand krank ist – der ganze Haushalt hat darunter zu leiden. Ich versichere Ihnen, Sie werden sich im Gasthaus viel wohler fühlen.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Ich dachte, das Geld sei bei Ihnen im Augenblick knapp.«
    Als Annabel erbleichte, sagte Mrs. Lake rasch: »Schon, aber wir haben eine Vereinbarung mit dem Peacock Inn. Lake Ale versorgt das Gasthaus mit Bier, und sie stellen uns Unterkünfte zur Verfügung, wenn wir Bedarf haben.«
    »Das klingt recht einseitig«, sagte Jarret. »Wie oft brauchen Sie schon Unterkünfte für Besucher? Ich hoffe, Sie schenken den Wirtsleuten nicht das gesamte Bier, das sie benötigen.«
    »Nein, natürlich nicht«, entgegnete Annabel. »Was Sissy meinte, ist, dass sie Bier als Zahlungsmittel annehmen, wenn wir etwas von ihnen brauchen – Unterkünfte, ein Konferenzzimmer oder Essen beispielsweise.«
    »Trotzdem ist es eine Belastung für Ihre Finanzen«, sagte er. »Wenn Sie Ihr Bier verschenken, können Sie keins verkaufen.«
    Normalerweise wäre es unhöflich gewesen, darauf zu bestehen, bei jemandem zu wohnen, der einen nicht zu Gast haben wollte, doch bisher hatten die Lakes den Eindruck erweckt, offene, freundliche Landleute zu sein, denen es nichts ausmachte, einen Esser mehr am Tisch zu haben. Dass sie ihn unbedingt in einem Gasthaus unterbringen wollten, kam ihm merkwürdig vor.
    »Wie dem auch sei«, sagte Annabel bestimmt, »ich halte es für das Beste.« In ihrem Blick lag etwas Eigensinniges.
    In diesem Augenblick dämmerte ihm, warum sie ihn nicht im Haus haben wollte. Sie hatte Angst, dass er versuchen würde, sie zu verführen. Und ihre Schwägerin hatte sie zweifelsohne mit ihrer Sorge angesteckt.
    »Na schön«, sagte er. »Dann gehe ich ins

Weitere Kostenlose Bücher