Spiel der Herzen
wieder Franks Nummer, um das Gespräch mit ihm fortzusetzen.
»Entschuldige«, begann er, »mir ist der Gaul durchgegangen …«
»Ich frag' mich nur, warum«, erwiderte Frank.
»Weil ihr mir ständig auf die Zehen tretet. Wißt ihr denn nie etwas anderes?«
»Dann muß ich dir sagen, warum sich vorhin mein Interesse regte.«
»Warum?«
»Weil ich mir sagte, daß es für dich unter den von mir vermuteten Umständen ein leichtes hätte sein müssen, aus dieser Posträtin die Adresse herauszuholen, die wir brauchen.«
Eine kleine Pause entstand, in der nur ein entschiedener Seufzer Werners zu vernehmen war.
»Frank«, meinte er dann, »aus dir wird nie ein Kavalier.«
»Werner«, fuhr Frank, ohne sich damit lange aufzuhalten, fort, »sag mir lieber, wie das nun mit der Bendow weitergeht.«
»Wie bisher. Sie schreibt uns ihre Briefe, du beantwortest sie. Adresse: Düsseldorf, postlagernd. Vielleicht wird ihr das selbst bald zu dumm.«
»Ewig mache ich das aber nicht mehr.«
Da war also wieder einmal Gefahr im Verzug. Franks Stimmung drohte wieder umzuschlagen. Ein probates Mittel dagegen war der Vorschlag, zu dem nun rasch Werner griff.
»Weißt du«, begann er, »auf was ich wieder einmal Lust hätte?«
»Auf was?«
»Auf ein gepflegtes Pils in unserer Kneipe.«
»Ich auch«, meinte Frank spontan.
»Wie wär's mit heute abend?«
»Heute abend geht's leider nicht«, mußte Frank bedauern. »Helga wäre dagegen.«
»Warum?«
»Ich verreise morgen, deshalb wird sie mich sicherlich wieder früh ins Bett schicken.«
»Wohin fährst du?«
»Nach Düsseldorf.«
»Nach Düsseldorf!« rief Werner. »Diese Stadt verfolgt uns beide. Was machst du dort?«
»Franklin Lloyd hält einen Vortrag.«
»Wer ist das?«
»Ein aufstrebender amerikanischer Architekt. Ein Geheimtip. Müßtest du eigentlich wissen als Redakteur einer Zeitschrift für Architektonisches.«
»Nee«, gestand Werner freimütig. »Wann kommst du zurück?«
»Übermorgen.«
»Fährt Helga mit?«
»Nein, sie war doch eben erst in Düsseldorf. Die Frühjahrsarbeit im Garten geht ihr jetzt vor.«
»Wenn sie jemanden braucht, der ihr hilft, soll sie mich anrufen.«
»Ich glaube nicht, daß sie sich davon allzu viel versprechen würde«, erwiderte Frank lachend. »Für den Garten, meine ich.«
Ende des Gesprächs.
Frank Petar kam nach Düsseldorf und mußte dort eine ärgerliche Enttäuschung erleben. Der Vortrag des amerikanischen Architekten fiel aus, und zwar ohne Angabe von Gründen, was das Ärgerlichste an der ganzen Sache war. Franklin Lloyd schien auf dem Weg von London nach Düsseldorf irgendwie verlorengegangen zu sein. Sein Vortrag, der am frühen Abend hätte stattfinden sollen, wurde deshalb einfach abgesetzt. Daß der Architekt von der Bildfläche verschwunden war, wollte man nicht eingestehen. Lieber sagte man den Leuten, die den Amerikaner hören wollten, gar nichts und hängte ihnen an die verschlossene Tür des Veranstaltungssaales nur einen Zettel mit der schlichten Mitteilung, daß der Vortrag nicht stattfinde.
Frank ärgerte sich minutenlang maßlos. Im ersten Impuls neigte er dazu, sich in sein Auto zu setzen und unverzüglich die Rückfahrt nach Heidenohl anzutreten. Das Auto stand aber in der Tiefgarage des Hotels, in dem er schon ein Zimmer zum Übernachten gebucht hatte. Nach einer Weile verflog sein Ärger, und Frank sagte sich, daß es falsch wäre, etwas zu überstürzen. Schließlich befand er sich in einer Stadt, deren Anziehungskraft beträchtlich war. Im übrigen rechnete Helga ohnehin erst am nächsten Tag mit seiner Rückkehr, und das gab für ihn den Ausschlag, sich zum Bleiben zu entschließen: Er rief jedoch Helga an, um ihr die letzte Entscheidung zu überlassen.
Helga fand die Panne mit dem amerikanischen Architekten unglaublich. Dem wichtigsten Aspekt, den sie dabei sah, gab sie folgendermaßen Ausdruck: »Mach auf keinen Fall den Fehler, heute noch zurückzufahren. Dann wäre die Anstrengung zu groß, hörst du?«
»Ich wäre aber viel lieber bei dir, Häschen.«
»Das weiß ich, mein Schatz. Trotzdem darfst du keinen Unfall riskieren, wenn du mich liebst.«
»Was soll ich denn hier allein?«
»Hast du nichts zum Lesen dabei?«
»Ein paar Fachbücher.«
»Leg dich mit ihnen ins Bett, bis du einschläfst. Morgen früh fährst du dann frisch und munter los. Versprichst du mir das?«
»Ja.«
»Danke, mein Schatz. Bis morgen.«
»Bis morgen, mein Häschen.«
Noch mit seinem Versprechen auf
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