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Spiel der Herzen

Spiel der Herzen

Titel: Spiel der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und ich schwor mir: Die werde ich dir austreiben, deine zehn Semester.«
    Werners frivole Art, sein Witz, seine Schlagfertigkeit machten Evelyn riesigen Spaß. Sie fühlte sich von ihm mehr und mehr erobert, sie konnte innerlich dieser Entwicklung keinen Widerstand leisten. Äußerlich hatte er ihr ja schon vom ersten Augenblick an gefallen. Charakter habe er auch noch, fand sie.
    »An was denkst du?« fragte er.
    »Du versuchst gar nicht, die Situation auszunützen.«
    »Inwiefern?«
    »Oder ist dir die postlagernde Adresse nicht mehr wichtig?«
    »Doch«, sagte Werner, »wichtig wäre die mir schon noch …«
    »Aber?«
    »Aber nicht so wichtig, daß ich dich unter Ausnützung der obwaltenden Umstände breitschlagen möchte.«
    Evelyn war begeistert. Das sagte ich doch, dachte sie, er lehnt es ab, die Situation auszunützen. Ich wäre aber auch gar nicht bereit, mich breitschlagen zu lassen. Oder doch? Nein!
    Entscheidend ist, daß er mich gar nicht auf die Probe stellt, dachte sie. Er enthebt mich der Aufgabe, mich ihm zu widersetzen. Ich bin froh. Er ist wunderbar.
    »An was denkst du?« fragte er wieder einmal.
    »Ist das eine Frau?« antwortete sie.
    »Wer?«
    »Deren Adresse dich interessiert?«
    Da sie nun schon beim Thema waren, erzählte Werner von der Unbekannten, die sich Thekla Bendow nannte, und von ihrem Kontakt mit seiner Redaktion. Anscheinend sei die nicht ganz normal, sagte er, aber irgendwann müsse sie ja mal von selbst ihr Visier lüften.
    »Euer Betrieb bricht also nicht zusammen, wenn es noch eine Weile dauert, bis die das tut?« fragte Evelyn.
    »Nein.«
    Das freute Evelyn. Ihre Gedanken wandten sich von der Adresse ab. Sie drängte sich an Werner. Ihre nackte Haut und seine nackte Haut rieben sich aneinander. Das erzeugte jene spezifische Spannung, die der schönsten aller Entladungen vorausgeht.
    »Komm«, raunte Evelyn Werner heiß ins Ohr, »fahre fort, mir meine zehn Semester auszutreiben. Sieben warten noch darauf.«
    Das war ein plumper Betrugsversuch, den Werner zurückwies, indem er sagte: »Sechs.«
    Wieder zurück aus Düsseldorf, rief Werner Frank an, der sofort wissen wollte: »Wie war's?«
    »Frag mich nicht«, antwortete Werner mürrisch.
    »Also kein Erfolg?«
    »Nein.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Daß das solche Blödmänner sind, hätte ich nicht für möglich gehalten.«
    »Ich hatte dich darauf vorbereitet.«
    »Trotzdem glaube ich, daß ich die Flinte vielleicht zu früh ins Korn geworfen habe. Gerade beim ersten hätte ich wohl, wenn ich zurückdenke, etwas länger bohren sollen.«
    »Wer war der?«
    »Ein junger Inspektor. Hieß Felchen. War ganz nett.«
    »Dem Namen nach ein Rheinländer, wie?«
    »Ja«, erwiderte Werner. »Kann sein, daß ich darauf zu wenig eingegangen bin.«
    »Er hat dich also doch abblitzen lassen?«
    »Wenn ich ehrlich bin, Frank, war es eigentlich mehr so, daß nicht er mit mir, sondern ich mit ihm nicht lange herumgemacht habe.«
    »Obwohl«, wunderte sich Frank, »mit dem vielleicht etwas zu machen gewesen wäre, sagst du?«
    »Das erkannte ich erst später.«
    »Wann?«
    »Nachdem ich mit dem nächsten zu tun gehabt hatte.« Werners Stimme wurde gehässig. »Ein absolutes Arschloch, kann ich dir sagen.«
    »Auch ein Inspektor?«
    »Nein, ein Amtmann.«
    »Also schon älter?«
    »Viel älter«, meinte Werner. »Vollkommen verknöchert.«
    »So?«
    »Total verkalkt, würde ich sagen.«
    »Einer von diesen Typen?«
    »Er wollte mir sogar dumm kommen, stell dir das vor.«
    Frank erschrak.
    »Ja? Hattest du Schwierigkeiten?«
    »Er wollte mir welche machen, aber diesen Star habe ich ihm dann doch rasch gestochen«, sagte Werner mit überzeugend klingender Stimme.
    »Wie denn?«
    »Mit einer Beschwerde über ihn.«
    »Du hast dich beschwert?«
    »Ja.«
    »Bei wem?«
    »Bei einer Posträtin.«
    Frank horchte auf.
    »Eine Frau?«
    »Ja.«
    »Sah sie gut aus?«
    »Ja, aber was hat das mit meiner Beschwerde zu tun?« antwortete Werner.
    »Sehr viel – wenn sie gut aussah.«
    »Ich verstehe dich nicht.«
    »Du verstehst mich durchaus, mein Junge«, sagte Frank. »Das war doch gestern, nicht?«
    »Sicher.«
    »Und zurückgekommen bist du heute?«
    »Ja.«
    »Wo hast du denn übernachtet?«
    »Jetzt versteh ich dich.«
    »Im Hotel sicherlich?«
    »Wo denn sonst?«
    »War der Service gut?«
    Der Punkt war erreicht, an dem Werner von Freund zu Freund sagte: »Leck mich doch am Arsch.«
    Dann legte er auf, ließ ein paar Minuten verstreichen und wählte

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