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Spiel der Herzen

Spiel der Herzen

Titel: Spiel der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wurzelte, war in voller Stärke da. In solchen Situationen entsinnt sich der Mensch merkwürdigerweise gern des Allmächtigen. Das zeigte sich auch bei Frank wieder. Großer Gott, dachte er, wie konnte mir das passieren? Ich muß total verrückt gewesen sein.
    War ich denn so besoffen? Ganz sicher, sonst hätte das nicht geschehen können.
    Der Kopf tat ihm erbärmlich weh. Das kam von dem Durcheinander, den er getrunken hatte. Einen schlechten Geschmack hatte er im Mund. Aber seine Zahnbürste lag im Hotel, ebenso sein Rasierapparat, an den er jählings dachte, als er sich mit der Hand prüfend über das Kinn strich.
    Gerti rührte sich neben ihm.
    »Guten Morgen«, krächzte er.
    »Diese elenden Flugzeuge!« war Gerti, deren Kopf halb unter der Decke steckte, dumpf zu vernehmen. »Müssen die denn schon so früh ihren Lärm auf uns abladen?«
    Frank meinte: »Davon werden wir in Heidenohl nicht in Mitleidenschaft gezogen.«
    Gerti rutschte ein bißchen höher, bis Nase und Mund von der Decke frei waren.
    »Dasselbe sagte Helga, als sie hier war.«
    Helga! Ein Stichwort. Frank schloß die Augen. Er lag auf dem Rücken und spürte, wie nach einer Weile Gerti aus dem Bett stieg. Er schlug die Augen auf.
    »Was machst du?« fragte er.
    »Ich bereite uns das Frühstück zu.«
    »Nicht für mich.«
    »Warum nicht?«
    »Keinen Appetit.«
    »Wenigstens eine Tasse Kaffee wird dir guttun.«
    »Nein.«
    Gerti, die nackt war, wandte sich ab vom Bett, um ins Bad zu gehen. Nach ihrem Verschwinden glitt Frank auch aus dem Bett, suchte rasch seine Kleidungsstücke zusammen und zog sich an. Nur ins Jackett schlüpfte er noch nicht. Dann wartete er auf Gertis Rückkehr.
    Gerti sah aus wie der junge Frühling, als sie wieder erschien. Sie steckte in einem durchsichtigen Neglige, trug darunter nur BH und Slip. Von den Strapazen der Nacht war nichts mehr zu sehen. Moderne Kosmetik hatte das möglich gemacht.
    Gerti war überrascht, als ihr Blick auf Frank fiel.
    »Du bist schon angezogen?« fragte sie.
    »Ja, ich muß weg«, nickte er.
    »Willst du kein Bad nehmen?«
    »Das mache ich im Hotel.«
    »Kämm dich wenigstens.«
    Er nahm das Jackett mit ins Bad, klatschte sich eine Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht und fuhr sich mit einem der Kämme Gertis durchs Haar. Als er wieder zum Vorschein kam, trug er auch schon sein Jackett.
    »Willst du wirklich nichts frühstücken?«
    »Nein.«
    Er blickte zur Tür.
    Gerti sagte: »Du hast es sehr eilig.«
    »Ja«, nickte er. »Stell dir vor, Helga kommt aus irgendeinem Grund auf die Idee, im Hotel anzurufen. Das wäre eine Katastrophe.«
    »Weiß sie denn, wo du abgestiegen bist?«
    Frank überlegte kurz.
    »Nein«, erwiderte er dann erleichtert. »Danach hat sie mich gar nicht gefragt.«
    »Dann hättest du ja doch noch Zeit zu einer Tasse Kaffee oder Tee.«
    »Nein«, lehnte er, zur Tür gehend, abermals ab. »Ich möchte mich trotzdem raschestens auf die Socken machen. Sie erwartet mich ja heute zurück.«
    Gerti folgte ihm in die Diele.
    »Sehen wir uns noch einmal?« fragte sie.
    Er blieb nervös stehen.
    »Heute?«
    »Nein, überhaupt.«
    »Aber natürlich«, sagte er. »Du kommst doch wieder nach Heidenohl?«
    »Soll ich denn das noch?«
    »Gerti«, stieß er hervor, »das mußt du! Anders könnte doch Helga Verdacht schöpfen.«
    »Hast du ihr denn gesagt, daß du mich hier treffen willst?«
    »Nein.«
    »Hast du vor, ihr jetzt zu sagen, daß wir uns getroffen haben?«
    Er schwankte.
    »Was meinst du?« fragte er. »Soll ich, oder soll ich nicht?«
    »Das liegt bei dir.«
    »Ich werde es ihr nicht sagen«, entschied er sich.
    »Dann gilt das auch für mich«, nickte Gerti.
    Der Abschied war kurz. Ich sollte sie küssen, dachte er, unterließ es aber.
    Ich sollte ihm Grüße an Helga bestellen, dachte sie und unterließ es auch.
    »Ich danke dir«, sagte er. »Für alles.«
    »Fahr vorsichtig.«
    »Mach' ich.«
    Sie gaben sich die Hände, dann wandte er sich ab und verließ die Wohnung. Gerti blickte ihm nach, als er die Treppe hinunterstieg. Wenn es ein personifiziertes schlechtes Gewissen gibt, dachte sie, dann entschwindet dasselbe soeben meinen Augen.
    Wäre sie gefragt worden, wie sie sich selbst fühlte, hätte sie darauf eigentlich keine richtige Antwort geben können.
    Die lange Rückfahrt nach Heidenohl bot Frank die Gelegenheit, sich innerlich wieder einigermaßen zu erholen. Mit zunehmendem Abstand von Düsseldorf wuchs auch der Abstand von seinem durch nichts zu

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