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Spiel der Herzen

Spiel der Herzen

Titel: Spiel der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Ja?«
    »Soll ich Ihnen verraten, warum ich Ihre Einladung nicht angenommen habe?«
    »Warum nicht?«
    »Weil mir der Hintergedanke klar sein mußte, den Sie hatten.«
    »Welchen denn?«
    »Den an die postlagernde Adresse.«
    Werner grinste.
    »Das hätten Sie mir zugetraut?«
    Evelyn lächelte kurz. Immerhin, es war ein Lächeln.
    »Ja.«
    Es war ihr erstes Lächeln überhaupt im ganzen bisherigen Gespräch mit Werner.
    »Wie ich sage«, nickte Werner. »Man kann Ihnen nichts vormachen.«
    »Sie geben also auch das zu?«
    »Ja.«
    »Wenn ich mich in Sie hineinversetze, muß ich mir sagen, daß Sie sich eine Dienstpflichtverletzung von mir erhofften. Sie dachten, auf diese Weise an jene Adresse heranzukommen.«
    »Sie können sich gut in einen Menschen hineinversetzen«, erklärte Werner, weil es nun darauf auch nicht mehr ankam.
    »Sie hätten sich gründlich getäuscht, Herr Ebert.«
    »Das glaube ich nicht, Frau Herzer.«
    »Wollen Sie sich davon überzeugen?«
    Werner guckte. Er begriff sofort und packte zu.
    »Soll das heißen, daß Sie den Korb, den Sie mir gegeben haben, rückgängig machen?«
    Gleichsam als ob sie sich vor sich selbst rechtfertigen wollte, sagte Frau Dr. Herzer: »Ich will Ihnen nur Ihren Irrtum unter Beweis stellen.«
    »Prima!« rief Werner. Seine Freude war groß. Nun war er also – für ihn selbst überraschend – doch noch ans Ziel gekommen. Der Abend und die sich anschließende Nacht nahmen den von beiden Seiten erwünschten Verlauf: Werner und Evelyn schliefen miteinander, und zwar nicht im Hotel, sondern in Evelyns Bett, nachdem sie gut gegessen und getrunken und in einer Bar auch noch ein bißchen getanzt hatten. Als dann der erste Hunger nach Sex gestillt war, sagte sie zu ihm: »Weißt du, daß das zum erstenmal passierte?«
    »Was?«
    »Daß ich mich im Amt von einem Mann anmachen ließ.«
    Er sagte nichts, grinste nur, und das forderte ihren Protest heraus. Ihn unter der Decke in die nackte Seite puffend, sagte sie: »Du denkst wohl, daß das mit mir so einfach ist?«
    »O nein«, versicherte er ihr rasch. »Ich habe doch erlebt, welchen Kampf es mich kostete, bis sich mir sozusagen der erste Silberstreifen am Horizont zeigte.«
    »Dann grins nicht so impertinent.«
    »Grinsen mußte ich über deinen Ausdruck.«
    »Welchen?«
    »Anmachen.«
    »Der ist doch heute gang und gäbe.«
    »Aber nicht unter Posträtinnen – dachte ich.«
    Das amüsierte auch sie.
    »Ihr habt doch alle einen Dachschaden«, sagte sie, »wenn ihr glaubt, daß unsereins von der Moderne nichts mitbekommt.«
    »Danke.«
    »Für was?«
    »Für den Dachschaden.«
    Evelyn erschrak ein bißchen.
    »Beleidigt?«
    Ihr Erschrecken war kein gutes Zeichen. Es ließ nämlich darauf schließen, daß ihr der Mann, mit dem sie da im Bett lag, schon mehr bedeutete, als er es sollte. Ihre Devise seit ihrer Scheidung hatte gelautet, sich nie mehr in einen Mann zu verlieben.
    Werner war natürlich keineswegs beleidigt, und er versicherte ihr das auch. Wenn er beleidigt wäre, sagte er, müßte er ja wirklich einen Dachschaden haben.
    Ein kleiner Seufzer der Erleichterung entfloh Evelyns Lippen, dann fragte sie Werner: »Warum wolltest du mich haben?«
    »Warum will man eine Frau haben?« antwortete er. »Weil sie einem gefällt.«
    »Tat ich das?«
    »Ja.«
    Jetzt müßte ich ihn fragen, wie alt er ist, dachte sie, unterließ es aber, sondern sagte: »Du hast mir auch gefallen.«
    »Und deshalb liegen wir hier«, meinte er, setzte jedoch dann hinzu: »Für mich gab es allerdings auch noch einen zweiten Grund.«
    »Welchen?«
    »Du hast mich in deinem Büro ganz schön fertiggemacht. Ich kam mir vor wie ein Würstchen. Das war eine ziemlich neue Erfahrung für mich, die mir gar nicht schmeckte. Ich wollte bei dir den Fahrenheit auf die Hörner nehmen – und was erlebte ich? Mir wurde der Ring durch die Nase gezogen, daß ich mich vor mir selbst schämte. Und das von einer Frau!«
    Evelyn lachte.
    »Das soll die mir büßen, dachte ich«, fuhr Werner fort. »Die mache ich klein. Die biege ich mir zurecht. Wie – das war mir klar.«
    »War's denn so schlimm?« lachte Evelyn.
    »Weiß Gott«, erwiderte Werner. »An den ärgsten Moment darf ich gar nicht mehr denken.«
    »Was war denn der ärgste Moment?«
    »Als du deine zehn Semester Jura gegen meine zwei auf die Waage legtest.«
    »Aber gerade dabei«, kicherte Evelyn, »habe ich mich doch jedes Kommentars enthalten.«
    »Den Kommentar konnte ich in deiner Miene lesen,

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