Spiel der Herzen
den Lippen blätterte Frank im Düsseldorfer Telefonbuch, um die Nummer eines alten Kumpels aus seiner Studienzeit herauszusuchen, von dem er jahrelang nichts mehr gehört hatte. Die Nummer fand er zwar rasch, aber es wurde nicht abgehoben.
Dasselbe erlebte Frank anschließend bei dem Versuch, einen zweiten ehemaligen Kommilitonen zu erreichen. Nun hatte er nur noch einen dritten und letzten in Reserve, und mit diesem schien es zu klappen. Konrad Päffgen hieß der Mann.
»Rate mal«, begann Frank, »wer am Apparat ist, von weit herkommend.«
»Frank Petar.«
Frank war ehrlich verblüfft.
»Mann, Konrad«, stieß er hervor, »woran hast du mich so rasch erkannt?«
»An deiner Stimme. Die ist immer noch dieselbe. Und an deinem Dialekt.«
»Ich spreche doch gar keinen Dialekt.«
»Und was für einen. Reinstes Platt.«
»Das hat mir noch keiner gesagt.«
»Aus Höflichkeit.«
Eine kleine Enttäuschung beschlich Frank. Konrads kühler, unpersönlicher Ton war die Ursache.
»Wie geht's dir?« fragte er.
»Danke, gut. Und dir?«
»Auch gut. Wie laufen die Geschäfte?«
»Welche Geschäfte?« fragte Konrad Päffgen.
»Die Aufträge. Ich hoffe, du kannst nicht klagen.«
»Du meinst Bau-Aufträge?«
»Ja.«
»Damit habe ich nichts mehr zu tun. Ich bin in die Politik gegangen.«
»Ach du liebe Zeit«, entschlüpfte es Frank.
»Gefällt dir das nicht?« reagierte Päffgen indigniert.
»Doch, doch«, versicherte Frank. »Es hat mich nur überrascht. Minister bist du aber noch nicht?«
Das kleine Späßchen kam nicht gut an.
»Nein«, sagte Konrad Päffgen knapp.
»Was dann?«
»Abgeordneter.«
»Bei welcher Partei?«
Damit war das Gespräch der beiden endgültig kaputt.
»Liest du denn keine Zeitung?« erwiderte Päffgen verächtlich.
»Doch, wieso?«
»Weil du dann diese Frage nicht nötig gehabt hättest.«
»Tut mir leid, Konrad, wir in der Heide –«
»Frank«, unterbrach Päffgen.
»Ja?«
»Ich bin zwar kein Minister, aber ich erwarte gerade in diesen Minuten den Anruf von einem. Du blockierst die Leitung. Ich muß dich bitten aufzulegen. Mach's gut.«
Franks Antwort war unbeherrscht.
»Du mich auch«, lautete sie.
Was jetzt?
Franks Vorrat an alten Bekannten in Düsseldorf war erschöpft. Seine Studienzeit lag eben doch schon einige Jahre zurück.
Es sah also danach aus, daß dem enttäuschten Frank doch nur noch seine Fachbücher als Bettlektüre bleiben würden. Ein trauriger Abend in Düsseldorf stand ihm bevor. Es gab aber noch eine allerletzte Möglichkeit, das Blatt zu wenden.
Gerti Maier!
Am einfachsten wäre es gewesen, sich allein ins Vergnügen zu stürzen, um ›einen draufzumachen‹. Viele Männer halten es damit, die Dinge an sich herankommen zu lassen, aber Frank war einer, dem das nicht lag. Er war auf diesem Gebiet kein ›Einzelgänger‹, sondern suchte Gesellschaft. So kam es, daß er Gerti Maier anrief und es dem Schicksal überließ, ob sie abheben oder nicht zu Hause sein würde.
»Hallo«, meldete sie sich.
»Tag, Gerti«, sagte Frank.
»Mit wem spreche ich, bitte?«
»Mit Frank Petar.«
»Frank!« rief Gerti mit heller Stimme. »Entschuldigen Sie, daß ich Sie nicht gleich erkannt habe, aber wir telefonieren ja zum erstenmal miteinander. Wie geht's Ihnen? Und Helga? Was macht das Sudhaus?«
»Das Sudhaus mußte ich mir abschminken«, lachte Frank. »Trotzdem geht's mir gut und Helga auch.«
»Steht Heidenohl noch?«
»Heute mittag stand's noch, als ich weggefahren bin.«
»Weggefahren? Wohin?«
»Nach Düsseldorf.«
»Frank!« rief Gerti begeistert. »Sie befinden sich in Düsseldorf?«
»Ja.«
»Mit Helga?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
Er erzählte ihr das. Außerdem berichtete er auch von dem ausgefallenen Vortrag des amerikanischen Architekten.
»Dann sind Sie ja heute abend frei«, erkannte Gerti. »Oder wollen Sie noch zurückfahren?«
»Das hat mir Helga verboten, damit ich nicht übermüdet am Steuer einschlafe.«
»Sind Sie denn so übermüdet?«
»Nein, gar nicht.«
»Sehen Sie«, sagte Gerti belustigt. »Helga hätte deshalb daran denken müssen, daß ein Mann auch in Düsseldorf verunglücken kann, wenn auch anders, als sie denkt. Ich bin es ihr daher schuldig, daß ich auf Sie aufpasse.«
»Sie sind ihr eine gute Freundin«, sagte Frank ebenso belustigt.
»Wann kommen Sie her, um sich unter meine Aufsicht zu stellen?«
»Wenn es Ihnen paßt, ziehe ich gleich los.«
»Meine Adresse haben Sie?«
»Ja.«
»Den Weg muß ich
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