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Spiel der Herzen

Spiel der Herzen

Titel: Spiel der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verrückt?«
    »Dagegen spricht ihr Roman.«
    »Ach was«, sagte Frank und setzte in seiner Verwirrung hinzu: »Hölderlin war auch verrückt.«
    Auf diesen Vergleich hätte Thekla Bendow stolz sein können.
    »Weißt du, was für dich jetzt einzig und allein wichtig ist?« fragte Werner.
    »Was?«
    »Zeit zu gewinnen, verstehst du?« Werner wiederholte sich. »Du mußt Zeit gewinnen bei Helga. Die Person, von der die Briefe stammen, kann nur Thekla Bendow sein, dessen bin ich nun völlig sicher. Wer weiß denn von unserer Angelegenheit? Nur du und ich – und Thekla Bendow. Sonst niemand mehr, wenn von uns beiden keiner herumgequatscht hat. Und ich habe das nicht getan.«
    »Ich auch nicht«, erklärte Frank zum x-ten Mal.
    »Wir werden der das Handwerk legen«, versprach Werner, der ja in der Tat die Verantwortung für die Schwierigkeiten, in denen Frank steckte, nicht von sich weisen konnte. Er mußte zugeben, daß die Vorwürfe, die ihm sein Freund machte, sehr wohl ihre Berechtigung hatten.
    »Wie soll das geschehen?« fragte Frank. »Wir wissen doch gar nicht, wer sie ist? Solange das der Fall ist, können wir sie nicht fassen.«
    »Das muß sich nun wirklich ändern«, antwortete Werner. »Ich setze der das Messer auf die Brust, sie muß heraus aus ihrer Anonymität.«
    »Wie denn?«
    »Es wird mir schon was einfallen«, sagte Werner.
    »Und was mache ich denn in der Zwischenzeit mit Helga?«
    Werners Rezept war dasselbe wie vorher. Viel versprach es nicht. »Du mußt Zeit gewinnen, Frank. Laß dir auch was einfallen.«
    Was denn? dachte Frank, als er wenig später die paar Stufen zu seiner Haustür hinaufstieg und im Wohnzimmer von Helga schweigend in Empfang genommen wurde. Sie war blaß. Der anonyme Brief lag auf dem Wohnzimmertisch. Helgas stummer Fingerzeig beantwortete Franks einleitende Frage, wo sie ihn habe.
    Er las ihn, legte ihn wieder auf den Tisch, wandte sich Helga zu, blickte sie an und wartete, daß sie beginnen würde. Und das tat sie nun auch.
    »Frank«, sagte sie mit spröder Stimme, »du erwartest, hast du am Telefon gesagt, daß sich hier kein Zirkus wiederholt. Ich soll dir keinen Tanz machen. Gut, ich mache dir keinen Tanz, ich werde ganz ruhig sein, und ich habe mir überlegt, was ich dir sagen werde. Vielleicht hättest du erwartet, daß ich auf diesen Brief überhaupt nicht reagiere, daß ich deinen Wunsch, ihn wegzuschmeißen, erfülle und zur Tagesordnung übergehe. Aber das kann ich nicht. Das erlaubt mir dieser Brief nicht, dazu ist sein Inhalt zu konkret, verstehst du? Ich kann aus meiner Haut nicht heraus. Der Brief würde mir keine Ruhe lassen. Ich könnte nichts mehr essen, nicht mehr schlafen, an nichts anderes mehr denken. Ich will ihm deshalb nachgehen, so, wie ich dem ersten Brief nachgegangen bin. Stellt sich heraus, daß es wieder unrecht von mir war, dir zu mißtrauen, gestehe ich dir jede Reaktion mir gegenüber zu, auch die schärfste. Aber erst«, schloß Helga, tief Atem holend, »muß ich das feststellen, ich kann nicht anders, es tut mir leid.«
    »Und wie willst du das feststellen?« fragte Frank, nur um überhaupt etwas zu sagen.
    »Auch das habe ich mir schon überlegt«, erwiderte Helga. »Ich gehe zur Post.«
    »Zur Post?«
    »Die können mir sagen, was es mit diesem postlagernden Briefwechsel auf sich hat.«
    Das war, wie bei Helgas Gang zum Einwohnermeldeamt, wieder die Rettung! Frank hatte Mühe, nicht einen Laut des Jubels auszustoßen. Der ersehnte Zeitgewinn fiel ihm in den Schoß.
    »Damit ich das richtig sehe«, sagte er. »Du willst von denen wissen, ob dort an mich postlagernde Briefe einer Thekla Bendow eingehen?«
    »Oder ob umgekehrt dort postlagernde Briefe, die von dir stammen, von einer Thekla Bendow abgeholt werden.«
    »Und du denkst, daß die dir das sagen?«
    »Sicher.«
    In seiner Euphorie hatte Frank schon wieder Oberwasser.
    »Du könntest dir nicht vorstellen, daß die an gewisse Vorschriften gebunden sind?« spottete er.
    Aber auch darüber hatte sich Helga schon ihre Gedanken gemacht.
    »Doch«, nickte sie.
    »Und wie willst du dieses Hindernis überwinden?«
    »Ganz einfach – du kommst mit.«
    »Aha, ich komme mit.«
    »Und du wirst neben mir stehen?«
    »Ja.«
    »Was ist«, ließ Frank einen kleinen Probeballon steigen, »wenn ich mich weigere?«
    »Dann weiß ich Bescheid.«
    Frank erhob sich.
    »Komm.«
    »Wohin?«
    »Zur Post«, sagte Frank. »Ich will mich nämlich gar nicht weigern. Du sollst dein Cannae erleben.«
    Helga

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