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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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bei jedem Schritt ihren Stock hart auf den Boden stieß.
    Auf Lucys Seite des Bettes blieb sie stehen. »Ich war es, die sie nach London gebracht hat. Du hättest sie nie kennengelernt, wenn ich sie nicht zuvor aufgetrieben hätte.«
    Lucy hätte am liebsten laut aufgestöhnt, da sie wußte, daß dies das letzte war, woran Ivan erinnert werden wollte. Nervös blickte sie ihn an und stellte fest, daß er, wie nicht anders zu erwarten, seine Großmutter mit flammenden Augen anschaute.
    »Was erwarten Sie von mir - meinen Dank?«
    Lady Westcott verzog das Gesicht zu einem kalten, dünnen Lächeln, das Lucy einen Schauder über den Rücken jagte. In der Hoffnung, Ivan zu beruhigen, legte sie ihre Hand auf seinen Arm. »Das ist doch alles unin-teressant. Während ihr beide streitet, kann Valerie schon wer weiß wo sein.«
    »Seine Kusine ist ihm gleichgültig«, schnaubte Lady Westcott. »Ihn interessiert weder seine Familie noch deren Position in der Gesellschaft. Der Skandal, der dem Namen Westcott droht, kümmert ihn nicht. Er würde unseren Namen aussterben lassen, nur um mir eins aus-zuwischen. Aber ich habe ihn überlistet, wie?«
    »Mich überlistet?« echote Ivan mit gefährlich sanfter Stimme. Lucy fühlte, wie seine Armmuskeln sich unter ihrer Hand anspannten.
    Lady Westcott lachte selbstzufrieden. »Du bist doch verheiratet, oder? Und das alles verdankst du meiner sorgfältigen Planung.«
    Lucy wollte ihren Ohren nicht trauen. Sorgfältige Planung? Ihr war, als schaute sie in einen Abgrund. War es möglich, daß die Ränke der alten Frau noch feiner gesponnen waren, als sie es geglaubt hatte?
    Ivan sprang aus dem Bett und starrte seine Großmutter an. »Was für eine sorgfältige Planung?«
    Lady Westcott deutete auf Lucy. »Ich habe eine hübsche Frau mit einem scharfen Verstand eingestellt; das genaue Gegenteil der albernen Mädchen, mit denen du herumgetändelt hast. Ich stellte sie ein, um dich von Valerie fernzuhalten, und habe sie dir gleichzeitig direkt vor die Füße geworfen. Und du bist sofort darüber gestolpert! Bist über sie gestolpert, mit ihr ins Bett gefallen, und jetzt bist du mit ihr verheiratet.«
    Lucy wollte sie zum Schweigen bringen. »So ist es nicht gewesen!«
    Lady Westcott drehte sich herum und faßte Lucy ins Auge. Und obwohl diese wußte, daß sie nicht der Gegenstand von Lady Westcotts Zorn war, war ihr sehr wohl klar, daß sie trotzdem ihren Teil davon abbekommen würde. »Ach nein? Sie langweilten sich auf dem Land und wollten in die Stadt. Jede Frau wünscht sich einen reichen Ehemann, besonders mittellose alte Jungfern wie Sie!«
    Noch nie hatte Lucy Ivan so zornig gesehen, und sie konnte ihm keinen Vorwurf daraus machen. An seinem Hals klopfte eine dicke Ader, und einen Moment lang fürchtete Lucy, er würde die keifende alte Frau zu Boden schlagen - wie sie es am liebsten selbst getan hätte. Doch statt dessen packte er seine Großmutter am Arm und schob sie aus dem Zimmer.
    »Du wolltest sie! Das kannst du nicht abstreiten!«
    kreischte Antonia, während sie ihren Stock schwenkte, um damit nach ihrem Enkel zu schlagen. »Das mindeste, was du zum Dank tun kannst, ist, Valerie vor diesem närrischen Gelehrten zu retten! Hast du kein Mitgefühl für dein eigen Fleisch und Blut?«
    Ivan stieß sie zur Tür hinaus und pflanzte sich groß und drohend vor ihr auf. »Mein Fleisch und Blut? Sie machen Witze. Wann haben Sie mich je als Ihr Fleisch und Blut betrachtet? Mein ganzes Leben lang war ich für Sie nur eine Peinlichkeit, nicht gut genug, ein Westcott zu sein, bis sich herausstellte, daß es außer mir keine Westcotts mehr geben würde. Und jetzt glauben Sie, mich mit Ihrem Gerede von Fleisch und Blut in die Pflicht nehmen zu können?«
    Er stieß ein häßliches Lachen aus. »Valerie hat einen Vater, zu ihm sollten Sie gehen. Sie hat Brüder und Onkel und andere Vettern. Sollen die sich um sie kümmern.
    Was mich angeht, so gefällt mir Mawbeys Kühnheit. Ich hätte sie ihm, ehrlich gesagt, nicht zugetraut.«
    Damit warf er seiner Großmutter geräuschvoll die Tür vor der Nase zu.
    Lucy hockte noch immer im Bett, wie erstarrt unter Ivans harschen Worten.
    Wie elend mußte seine Kindheit gewesen sein und wie einsam. Wie verlassen und ungeliebt mußte er sich all diese Jahre gefühlt haben.
    Sie wollte all das, was andere an ihm versäumt hatten, wiedergutmachen. Sie wollte ihn mit Liebe überschütten und diese schrecklichen Erinnerungen aus seinem Kopf vertreiben.
    Doch ein

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