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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lektion glaubte sie schon seit einiger Zeit gelernt zu haben. Leider schien sie sie immer wieder von neuem lernen zu müssen. Sie mußte anfangen, den Tatsachen ins Auge zu blicken und ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Und dazu gehörte, diesen elenden Empfang, den sie eingefädelt hatte, wie geplant durchzustehen.
    Sie zog ein Kleid mit hoher Taille und enganliegenden Ärmeln an. Es war aus stahlblauer Seide mit einem Über-rock aus Chiffon, der mit Gold-und Silberfäden durchwoben war. Es waren die Farben des Schals, den Ivan ihr geschenkt hatte. Das Ergebnis war umwerfend, denn bei jedem Schritt, den sie tat, funkelte sie förmlich.
    Das Leibchen hatte einen quadratischen tiefen Ausschnitt, der ihren Busen mehr als nur ahnen ließ. Und was für ein Busen, lobte sie sich, als sie sich in dem Ankleidespiegel betrachtete. Ihrer Schwangerschaft ver-dankte sie es, daß ihre Brüste sich vergrößert hatten. Ihre ganze Figur war in den letzten Monaten erstaunlich üppig geworden.
    Würde das Ivan gefallen?
    Stirnrunzelnd wandte sie sich vom Spiegel ab. Es war gleichgültig, ob ihm das gefallen würde, sagte sie sich und zog die bestickten Schuhe an, die sie sich hatte anfer-tigen lassen. Dann zog sie die enganliegenden Handschuhe über und atmete tief durch. Es war Zeit, nach unten zu gehen und nochmals alle Vorkehrungen zu kontrollieren. Bald würden die ersten Gäste eintreffen, und dann wollte sie bereit und ganz ruhig sein.
    Die Eingangshalle erglänzte in goldenem Licht. In jedem Wandhalter und in zahllosen silbernen Kerzenständern, die verschwenderisch auf Konsolen und Tischen verteilt waren, brannten feinste Wachskerzen. Lucy ging weiter in den Salon, wo in zwei riesigen Kronleuch-tern je sechzig Kerzen den süßen Honigduft noch verstärkten. Windlichter aus Kristall strahlten, und dazwischen waren überall rote Rosen verstreut.
    Rote Rosen stehen für Liebe, dachte Lucy bitter. Nicht ihre eigene Liebe, sondern die von James und Valerie.
    Sie starrte auf das größte Dekorationsstück, eine Anordnung, auf der Madame Leonardo bestanden hatte: rote Rosen, weißes Schleierkraut und herzförmige Efeu-blätter formten einen Bogen über dem großen Spiegel, der eines der Paneele am Ende des Saales ausfüllte.
    In dem silbrigen Glas sah Lucy atemberaubend aus.
    Die Rosen umrahmten ihre in grünblau gekleidete Gestalt. Ich sehe wirklich wie eine Gräfin aus, dachte Lucy, während sie auf ihr ungewohntes Spiegelbild starrte, das ihr königlich und zuversichtlich entgegenblickte.
    Sie empfand das als pure Ironie, denn nie hatte sie sich weniger zuversichtlich gefühlt als jetzt.
    Unfähig, den Anblick dieser neuen Gräfin Westcott länger zu ertragen, senkte sie den Blick. Wie hatte sie jemals glauben können, sie würde diesen Empfang meistern? Sie wußte nicht, wie sie den Abend überstehen sollte. Ihr Magen verkrampfte sich, und sie fürchtete eine aufkommende Übelkeit.
    »Rote Rosen. Für die Liebe?«
    Beim Klang dieser leisen, spöttischen Stimme zuckte Lucy zusammen.
    Ivan.
    Erschrocken hob Lucy die Augen und erblickte ihn im Spiegel. Er stand seitlich hinter ihr, in seiner Hand hielt er eine einzelne langstielige rote Rose. Er trug einen hervorragend geschneiderten Abendanzug. Von dem kräftigen Schwarz des Rockes und dem Schneeweiß des Lei-nenhemdes hoben sich seine dunklen Gesichtszüge vorteilhaft ab. In seinem Ohr glitzerte der Diamant, und Lucy meinte, noch nie einen so wirkungsvollen Schmuck an einem Mann gesehen zu haben. Der Ohrring wirkte nicht weibisch, sondern schien Ivans wilde, ungezähmte Männlichkeit noch zu unterstreichen.
    Er ist da, rief ihr glückliches Herz, er ist da!
    Doch sofort wandelte sich ihr Glück in Zorn. Da war er mitsamt seinem gefühllosen Zigeunerherzen und hatte die Frechheit, ein Gesicht zur Schau zu stellen, als freue es ihn nicht im geringsten, hier zu sein.
    Ihre Blicke trafen sich in den silbrigen Tiefen des Spiegels. Ivans dunkle Augen waren halbgeschlossen, während Lucys Blicke grüne Zornesfunken sprühten. Ivan kam näher und berührte mit der Rose ihren nackten Hals. »Erzähl mir über diese Rosen«, verlangte er, während er mit der samtigen, halbentfalteten Blüte über ihre Haut strich.
    Lucy schwor sich, keine Regung zu zeigen. Wenn er sich nicht für seine lange Abwesenheit entschuldigen wollte, dann wollte sie gewiß nicht das hilflose Weibchen spielen, das um eine Erklärung bettelte. Sie reckte das Kinn vor. »Die Rosen sind für Valerie und

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