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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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plötzlich, als sie ein leises Pochen vernahm. Erschrocken starrte sie auf die bemalten Paneele ihrer Tür. Ein Klopfen zu dieser Stunde? Wer mochte das sein?
    Doch ihr war auf der Stelle klar, um wen es sich handelte, und ihr Mund wurde trocken.
    Das Pochen wiederholte sich.
    Sie wußte nicht, ob sie sich unter ihrer Decke verkriechen und sich schlafend stellen oder ob sie aufspringen und die Tür verriegeln sollte.
    Wieder klopfte es.
    Er ging einfach nicht weg! Also steh auf, du Närrin, befahl sie sich, laß ihn nicht glauben, er habe dich in Verlegenheit gebracht.
    Aber genau das hatte er. Obwohl sie sich vor seinen unergründlichen Augen und seiner unverschämten Art fast zu Tode fürchtete ...
    Sie sprang aus dem Bett. Nein, sie würde sich nicht einschüchtern lassen. Eine Armeslänge von der Tür entfernt blieb sie stehen. »Wer ist da?«
    »Sie wissen ganz genau, wer da ist, Miss Drysdale. Es hat keinen Zweck, sich zu verstellen.«
    In Lucys Kopf formte sich der absurde Gedanke, daß sie eine Lampe anzünden müsse, nein, viele Lampen, denn es wäre viel zu gefährlich, sich Ivan Thorntons seidiger, verführerischer Stimme in der Dunkelheit auszu-liefern.
    Sie trat näher an die Türe. »Gehen Sie weg! Ich denke nicht daran, in meinem Morgenrock hinauszukommen.
    Und hereinlassen werde ich Sie auch nicht«, rief sie und raffte ihren Morgenrock enger über der Brust zusammen.
    »Und wenn ich mich selbst hereinlasse?«
    Lucy schnappte empört nach Luft. »Das werden Sie nicht wagen!«
    »Sie kennen mich nicht lange genug, um zu wissen, was ich tun oder nicht tun würde, Miss Drysdale -
    Lucy«, fügte er nach einer kurzen Pause hinzu.
    »Ich habe Ihnen diese vertrauliche Anrede nicht erlaubt«, sagte Lucy, doch der Klang ihrer Stimme war nicht so fest, wie sie es gewünscht hätte. »Gehen Sie weg, bevor ich - bevor ich Ihre Großmutter rufe.«
    Durch die Tür vernahm sie sein leises, samtiges Lachen, und beunruhigt malte sie sich sein Gesicht aus: blitzende Augen, glänzende Zähne, und die Lippen zu einem Lächeln verzogen, das keineswegs beruhigend war.
    »Sie wissen sicher, daß das für mich keine wirksame Drohung bedeutet.«
    »Und Sie wissen sicher, daß ich weder herauskommen noch Sie hereinlassen werde. Also warum stehen Sie vor meiner Tür?« fragte Lucy aufgebracht.
    Sie hörte ein Geräusch, als habe er seine Stellung gewechselt und würde nun an der Tür lehnen. »Sie schienen sich sehr für die Aktivitäten vor dem Haus zu interessieren. Nun bin ich da, um alle Ihre Fragen zu beantworten.«
    Fragen! Besaß dieser Mann denn gar kein Schamge-fühl? Daß sie tatsächlich fast vor Neugierde platzte, überging Lucy geflissentlich.
    »Ich erwachte, weil ich ein seltsames Geräusch vor dem Haus hörte. Wenn ich Ihr ... Ihr ... was immer es auch war, unterbrochen habe, bitte ich um Entschuldigung. Würden Sie jetzt bitte gehen?«
    Da sich längere Zeit nichts rührte, tat Lucy nun den letzten Schritt zur Tür und legte ihr Ohr behutsam an den Spalt zwischen Tür und Rahmen.
    »Gute Nacht, Lucy«, flüsterte es da, genau in ihr Ohr.
    Lucys Herz klopfte so wild wie das eines verschreckten Kaninchens. Ihr war, als habe Ivan Thorntons warmer Atem ihr Ohr gestreift und sein Mund zärtlich ihr Haar berührt.
    Sie wagte keine Antwort. Statt dessen stolperte sie rückwärts, bis ihre Schenkel an einen Stuhl stießen, in den sie hart hineinfiel.
    Gute Nacht, Lucy.
    Er war weg. Das wußte sie, obwohl sie kein Geräusch seiner Schritte gehört hatte. Sie fühlte es einfach mit jenem Teil ihres Herzens, der noch immer einem jungen Mädchen gehörte. In jenem heimlichen Teil ihres Herzens, der immer noch albern, närrisch und schrecklich naiv war.
    Lange blieb sie in dem goldgestreiften Sessel sitzen, bis die Sonne die Dunkelheit endgültig vertrieben hatte und hell durch die schweren Vorhänge drang. Der hübsche Raum mit den Möbeln aus Mahagoni und gemalten, goldumrandeten Verzierungen war nun deutlich zu erkennen. Doch noch immer saß Lucy da und sann über die kommenden Wochen und Monate nach.
    Vielleicht sollte sie Lady Westcott bitten, sie für die Zeit ihres Aufenthalts in einem anderen Haus unterzubringen. Denn zum einen glaubte sie, den Aufenthalt unter dem selben Dach mit dem schmerzhaft attraktiven und unberechenbaren Lord Westcott nicht unbeschadet überstehen zu können. Zum anderen hielt sie es für unklug, die junge Lady Valerie in unmittelbarer Reichweites des Mannes, der von ihr ferngehalten werden

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