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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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gekleidet.
    Wütend hieb sie ihre Faust in das unschuldige Dau-nenkissen. Auch wenn dieser lästige Ivan sie heute nicht mit seinen nächtlichen Eskapaden geweckt hatte, so war er doch die Ursache ihrer Schlaflosigkeit.
    Weshalb hatte er sie geküßt? Weshalb hatte sein Kuß sie so aus der Fassung gebracht? Und weshalb, weshalb nur hatte sie seinen Kuß so leidenschaftlich erwidert?
    Und als habe ihr dieses Desaster nicht gereicht, hatte sie sogleich das nächste heraufbeschworen. Was hatte sie sich dabei gedacht, Lady Westcott herauszufordern, noch dazu in Valeries Gegenwart?
    Stöhnend stülpte sie sich das Kissen über den Kopf.
    Wie hatte sie ihren Aufenthalt in London, der ihr doch so viel bedeutete, so leichtfertig auf's Spiel setzen können?
    Irgendwo krähte ein Hahn - ein Geräusch, das man in London nicht oft zu hören bekam. Lucy warf das Kissen beiseite und starrte wieder in den sauber gefältelten Bett-himmel. Sie konnte ebensogut aufstehen. Vielleicht würden ein paar Schritte im Garten ihrem schmerzenden Kopf gut tun und ihre strapazierten Nerven beruhigen.
    Wenn sie mit Lady Westcott sprach, mußte sie in best-möglicher Verfassung sein, sonst wäre der Schaden, den sie sich gestern selbst zugefügt hatte, nicht wiedergutzu-machen.
    Schnell zog sie ein schlichtes Alltagskleid an, fuhr in ihre Pantoffeln und warf sich ein gestricktes Schultertuch um. Dann, ohne Handschuhe und unfrisiert, schlich sie in die stille Halle, ging die Hintertreppe hinunter und schlüpfte durch den Lieferanteneingang aus dem Haus.
    Die leichte Brise war noch ziemlich frisch und brachte schwachen Dunst von Kohlenrauch mit sich. Lucy fand die Londoner recht extravagant. Ihr Bruder hätte den Diener, der es gewagt hätte, in einer solchen Nacht ein Feuer anzumachen, sofort entlassen.
    Sie schlenderte auf dem Kiesweg zum Buchsbaumgar-ten, der sich zwischen den beiden rückwärtigen Flügeln des Hauses erstreckte. In einem dieser Flügel war die Bibliothek untergebracht, in dem anderen das Morgenzimmer. Zwei silberfarbene Gartenbänke standen einander gegenüber, eine Sonnenuhr dazwischen. Sie waren allerdings noch zu feucht, um sich darauf zu setzen.
    Daher wanderte Lucy müßig durch den Garten, zupfte hier an den Wedeln eines Farns und strich dort einige Tautropfen von den zusammengefalteten Blättern einer Rosenblüte.
    Lucy atmete tief die frische Morgenluft ein. Dann ent-flocht sie den strammen Zopf, zu dem sie ihr Haar für die Nacht zusammengefaßt hatte. Sie versuchte, die bohrenden Kopfschmerzen loszuwerden, indem sie mit den Fingern ihren Nacken massierte. Sie genoß das Zwielicht, das im Garten herrschte, die Feuchtigkeit des Frühlings-morgens auf der Haut und die Stille, die sie umgab.
    Trotzdem konnte sie ihre Sorgen nicht ganz beiseite schieben.
    Wie sollte sie sich Lady Westcott gegenüber verhalten?
    Wie konnte sie ihre Arbeitgeberin davon überzeugen, daß sie sie nicht nach Hause schicken durfte?
    Dann quietschte eine Türangel, Lucy blickte auf, und der schöne Morgen war dahin.
    »Sie sind früh auf oder sehr spät.«
    Lucy konnte nicht unterscheiden, ob ihr Herz beim Klang dieser Stimme verzagte oder jubelte. Jedenfalls ließ es sich nicht leugnen, daß es zehnmal schneller schlug als sonst.
    Warum war Ivan hier? Und warum gerade jetzt?
    »Ich bin früh aufgewacht«, antwortete sie, während seine große, breitschultrige Silhouette sich ihr näherte.
    »Aber weshalb sind Sie zu dieser Stunde schon auf?«
    Ivan blieb auf der anderen Seite der Sonnenuhr stehen, nahe genug, daß man seine Gesichtszüge erkennen konnte. Lucy bemerkte ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. »Ich hatte Träume. Erotische Traume. Und was ist Ihre Ausrede?«
    »Bestimmt nicht das!« erwiderte sie heftig. Doch eine lästige Stimme in ihrem Kopf wußte es besser. Vielleicht waren ihre Gedanken nicht im vollen Sinne des Wortes erotisch gewesen, doch das hatte nur daran gelegen, daß sie zu wenig Erfahrung besaß, um sich etwas so richtig Erotisches vorstellen zu können. Doch sie hatte an Ivan gedacht, an die Küsse, die sie getauscht hatten, und an die Erregung, die sie dabei empfunden hatte.
    »Sie verletzen mich sehr, Lucy, denn ich war sicher, daß unser ...«
    »Nennen Sie mich nicht Lucy! Ich habe Ihnen diese Vertraulichkeit nicht gestattet!«
    »Ihr Enthusiasmus bei unseren Küssen erschien mir sehr vertraulich. Oder haben Sie nur mit meinen Gefühlen gespielt?« fragte er mit charmantem Grinsen.
    Lucys Herz klopfte so heftig,

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