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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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würde.
    Und wenn es zur Liebe nicht reichte, so blieb immer noch die Lust. Das wichtigste war, ihn zu einer Heirat zu bewegen - und dazu, ein Kind zu zeugen.
    Exakt beim zehnten Schlag der großen Standuhr in der Halle klopfte Lucy an Lady Westcotts Türe.
    Hatte schon je ein Tag so schlecht für sie begonnen?
    Und war je ein Abend so übel verlaufen wie der gestrige?
    Dieser Vormittag war lediglich die Fortsetzung der vergangenen Nacht, und alles, was Lucy in dieser Zeit an Unheil widerfahren war, hatte sie dem Grafen von Westcott zu verdanken. Sogar ihre Schlaflosigkeit ging auf sein Konto.
    Und nun mußte sie irgendwie diese aufgebrachte Großmutter, ihre schwierige Arbeitgeberin, beruhigen.
    Obwohl Ivan und seine Großmutter wie Hund und Katze waren, waren sie doch unleugbar aus demselben Holz geschnitzt: intelligent, berechnend und arrogant bis zur Unerträglichkeit. Die beiden waren einander wert, stellte Lucy fest, während sie ärgerlich an ihrem bestickten Leibchen zerrte.
    »Herein«, ertönte Lady Westcotts herrische Stimme durch die Tür.
    Lucy trat ein und ging auf die alte Dame zu, die in einer sonnigen Ecke des Zimmers vor einem Klapptisch-chen saß, auf dem eine Tasse heißer Schokolade und ein Teller mit Muffins standen. Lady Antonia ließ Lucy auf einem Stuhl ihr gegenüber Platz nehmen und deutete dann auf das Tablett. »Haben Sie schon gefrühstückt, Miss Drysdale?«
    »Ja«, log Lucy. Ihr Magen war nicht in der Lage gewesen, etwas aufzunehmen, und sie hätte auch jetzt noch nichts heruntergebracht. »Vielleicht sollten wir es gleich hinter uns bringen«, sagte sie, da sie glaubte, es sei das beste, sofort auf den Punkt zu kommen. »Ich nehme an, daß Sie mit der Erfüllung meiner Aufgabe als Lady Valeries Anstandsdame unzufrieden sind. Dazu muß ich sagen, daß ich mit der Art, wie Sie sich als meine Arbeitgeberin verhalten, genauso unzufrieden bin.«
    Lady Westcott, die eben ihre Tasse zum Mund führen wollte, hielt mitten in der Bewegung inne. Über den Rand der Tasse hinweg starrte sie Lucy an. »Mein Verhalten als Ihre Arbeitgeberin?« Ihre schmalen Brauen hoben sich so hoch, daß ihre Stirn von einer Vielzahl par-alleler Linien gefurcht wurde. »Sagen Sie, Miss Drysdale, versuchen Sie absichtlich, Ihre Entlassung herbeizu-führen?«
    Lucy krümmte sich innerlich. Warum mußte sie immer in die Offensive gehen, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlte? Das war zwar eine gute Methode, um sich gegen knurrende Hunde, lästige Kinder und betrunkene Rüpel zu wehren, doch bei dieser herrschsüchtigen Grä-
    finwitwe konnte das nicht fruchten.
    »Nein, Mylady. Ich wünsche mir sehr, in Ihrem Haushalt verbleiben zu dürfen. Trotzdem müssen Sie zugeben, daß Sie nicht ganz aufrichtig zu mir waren.«
    Nun hatte sie Lady Antonia auch noch der Lüge bezichtigt - wenn das ihre Chancen nicht verbesserte!
    Lucy haderte mit sich selbst.
    Lady Westcott jedoch zuckte nur die Schultern und schlürfte von ihrer Schokolade. »Ich habe Ihnen einige Aspekte meiner Absichten vorenthalten«, gab sie zu. »Ich dachte, daß Sie Ihre Aufgabe besser erfüllen könnten, wenn Sie wirklich glaubten, daß ich keine Vereinigung zwischen meinem Enkel und meinem Patenkind wollte.«
    »Die beiden passen überhaupt nicht zueinander.«
    Die alte Frau betrachtete Lucy eine Weile, ehe sie antwortete. »Hätte ich gewußt, Miss Drysdale, daß Sie eine heimliche Romantikerin sind, so hätte ich Sie nicht enga-giert, obwohl ich jetzt feststelle, daß alle Anzeichen vor-handen waren. Sie sind nicht ledig, weil niemand sie haben wollte, sondern weil sie niemanden haben wollten. Dummes Mädchen, haben Sie auf die große Liebe gewartet? Es gibt wenige Liebesheiraten, wissen Sie, besonders in unserer Klasse.«
    Vor einigen Wochen hätte Lucy laut aufgelacht, wenn man sie eine Romantikerin genannt hätte. Doch jetzt wand sie sich unter den Worten der alten Dame. Und wieder verteidigte sie sich, indem sie zum Angriff überging. »Haben Sie Ihre Ehe so gehaßt, daß Sie dieses Unglück nun allen jungen Menschen aus Ihrer Familie zufügen möchten?«
    Das brachte das Blut der Gräfinwitwe in Wallung.
    Lady Westcotts gleichmütige blaue Augen blitzten ärgerlich. »Ich gehörte zu den glücklichen, Miss. In zehn Generationen der Westcotts gab es keine so glückliche Ehe wie meine.«
    Jetzt waren es Lucys Augen, die zu funkeln begannen.
    »Weshalb wollen Sie dann eine so unmögliche Verbindung zustande bringen? Warum haben Sie mich

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