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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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um sie davon abzuhalten, sich undamenhaft zu benehmen.
    Sir James seinerseits schien die Anwesenheit der beiden jungen Damen deutlich zu bemerken, denn er been-dete die Unterhaltung mit einer drahthaarigen älteren Frau ziemlich schnell.
    »Darf ich fragen, mit wem ich die Ehre habe?« fragte er mit einer leichten Verbeugung.
    »Es ist für uns eine Ehre«, erwiderte Lucy. »Darf ich Ihnen Lady Valerie Stanwich vorstellen. Ich bin Miss Lucy Drysdale.«
    Sir Mawbeys Blick ruhte auf Valerie, dann, als habe er Lucys Namen erst mit Verzögerung vernommen, wandte er seine Augen von Valeries Gesicht ab, das schiere Bewunderung ausdrückte. »Miss Drysdale, es ist sehr schmeichelhaft, daß Sie sich heute abend herbemüht haben. Sie kommen aus ...«
    »Somerset«, soufflierte Lucy.
    »Aha. Und Sie, Miss Stanwich, kommen Sie auch aus Somerset?«
    »Nein, Mylord. Ich komme aus Arundel in Sussex«, antwortete Valerie und errötete, was ihrem Teint eine niedliche Farbe und ihren Augen einen hübschen Glanz verlieh.
    Lucy stöhnte innerlich. Sir James als ›Mylord‹ anzureden! Jedes Baby wußte das. Besonders ein Baby, dessen Vater ein Graf war. Würde er sich, in Anbetracht seiner Verachtung für das britische Klassensystem, beleidigt fühlen? Würde er die arme Valerie verbessern und sie vor all diesen Menschen demütigen?
    »Arundel«, sagte er und richtete seine Augen interessiert auf Valerie. »Ich habe schon oft darüber nachgedacht, ob ich dort Vorlesungen halten sollte. Gibt es geeignete Räumlichkeiten?«
    Lucy, die anfangs erleichtert war, daß er sich nicht beleidigt gezeigt hatte, war nun leicht verstimmt, als Valerie das Gespräch mit Sir James an sich zog. Nein, das stimmte eigentlich nicht. Es war Sir James, der meist sprach, während Valerie nur hier und da eine Zustimmung äußerte und den Gelehrten bewundernd anhimmelte. Und ebenso bewundernd sah dieser auf das hübsche junge Mädchen.
    Noch nie hatte Lucy bisher das Gefühl der Eifersucht kennengelernt. Aber nun war es soweit.
    »Werden Sie Ihre Theorie über Disziplin während einer Ihrer Lesungen ansprechen?« fragte sie, als Sir James kurz innehielt, um Atem zu schöpfen.
    »Das wird das Thema meiner dritten Vorlesung in dieser Reihe«, antwortete er und sah endlich auch sie an.
    Dann wandte er sich wieder an Valerie. »Werden Sie auch kommen, Miss Stanwich?«
    »Lady Valerie«, brummte Lucy, doch sofort schämte sie sich ihrer kleinlichen Reaktion.
    Sir James schien sie jedoch gar nicht gehört zu haben.
    Valerie, die ihr Kommen zusagte, anscheinend auch nicht.
    In Lucys Kopf schrillte eine Alarmglocke. Valerie entwickelte doch hoffentlich keine Zuneigung zu Sir James Mawbey, und gewiß würde dieser sich nicht in ein Mädchen von so beschränktem Intellekt verlieben?
    »Diese Verbindung scheint im Himmel geschlossen worden zu sein.«
    Lucy zuckte bei diesen Worten zusammen. Diese Stimme, so spöttisch, gehörte unverkennbar Ivan Thornton.
    Was hatte er hier zu suchen?
    Sie drehte den Kopf gerade weit genug, um Ivan hinter sich stehen zu sehen. »Verschwinden Sie!« zischte sie.
    »Was? Ich soll die Pläne meiner Großmutter hintertreiben und zulassen, daß meine geschätzte Kusine sich mit einem radikalen Gelehrten einläßt? Ich würde meiner Familie einen schlechten Dienst erweisen, wenn ich Valerie jetzt allein ließe. Finden Sie nicht?«
    Lucy drehte sich vollständig zu ihm herum. Natürlich neckte er sie nur, das konnte sie am schelmischen Blitzen seiner blauen Augen erkennen. Es würde ihn vermutlich prächtig amüsieren, wenn die begehrenswerte Valerie eine Verbindung mit einem so unpassenden Verehrer wie Sir James einginge. Obwohl Lucy noch mit halbem Ohr das hinter ihr fortgeführte Gespräch hörte, richtete sie ihre Aufmerksamkeit jetzt ganz auf Ivan. »Was machen Sie hier?« flüsterte sie. »Sind Sie uns gefolgt?«
    »Ich folge Ihnen, Miss Drysdale, Ihnen allein.«
    Lucys Herz tat einen Sprung und wollte nicht mehr aufhören, beharrlich bis zum Halse zu schlagen. »Mir?«
    fragte sie mit piepsiger Stimme, um dann sofort den Mund zu schließen. Das hatte ja geklungen wie eine Vier-zehnjährige, die zum ersten Mal ihrem Schwärm nahe kam. Sie räusperte sich. »Sie haben mir nicht zu folgen.«
    Ivan hob eine Augenbraue - eine Demonstration männlicher Arroganz. »Ich bin ein Graf. Ich kann verdammt noch mal tun, was ich will.«
    »Gehört dazu auch das Fluchen in Damengesellschaft?« zischte Lucy zurück, die langsam wieder zu Sinnen

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