Spiel Der Sehnsucht
Weg gingen. Ivans Zorn steigerte sich mit jeder Zeile, die er las.
... Ich wäre eine miserable Gräfin. Du verdienst jemanden, der dem Titel Ehre macht und die Rolle Deiner Gemahlin würdig ausfallt. Du solltest jemanden heiraten, der Dir etwas bedeuten kann.
Ivan zerdrückte das Pergament in seiner Faust. Eine Frau, die ihm etwas bedeutete? So ein Schwachsinn. Sie sprach von sich selbst, nicht von ihm. Sie wollte jemanden heiraten, der ihr etwas bedeutete. Jemanden, den sie lieben konnte. Und diese Person war offensichtlich nicht er.
Daß diese törichte Skrupelhaftigkeit wahrscheinlich der Grund dafür war, daß sie noch immer keinen Mann hatte, tröstete Ivan kaum. Und daß er vermutlich nur einer von vielen abgewiesenen Anwärtern war, machte die Sache auch nicht besser.
Tatsache war und blieb, daß sie lieber von der Gesellschaft ausgestoßen als die reiche, respektierte und bewunderte Ehefrau des Grafen von Westcott war.
Anscheinend zog sie das schlimmste Schicksal einer Ehe mit ihm vor.
»Na, wird die Heirat jetzt abgesagt?« schnurrte Elliot.
»Hat sie dich abgewiesen oder dir eingeredet, dein Angebot zurückzuziehen? Ich frage mich, wie ein wahrer Gentleman sich verhalten soll, wenn er sich einer derart widerstrebenden Braut gegenüber sieht.« Er dachte einen Moment lang nach. »Falls du dein Angebot zurück-nimmst, stünde sie als Opfer da, während du der Schurke warst. Die Öffentlichkeit würde mit ihr fühlen, und ihr Ruf wäre vielleicht nicht ganz so arg geschädigt.
Trotzdem wäre sie öffentlich gedemütigt. Du dagegen würdest dich nicht schlechter befinden als jetzt: Du wärst nach wie vor der Bastard-Graf, der sich keinen Deut um irgendwas oder irgendwen schert. Das ist doch der Ruf, der dir behagt, nicht wahr?«
Langsam hob Ivan den Kopf und blickte Elliot eisig an.
Anfangs hatte die Eifersucht ihn fast übermannt, doch nun hatte er sich wieder unter Kontrolle. »Wo liegt dein Interesse in dieser Angelegenheit, Elliot?«
Elliot zuckte die Achseln, lehnte sich gegen die Stufen und stützte sich auf die Ellenbogen. »Ich langweile mich.
Die Geschäfte laufen gut, da gibt es keine Herausforde-rungen mehr. Deinen Satelliten zu spielen und wohlerzo-gene junge Damen zu schockieren hat keinen Unterhal-tungswert mehr. Aber nun diese neue Wendung: Du hechelst hinter einer blaustrümpfigen alten Jungfer her, und sie weist dich ab.« Wieder zuckte er mit den Schultern. »Das ist bei weitem die beste Unterhaltung, seit wir wieder in der Stadt sind.«
»Stellst du denn Berechnungen an, wer gewinnen wird - ich oder Lucy?«
Elliot grinste. »Giles ist naiv genug zu glauben, daß das Kätzchen sich zu nichts zwingen läßt, was es nicht will. Alex dagegen meint, daß Titel und Geld immer die Oberhand behalten. Sein Rat wäre, daß du ihr einen so günstigen Ehevertrag anbietest, daß sie ihre Position überdenken muß. Das Geld wird sie zum Nachgeben bewegen, solange du die unabhängige Miss Drysdale wissen läßt, daß sie mit diesem Geld anfangen kann, was sie möchte.« Sein Grinsen verstärkte sich. »Vielleicht möch-te sie zu kurz gekommene Gelehrte unterstützen.«
Ivans Finger krampften sich um Lucys Brief. Verdammt wollte er sein, wenn seine Frau hinter idiotischen Gelehrten wie Sir James Mawbey herrennen würde.
»Und wie lautet deine Meinung?«
Elliot erhob sich. »Ich setze auf Miss Drysdale. Ich ha-be großes Vertrauen in sie, denn sie zeigt Vernunft in ihrem Benehmen und Leidenschaft in ihren Überzeugun-gen.«
Daß jemand anders das Wort Leidenschaft in Zusammenhang mit Lucy erwähnte, stachelte Ivan auf. Er wußte, daß Elliot ihm einen Köder vor die Nase hielt, doch es war schwer, nicht danach zu schnappen.
»Es sind genau diese Leidenschaften, die sie letztend-lich vor den Altar bringen werden«, antwortete Ivan.
»Mit dir?«
»Mit mir.«
»Möchtest du darüber eine freundschaftliche Wette eingehen?«
Ivan betrachtete den Mann. Elliot zeigte ein seltsames Interesse an Lucy, und obwohl er bald mit ihr verheiratet sein würde, konnte es nicht schaden, Elliot von ihr fernzuhalten. »Sobald ich sie am Donnerstag geheiratet habe, verläßt du die Stadt, nein, besser das Land. Für mindestens ein Jahr. Das soll dein Einsatz sein«, fügte er hinzu.
Elliot kratzte sich am Kinn. »Und wenn du sie am Donnerstag nicht heiratest, machst du den Weg für einen anderen Bewerber frei.«
Ivan ballte die Fäuste. »Für dich?«
»Wäre es dir lieber, sie bliebe ihr Leben lang
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