Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Miss?«
    »Ja«, sagte Lucy und gab ihm noch einen Shilling. »Laß uns gehen.«
    Das Haus, vor dem sie schließlich standen, war still, nur einige Lampen brannten. »Keiner daheim«, berichte-te der Junge. »Der Butler sagt, sie wären oft bis spät in der Nacht weg.
    Bis spät in der Nacht - wer weiß, wie lange das dauern würde. Lucy überlegte, was sie nun tun solle: warten oder zum Berkeley Square zurückkehren. »Ich würde Lord Westcott gerne eine Notiz hinterlassen. Frag den Butler, ob er mich in den Salon führen würde«, sagte sie und stieg aus der Kutsche. »Sag ihm, daß ich Feder, Tinte und Papier brauche.«
    Lucy fiel es schwer, die richtigen Worte zu finden.
    Obwohl sie immer stolz darauf gewesen war, wie gut sie sich schriftlich ausdrücken konnte, wies das vor ihr liegende Blatt viele durchgestrichene Zeilen auf.
    Sie fragte sich schon, ob sie den Text je zu Ende bringen würde, als sie Schritte in der Halle vernahm. - Ivan?
    Hoffnung und Furcht vermischten sich in ihrem Gemüt, als sie aufsprang.
    Doch es war nicht Ivan, sondern Mr. Pierce, der über ihre enttäuschte Miene lächelte. »Anscheinend bin nicht ich es, den Sie erwartet haben.«
    Er trat weiter in den Raum, streifte seine Handschuhe ab und öffnete seine Rockknöpfe. »Wenn Sie ihn sprechen wollten, hätten Sie ihm nur eine Nachricht zu senden brauchen, und er wäre zu Ihnen gekommen.«
    »Niemand wollte ihm eine Botschaft übermitteln.
    Daher beschloß ich, selbst zu kommen.«
    »Er wird sich sehr freuen, Sie zu sehen. Soll ich Sie zu seinen Räumen bringen, damit Sie sich auf seine Ankunft vorbereiten können?«
    Mißbilligend schürzte Lucy die Lippen. »Deswegen bin ich nicht gekommen.«
    Mr. Pierce dachte kurz nach. »Wenn nicht deswegen, weshalb dann?«
    »Nicht, daß es Sie etwas anginge, aber - aber ich wollte mit ihm über - über unsere bevorstehende Heirat sprechen.«
    »Verstehe. Und nachdem Sie ihn nicht antrafen, schrieben Sie ihm eine Notiz?«
    Lucy griff nach den drei zerknitterten Blättern. »Ja.«
    Elliot streckte die Hand aus. »Dann geben Sie sie mir.
    Er bleibt vielleicht noch ziemlich lange aus. Aber ich kann sie ihm bringen, wenn Sie das wünschen. Ich habe eine ungefähre Vorstellung davon, wo er sich aufhalten könnte.«
    Lucy nagte an der Innenseite ihrer Wange. Auch sie hatte eine ungefähre Vorstellung, und diese Vorstellung versetzte ihr einen Stich ins Herz. Sie nickte. »In Ordnung. Lassen Sie mich noch unterschreiben und den Brief versiegeln.«
    »Wenn ich den Brief lesen wollte, würde mich ein Wachssiegel nicht davon abhalten«, schmunzelte Elliot.
    Lucy stellte die Stacheln auf. »Ich dachte, Sie wären sein Freund.«
    »Das bin ich auch, obwohl er in der letzten Zeit ein wenig unfreundlich zu mir war. Aber wir haben unsere Mißverständnisse in den letzten Tagen beseitigt.«
    »Trotzdem möchte ich nicht, daß Sie meine Zeilen lesen.«
    »Sie müssen einfach auf Ihr Glück vertrauen, Miss Drysdale. Wenn Ivan diesen Brief erhalten soll, so kann das nur durch mich geschehen.« Er löste seine Halsbinde und ließ sich in einem Sessel nieder. »Ich schlage vor, Sie schreiben zu Ende.«
    Elliot ließ sich von Lucys durchbohrenden Blicken nicht beeindrucken. Wütend auf ihn und auf alle Männer, setzte Lucy sich wieder und stieß die Feder ins Tin-tenfaß.
    ... und so, wie Du sehen kannst, wird diese Heirat keinem von uns Gutes bringen, und Dir schon gar nicht. Das Getuschel über unseren Fehltritt wird lange nicht so beständig sein wie die Folgen einer unbedachten Eheschließung.
    Ich wünsche Dir das Beste für Deine Zukunft und hoffe aufrichtig, daß Du eine Frau findest, die Du lieben und achten kannst und die diese Gefühle auch Dir entgegenbringt.
    In Freundschaft,
    Sie hielt inne. In Freundschaft? Sie würde ihn immer lieben und nichts für sich wünschen als seine Liebe. Trauri-gerweise war er gerade zu dieser Liebe nicht fähig.
    In Freundschaft,
    Lucy Drysdale
    P.S. Mr. Elliot Pierce hat möglicherweise diesen Brief gelesen. Ich hoffe, daß Dir diese Tatsache kein zusätzliches Unbehagen bereitet.
    Lucy faltete die drei Blätter, steckte sie in einen Umschlag und versiegelte sie mit dem Wachs einer brennenden Kerze, in das sie das Muster vom Griff eines Brieföffners, der auf dem Tisch lag, hineindrückte.
    »Hier. Brechen Sie das Siegel, wenn Sie es unbedingt wollen. Aber versprechen Sie mir, daß Sie ihm den Brief heute noch übergeben.«
    »Ich schwöre es bei dem Blut meines unbetrauerten

Weitere Kostenlose Bücher