Spiel Der Sehnsucht
Anblick ihrer bloßen Schultern und ihres wirren Haares brachte das Blut in Ivans Lenden zum Pulsieren.
Doch er bezwang seine Instinkte und konzentrierte sich auf das Wesentliche.
»Da hast du deinen Brief zurück.« Er warf ihr die zer-rissenen Seiten zu. »Ich hoffe, daß du angesichts der Ereignisse der letzten Stunden deinen nutzlosen Widerstand gegen unsere Heirat aufgibst.«
Er sah, wie sie schluckte, und konnte nicht umhin, auf die Bewegung ihres Halses zu starren - dieses Halses, dessen Haut so weich und zart war.
Mit Anstrengung zwang er sich zur Konzentration.
»Gib mir jetzt dein Einverständnis, denn sonst sehe ich mich genötigt, deinen Bruder über das zu informieren, was zwischen uns vorgefallen ist.«
Lucy schnappte nach Luft und riß die zerknitterten Laken vor ihre Brust. »Das wirst du nicht tun!«
Ivans Augen wanderten über ihren Körper, der nur von dieser dünnen Stoffschicht bedeckt war. Er könnte sie wieder nehmen, auf der Stelle, wenn er es wollte.
»O doch, das würde ich«, antwortete er. »Wenn du meinen Antrag jetzt nicht annimmst, bleibt mir nichts anderes übrig, als einzugestehen, was wir getan haben.
Dein Bruder wird keinen Ausweg sehen, als deine Ehre zu verteidigen. Willst du das, ein Duell deiner Ehre wegen zwischen deinem Bruder und mir?«
Langsam schüttelte Lucy den Kopf. Sie schluckte wieder, schwer diesmal, als kämpfe sie ein Schluchzen nieder. Doch sie weinte nicht.
Ivan nickte. »Morgen wirst du deinem Bruder mitteilen, daß du mich heiraten wirst. Und am Donnerstag wird die Hochzeit sein.«
Lange sahen sie sich an, und Ivan bemerkte, daß er vor Spannung den Atem anhielt.
Endlich sagte Lucy: »Am Donnerstag werden wir heiraten. Nur ...«
Ivan runzelte die Stirn. »Nur was?«
Lucy ließ den Kopf hängen. Ihr Haar fiel um ihr Gesicht, und Ivan konnte in dem Ungewissen Kerzenlicht ihre Züge nicht erkennen. Flüsternd sagte Lucy: »Ich frage mich nur - nun - ob du wieder herkommen willst.
Morgen nacht.«
Wie eine wilde Woge brausten Besitzerstolz und Leidenschaft über Ivan hinweg. Lucy wollte ihn wieder in ihrem Bett haben. Sie konnte kaum die nächste Nacht erwarten. Wieder überwältigte ihn die Begierde wie eine Bestie mit eisernen Klauen, die sich nicht bändigen lassen wollte.
Er ging einen Schritt auf das Bett zu, blieb aber stehen und rang das Tier in sich nieder. Diese Macht über ihn wollte er ihr nicht einräumen. Sie brauchte nicht zu wissen, wie sehr er sie begehrte, und nicht nur ihren Körper.
Er wollte, daß auch sie ihn begehrte. Das hatte er bei keiner Frau zuvor kennengelernt. Er biß die Zähne zusammen.
»Wenn ich mich nicht schon von deiner Unschuld überzeugt hätte, würde ich mich über eine derart kühne Frage sehr wundern.«
Lucy hob ihr Gesicht, so daß Ivan an ihrem geröteten Gesicht erkennen konnte, was diese Frage sie gekostet hatte und wie sehr seine Antwort sie verletzt hatte. Doch ehe er seine Worte zurücknehmen konnte, sprach Lucy.
»Wenn du erwartest, in mir eine sanfte und nachgiebige Frau zu finden, so wirst du enttäuscht werden. Ich bin nicht grundlos so lange unverheiratet geblieben.«
»Das gilt auch für mich. Wir sehen uns am Donnerstag, Lucy. Bis dann.« Ivan verbeugte sich knapp, drehte sich um und ging.
Draußen blieb er erhitzt und schwer atmend vor ihrer Tür stehen. Wie, so fragte er sich, schaffte es diese Frau immer wieder, ihn allein durch ihren Anblick derart in Erregung zu versetzen?
Drinnen saß Lucy reglos auf ihrem Bett und starrte mit sinkendem Mut auf die Tür, die sich hinter Ivan geschlossen hatte. Wie konnte er ihren Körper so lieben und sie dabei so hassen?
Auf der anderen Seite des Ganges preßte Antonia das Trinkglas gegen die Tür und drückte ihr Ohr daran. Sie strengte sich an, noch mehr zu erlauschen. Ivan war zwei Stunden in dem Zimmer des Mädchens geblieben und dann mit einem Fluch auf den Lippen gegangen. Er war wahrhaft ein Teufel. Miss Drysdale tat möglicherweise klug daran, eine Ehe mit ihm zu fürchten, doch das war Antonia gleichgültig. Er wollte den Blaustrumpf haben, und das Mädchen hatte in dieser Nacht sein eigenes Schicksal besiegelt. Dafür wollte Lady Antonia sorgen.
Antonia ließ das Glas sinken und humpelte zu ihrem Bett zurück. Sie war erschöpft. Die ganze Zeit über hatten ihre Füße geschmerzt. Die gesellschaftlichen Verpflichtungen des Stadtlebens waren äußerst ermüdend.
Doch wenn Ivan erst sicher unter der Haube war, wollte sie sich nach
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