Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
existiert.
    Lucy war nach Weinen zumute.
    Statt dessen setzte sie eine Maske des Gleichmuts auf und ließ sich in der Gruppe, die sich, angeführt von Lady Westcott, zur Eingangshalle der Kirche begab, mittrei-ben. Ivan hielt sich ein wenig abseits von Lucy. Neben ihm ging Graham, der ihn heftig beglückwünschte.
    So sehr Graham wegen der demütigenden Umstände der Heirat mit Lucy geschimpft hatte, so sehr schien er sich für den Grafentitel seines Schwagers zu begeistern.
    Lucy seufzte. Wenn Ivan doch nur einen Bruchteil der Begeisterung zeigen würde, die Graham zur Schau stellte.
    Als habe er ihre Gedanken gelesen, blickte Ivan auf.
    Ihre Augen trafen sich, doch Lucy fand keinen Trost in Ivans düsterem Blick.
    Wie anstrengend dieser Mann war! An einem Tag ging er im Feuer seiner Leidenschaft auf, am nächsten war er kalt wie Eis.
    Doch vielleicht dachte er von ihr das gleiche. Das würde den Dingen eine andere Note verleihen.
    Lucy holte tief Luft. Sollte sie es wagen? Sie lächelte auf Prudence hinab und kniff sie freundschaftlich in die Wange. »Kümmere dich um deine Schwestern«, sagte sie zu ihr. »Ich fürchte, ich vernachlässige meinen Ehemann.« Sie bekämpfte das Zittern in ihren Knien und ging zu Ivan hinüber.
    »Könnten wir miteinander reden?« fragte sie und legte ihre Hand auf seinen Arm. Sein überraschter Blick machte ihr Mut. »Bitte«, fügte sie flüsternd hinzu.
    Ivan nickte kurz. Alle starrten ihnen nach, als Lucy ihn in den kleinen Kirchhof hinauszog.
    »Geht schon vor«, rief Lucy ihnen zu, »wir kommen gleich nach.«
    »Was hat das zu bedeuten?« rief Lucys Mutter.
    Alexander Blackburn lachte. »Wir sollen warten, bis ...«
    Er hielt inne, als Hortense ihre Hände über Prudences Ohren legte. Giles räusperte sich verstohlen.
    Elliot war nicht anwesend, das hatte Lucy sofort festgestellt. Sie würde etwas unternehmen, um dieses alberne Mißverständnis zwischen ihm und Ivan beizulegen.
    Doch erst mußten die Mißverständnisse zwischen Ivan und ihr geklärt werden.
    Sie hielt seinen Arm fest, bis sie den kleinen Garten erreicht hatten, der die Kirche vom Pfarrhaus trennte. Als sie jedoch die anderen nicht mehr sehen konnte, wurde sie wieder nervös. Sie ließ Ivans Arm los und verschränkte unruhig die Finger, während sie versuchte, die richtigen Worte zu finden. Ivans Schweigen war keineswegs hilfreich, besonders, da er noch die Arme vor der Brust kreuzte und sie erwartungsvoll anstarrte.
    »Es ist zu spät um zu kneifen, Lucy«, meinte er endlich. »Der Akt ist vollbracht. Beide Akte«, fügte er sarkastisch hinzu.
    »Ich will nicht kneifen«, gab Lucy zurück. »Obwohl ich dir nie verzeihen werde, daß du meinem Bruder alles über jene Nacht erzählt hast.«
    »Ich habe ihm nichts erzählt.«
    »Nun, da ich es ihm nicht gesagt habe, kannst es nur du gewesen sein.«
    »Vielleicht hat einer der Diener gesehen, wie ich in dein Zimmer ging.«
    »Oder deine Großmutter hat uns gehört.« Der Gedanke trieb die Schamröte in Lucys Gesicht. »Nun, das ist jetzt auch nicht mehr wichtig«, bemerkte sie mit einer nervösen Handbewegung. »Wichtig ist ...« Ihre Stimme brach, doch dann nahm sie sich zusammen. »Wichtig ist - nun, ich glaube, daß du keine Ahnung hast, was meine wirklichen Gefühle bezüglich unserer Heirat sind.«
    »Deine Gefühle bezüglich unserer Heirat«, echote Ivan. »Ich habe Grund zur Annahme, daß du der Ansicht bist, wir passen äußerst schlecht zusammen.«
    Lucy schluckte verlegen. »Ich weiß, daß ich das gesagt habe. Es ist so ... Ich möchte, daß unsere Ehe funktioniert. Ich weiß, daß ich zuerst diese Ehe nicht wollte, aber ... Aber du sollst wissen, daß - daß es mir nicht leid tut, dich geheiratet zu haben.«
    Ivan zog seine Augenbrauen empor. »Deine Begeisterung überwältigt mich.«
    »Ich habe mich nicht richtig ausgedrückt.« Lucy rang die Hände. Mit Worten schien es ihr nicht gelingen zu wollen, sie mußte zu anderen Maßnahmen greifen.
    Mit gespielter Zuversicht tat Lucy die wenigen Schritte über den grünen Rasen hinweg auf Ivan zu. Sie löste seine verschränkten Arme und stellte sich dazwischen.
    Dann blickte sie geradewegs in seine wachsamen blauen Augen. »Ich werde dir jetzt einen richtigen Hochzeitskuß geben, Ivan. Ich hoffe, daß du mich wiederküßt.«
    Dann, angstvoll, zuviel zu sagen, küßte sie ihn.
    Es war, als küßte sie eine der Marmorstatuen im Ägyp-tischen Museum - anfangs. Als sie jedoch nicht nachließ, ihre Lippen auf

Weitere Kostenlose Bücher