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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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wenn sie ihn brauchten, das weißt du
selbst. Und er hat mich geliebt, er hat es mir jeden Tag gezeigt
und auch immer wieder gesagt. So jemand nimmt sich doch
nicht das Leben! Sei ehrlich, so jemand bereitet doch nicht in
aller Ruhe seinen Selbstmord vor? Oder?!«
    »Und wenn es eine Affekthandlung war?«
    Nina lachte auf und sagte kopfschüttelnd: »Gerd und Affekthandlung!
Gerd hat nie im Affekt gehandelt, das müsstest du
am besten wissen.«
    »Schon, aber ...«
    »Du immer mit deinem Aber! Es gibt kein Aber, es gibt nur
Fragen, kapierst du das nicht?«, fuhr ihn Nina wütend an.
»Gerd hat keinen Selbstmord begangen, okay?«
    »Entschuldige, Nina, ich wollte dich nicht aufregen. Ich muss
dir aber diese Fragen stellen, denn wenn wir ermitteln, dann
müssen wir auch einen Grund beziehungsweise ein Motiv für
einen Selbstmord oder ein Gewaltverbrechen haben.«
    »Schon gut, meine Nerven liegen einfach blank.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Wieso bist du so
ruhig? Ich hatte erwartet, dass du ...«
    »Das ist nur äußerlich. Wenn ich erst allein bin ...« Sie hielt
inne und sah Henning mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Oder zähle ich jetzt vielleicht sogar zu den Verdächtigen, weil
ich nicht hysterisch rumschreie?«, fragte Nina ironisch. »Ich
neige nun mal nicht zu Hysterie oder Schreianfällen. Auch
nicht nachher, wenn ihr weg seid. Ich mache die Dinge eben
anders mit mir aus. Das ist meine Mentalität.«
    »Gerds Mutter ...«
    »Sie wird um ihren Sohn trauern«, sagte sie lapidar. »Jede Mutter trauert um ihren Sohn, wenn er das Einzige ist, was ihr noch
geblieben ist. Sie hatte doch niemanden mehr außer ihm - und
manchmal auch mich.«
    »Du verstehst dich nicht sonderlich gut mit ihr?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, antwortete sie ausweichend.
    »Verstehe«, murmelte Henning nachdenklich.
    »Nein, das kannst du nicht verstehen. Und ich will's dir auch
gar nicht erklären. Ich bin eben nur eine Russin«, sagte sie mit
einer Spur von Sarkasmus in der Stimme.
    »Das tut mir leid, wenn da etwas zwischen euch steht. Aber
noch mal zu Gerd. Hat er irgendwann einmal erwähnt, dass er
bedroht wird oder in Gefahr ist?«
    »Nein, hat er nicht«, antwortete sie gedankenverloren. Sie machte
eine Pause und fuhr nach einigem Überlegen fort: »Und doch
muss da etwas gewesen sein, über das er mit mir nicht reden wollte
oder konnte. Ich verstehe das doch auch nicht. Ich verstehe
überhaupt nichts mehr. Das ist alles ein großes Rätsel für mich.«
    »Und du hast keine Ahnung, wo er gestern Nacht war?«
    »Nein. Als ich ihn angerufen habe, war er mit dem Dienstwagen
unterwegs.«
    »Allein?«
    »Nein, als ich gestern Nachmittag mit Gerd telefoniert habe,
hat er mir gesagt, dass ihn am Abend ein Kollege abholen wollte,
und der würde ihn auch wieder nach Hause bringen.«
    »Kennst du den Namen des Kollegen?«, fragte Henning mit
gerunzelter Stirn.
    »Nein, beim KDD kenn ich keinen. Ich weiß nur, es ging um
irgendeine Observierung. Gerd hat aber nie detailliert über seine
Arbeit mit mir gesprochen, da war er ganz eisern.«
    Henning sah Santos kurz von der Seite an, die seinen Blick jedoch
bewusst nicht erwiderte und offenbar das Gleiche dachte wie er.
Was hatte Gerd mit dem KDD zu tun? Aber diese Frage ließ sich
leicht anhand der Dienst- und Einsatzpläne beantworten.
    »Moment, Moment, wieso KDD ? Die haben doch ihre eigenen
Leute.«
    Nina zuckte mit den Schultern. »Gerd hat es gesagt. Es kann
natürlich auch sein, dass ich mich verhört habe. Ach, ich weiß
doch auch nicht ...«
    »Was hat Ziese über die Observierung gesagt?«
    »Gar nichts, wir haben nicht darüber geredet«, antwortete
Nina.
    »Und warum nicht?«
    »Keine Ahnung, ist doch auch egal.«
    »Aber Ziese ist beziehungsweise war sein Vorgesetzter. Er wird
dich doch darauf angesprochen haben ...«
    »Nein, hat er nicht. Und außerdem, was hat das mit Gerds Tod
zu tun?«
    »Unter Umständen eine ganze Menge. Wir müssen rekonstruieren,
wo Gerd in den letzten Stunden vor seinem Tod war, mit
wem er zusammen war und was er gemacht hat.« Henning hielt
kurz inne und sagte dann, wobei seine Stimme sehr eindringlich
klang: »Nina, gibt es irgendwas, was du uns verheimlichst?
Hat Gerd sich in letzter Zeit vielleicht auffällig benommen?
War er anders als sonst? Mal abgesehen von Rosannas Tod.«
    »Ich kann es nicht beschreiben, aber er hat sich schon seit längerem
ein bisschen seltsam verhalten,

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