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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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auch nur zu zweit.« Und nach einer kurzen Pause: »Als
ich heute Morgen aufgewacht bin, habe ich die Uhr umgebunden
und festgestellt, dass sie stehengeblieben ist. Eine neue
Uhr, die wie diese beiden hier um exakt dieselbe Zeit stehengeblieben
ist. Habt ihr eine Erklärung dafür? Und erzählt mir
nicht, dass das Zufall ist. Drei Uhren können nicht rein zufällig
zu genau derselben Zeit stehenbleiben. Die Wahrscheinlichkeit,
einen Sechser im Lotto zu haben, ist mit Sicherheit größer,
oder?«
    Henning kaute auf der Unterlippe und warf Santos einen nachdenklichen
Blick zu. Seit seinem letzten großen Fall glaubte er
ohnehin nicht mehr an Zufälle, höchstens an Fügungen, doch
das hier überstieg seinen Verstand, weil es ins Mystische ging,
in eine Dimension, zu der er keinen Zugang hatte. Er hatte
schon viel erlebt und gehört, aber so etwas noch nie. Drei
Uhren, die alle zur selben Zeit zu ticken aufgehört hatten. Und
Nina hatte recht, eher würde er den Lotto-Jackpot knacken.
»Nein, das ist kein Zufall«, murmelte Santos, die noch immer
mit einer Mischung aus Faszination und Ungläubigkeit auf die
Uhren starrte. »Aber ob das der Todeszeitpunkt ist, wird die
gerichtsmedizinische Untersuchung ergeben. Sie können es natürlich
nicht auf die Minute genau bestimmen ...«
    »Er ist um diese Zeit gestorben«, sagte Nina in einem Ton, der
keinen Widerspruch duldete.
    »Gelangt man in die Garage auch noch auf einem andern Weg
als durch das Tor?«
    »Es gibt eine Tür vom Garten aus.«
    »Und das Tor wird elektrisch betrieben? So vom Auto aus?«
    »Ja, warum fragst du? Du warst doch schon oft genug hier.«
    »Sicher, aber ich habe noch nie das Garagentor betätigt. Wenn
Gerd sich das Leben genommen hat, wovon wir bis jetzt ausgehen
müssen ...«
    »Er hat sich nicht das Leben genommen!«, fuhr Nina Santos
wütend an. »Irgendwer hat Gerd auf dem Gewissen und es wie
Selbstmord aussehen lassen. Wer immer es war, er hat genau
gewusst, dass ich nicht zu Hause war und in der Nachbarschaft
um diese Zeit alle schlafen. Der Mörder muss überhaupt sehr
viel über uns gewusst haben. Ich weiß aber nicht, wer es sein
könnte. Ich bin einfach nur ratlos.«
    »Dürften wir einen kurzen Blick in sein Arbeitszimmer werfen?
«, fragte Henning.
    »Natürlich«, erwiderte Nina und ging vor ihm zu dem kleinen
Zimmer am Ende des Flurs. »Wonach suchst du?«
    »Vielleicht nach einem Abschiedsbrief. Lass uns einfach machen.
«
    »Es gibt keinen Abschiedsbrief, ich habe schon längst nachgesehen.
«
    »Wo hast du nachgesehen?«
    »Na, wo schon? Auf dem Tisch, im Schlafzimmer, im Flur.
    Wenn sich jemand umbringt, dann liegen die Abschiedsbriefe
doch immer sichtbar auf dem Tisch. So ist es zumindest im
Fernsehen. Oder ist das in der Realität anders?«
    »Nein, das ist schon die Regel. Außer jemand begeht einen
Suizid im Affekt. Aber das war ja wohl keine Affekthandlung.
Gehen wir rein.«
    Sie betraten das Arbeitszimmer, in dem sich ein kleines Bücherregal
mit vorwiegend kriminalistischer Fachliteratur befand,
ein Schreibtisch mit einem Notebook darauf, einem Foto
in einem silbernen Rahmen, das Gerd mit seiner Frau und seiner
kleinen Tochter zeigte, einem Ablagekorb, in dem sich außer
einer Rechnung keine weiteren Papiere befanden, einer
Schreibtischlampe und zwei Kugelschreibern, die neben dem
Notebook auf einem Block lagen. Ein Schreibtischstuhl, eine
digitale Tischuhr, die jedoch ganz normal die Zeit anzeigte. Das
Zimmer machte einen aufgeräumten, ordentlichen Eindruck,
keine Spur von Fremdeindringen, und es sah auch nicht so aus,
als hätte jemand etwas gesucht.
    »Warst du vorhin schon mal hier drin?«, fragte er Nina.
    »Nein, ich habe nur kurz reingeschaut, als ich nach Hause gekommen
bin, weil er sich gerne hier oben aufgehalten hat und
ich dachte, dass er vielleicht eingeschlafen ist. Warum?«
    »Die Uhr«, sagte Henning nur und deutete darauf.
    Nina zuckte mit den Schultern und entgegnete: »Es können ja
nicht alle Uhren stehenbleiben.«
    »Macht es dir was aus, wenn Lisa und ich uns etwas umsehen?«
    »Bitte, tut euch keinen Zwang an.«
    Sie durchsuchten den Schreibtisch, das Bücherregal, und
schließlich schaltete Henning das Notebook an. Nachdem es
hochgefahren war, fragte er: »Hat Gerd damit gearbeitet?«
    Nina sah Henning verwundert an und antwortete: »Er hat es
nur zum Arbeiten benutzt, oder wenn er ins Internet ging.
    Warum?«
    »Es sind keine Dateien drauf, nur

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