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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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nicht
mehr, er heißt heute FSB. Und nein, das glaube ich nicht. Warum
sollten die sich an einem kleinen Polizisten die Finger
schmutzig machen? Ich wollte es auch nur als Beispiel nennen.
Man kann jeden Mord als Selbstmord oder Unfall hinstellen
und es so lange der Öffentlichkeit weismachen, bis sie es glaubt.
Wer aber zu viel fragt, wird umgebracht. Das ist ganz einfach.«
Sie ging an den Schrank, holte drei Gläser und Untersetzer heraus
und stellte alles auf den Glastisch. Dann verschwand sie
wortlos in der Küche, kehrte mit einer Glasflasche zurück, deren
Etikett sie zuhielt, schenkte ein und sagte: »Wisst ihr, was
Wodka wörtlich bedeutet?«
    »Nein, was?«
    »Wässerchen. Ganz einfach nur Wässerchen.« Nina hielt ihr
Glas hoch. »Kommt, stoßt mit mir an, es wird euch nicht umbringen.
«
    »Wir sind im Dienst«, bemerkte Henning und schüttelte bedauernd
den Kopf. »Und ...«
    »Und was? Gerd hat doch auch getrunken, oder habe ich dich
vorhin falsch verstanden? Gerd war doch ein Säufer ...«
    »Das habe ich nie behauptet!«, verteidigte sich Henning vehement.
    »Das ...«
    »Kommt, stoßt mit an, ihr werdet gleich viel lockerer sein, ihr
wirkt nämlich ziemlich verkrampft«, sagte Nina. »Na, was
ist?« -
    »Es geht nicht«, erwiderte Henning. »Ich trinke keine harten
Sachen. Und Lisa auch nicht.«
    »Ach ja?«, entgegnete Nina plötzlich scharf, trank ihr Glas in
einem Zug leer und stellte es mit Wucht auf den Tisch. »Dann
lasst mich euch was sagen. Gerd hasste nicht nur Computerspiele,
er hasste auch Wodka. Wir waren einmal zu einer russischen
Hochzeit eingeladen, kurz nachdem wir uns kennengelernt
hatten, und da sollte er mit den Männern anstoßen.
    Weißt du, wie bei uns Wodka getrunken wird? Nicht wie hier
in einem winzigen Gläschen, nein, da wird dieses Teufelszeug
in ein Wasserglas gefüllt, und es wird erwartet, dass man das
Glas in einem Zug leert. Aber es bleibt nie bei einem Glas, da
werden bei einer solchen Feier von jedem Einzelnen mehrere
Flaschen getrunken. Wer das nicht gewohnt ist, hat schon verloren.
Gerd hat aber gute Miene zum bösen Spiel gemacht und
sein Glas leer getrunken. Kurze Zeit später musste er raus und
sich übergeben und war für den Rest des Tages kaum noch
ansprechbar. Seitdem hasste er dieses Zeug. Ich schwöre dir, er
hätte nie im Leben zwei Flaschen Wodka getrunken, auch
wenn er vorgehabt hätte, sich umzubringen. Nie, nie!«
    »Es war nur eine Frage«, versuchte Henning die sichtlich aufgewühlte
Nina zu beschwichtigen, die sich aber dennoch so
gut in der Gewalt hatte, dass die Trauer ihr kaum noch anzumerken
war. Wie konnte jemand, ging es ihm durch den Kopf,
nach dem grausamen Tod der Tochter und wenig später dem
angeblichen Selbstmord des Ehemannes so die Contenance bewahren?
Rosanna und Gerd, die beiden Menschen, die in ihrem
Leben die größte Rolle spielten. Und diese beiden Menschen
waren ihr innerhalb kürzester Zeit genommen worden,
und nun stand sie da, schwanger und nicht wissend, wie ihre
Zukunft aussehen würde. Vielleicht würde sie hierbleiben, aber
vielleicht würde sie auch in ihre Heimat zurückkehren, dorthin,
wo ihre Wurzeln waren und sie wenigstens noch ihre Eltern,
Geschwister und andere Verwandte hatte. Henning wusste
auch, dass sie jeden Monat zweihundert Euro an ihre Eltern
schickte, eine Summe, von der die ganze Familie in diesem
Dorf in der Nähe von Murmansk profitierte, weil dies mehr
war, als ihr Vater in einem Monat verdiente.
    »Nein, es war nicht nur eine Frage, es war eine Unterstellung. Das
vor euch ist übrigens kein Wodka, es ist nur Wasser. Ich hab euch
reingelegt«, sagte sie eisig. »So wie Gerd reingelegt wurde.«
    »Das ist dir gelungen. Wann kommt Gerds Mutter?«, wechselte
Henning schnell das Thema.
    »Sie müsste eigentlich jeden Moment hier sein.«
    »Können wir dich allein lassen, ohne dass du ...«
    »Mein Gott, natürlich könnt ihr gehen. Oder glaubt ihr, ich tu
mir was an?« Sie schüttelte den Kopf und fügte mit einem beinahe
zynischen Lachen hinzu, das nur ihre Verzweiflung widerspiegelte:
»Nein, diesen Gefallen tu ich keinem, denn ich
will wissen, wer Gerd umgebracht hat. Findet heraus, was
wirklich passiert ist. Und wenn ihr's wisst und dieses Schwein
habt, dann lasst mich einen Augenblick mit dem Monster allein,
damit ich ihm in die Augen schauen kann. Ich will ihm
nur in die Augen schauen, nicht mehr.«
    »Nina, ich kann deinen Hass

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