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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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wie sie behauptet.«
    »Und was machen wir, wenn sie uns Namen gibt, die wir nur
zu gut kennen? Nehmen wir mal an, es handelt sich um Klose
oder Hinrichsen oder Kurt, was dann? Wir haben noch nie gegen
Kollegen ermittelt.«
    »Ist mir völlig wurscht, um wen es sich handelt, wir werden
knallhart vorgehen. Keine Rücksicht und kein falsches Mitleid,
okay?«
    Santos zuckte mit den Schultern und meinte: »Ich habe Angst,
ohne genau sagen zu können, wovor.«
     

FREITAG, 12.30 UHR
     
    Lennart Loose hatte eine Bypass-Operation hinter sich und
trug wieder seine normale Kleidung, als er ins Büro kam und
Frau Mattern sagte: »Vor zwei Stunden war ein Bote hier und
hat einen dicken Umschlag abgegeben. Ich hab ihn nicht aufgemacht,
weil der Inhalt streng vertraulich ist. Er liegt auf Ihrem
Schreibtisch.«
    »Danke, ich habe schon darauf gewartet. Ich möchte in der
nächsten halben Stunde nicht gestört werden, kein Anruf,
nichts«, erwiderte Loose und machte die Tür hinter sich zu. Er
öffnete den Umschlag und entnahm den Inhalt, der aus Untersuchungsergebnissen,
Krankheitsverlauf, Operationsberichten
und zahlreichen Aufnahmen des Herzens der kleinen Svenja
bestand. Es würde ihre sechste und sicherlich auch schwerste
Operation sein, da ihr Körper bereits sehr geschwächt war.
Glücklicherweise war sie noch kräftig genug, um den vor ihr
liegenden Eingriff zu überstehen. Dennoch würde es für Loose
eine weitere von vielen Herausforderungen sein, die er bereits
als Chirurg zu bewältigen hatte.
    Er machte sich einige Notizen, und als er fertig war, überlegte
er, ob er Kerstin anrufen sollte, die sich am Morgen sehr distanziert,
fast abweisend ihm gegenüber verhalten hatte. Einerseits
konnte er sie verstehen, sie machte sich Sorgen, andererseits
war er alt genug, um wichtige Entscheidungen allein treffen
zu können.
    Er griff zum Hörer, wählte die Nummer von zu Hause und wartete,
bis abgenommen wurde.
    »Hi, ich wollte mich nur mal melden.«
    »Schön«, sagte sie kurz angebunden. »Gibt's was Besonderes?
«
    »Nein. Aber hör mir bitte einen Moment zu. Ich muss das machen,
es gibt für mich kein Zurück. Ich habe gerade sämtliche
Unterlagen über das Mädchen bekommen. Wenn ich ihm nicht
helfe, wird es in ein paar Wochen tot sein.«
    »Es gibt genügend andere Chirurgen.«
    »Richtig, aber sie haben mich ausgewählt, weil ich der Beste
bin.«
    »Der Größenwahn steht dir nicht. Ich leg jetzt auf, unsere Kinder
wollen was zu essen haben. Deine und meine Kinder.«
    »Kerstin, warte, ich hab das nicht so gemeint. Sie haben gesagt,
ich sei der Beste. Natürlich gibt es auch andere, die so gut sind
wie ich, aber ...«
    »Hör bitte auf. Schon mal was von Hybris gehört? Kein Wort
beschreibt dich besser. Bis irgendwann.«
    Sie legte auf, Loose hielt den Hörer noch eine Weile in der
Hand, kaute auf der Unterlippe und knallte ihn schließlich wütend
auf die Einheit. Da hatte er zum ersten Mal die Chance,
seine Perfektion in einem perfekten Umfeld unter Beweis zu
stellen, und seine Frau sagte, er sei hybrid. Du hast doch keine
Ahnung, dachte er und tigerte im Zimmer auf und ab, die Hände
in den Hosentaschen. Hybris! Ich stelle mich doch nicht
über Gott, und das hat doch auch nichts mit Vermessenheit zu
tun, was ich mache. Du hast doch keine Ahnung, was du da
von dir gibst. Du weißt wahrscheinlich nicht mal, was das Wort
bedeutet. Ich werde es euch allen zeigen, und eines Tages wirst
du mir dankbar dafür sein. Er nahm das Foto, das Kerstin und
die beiden Kinder zeigte, in die Hand und sagte kaum hörbar:
»Eines Tages werde ich ganz oben stehen. Und dieser verdammte
Traum war keine Warnung, er hat nichts, aber auch
rein gar nichts zu bedeuten. Hörst du, gar nichts!«
    Loose stellte das Foto zurück und betrachtete es noch einen
Augenblick, bevor er die Unterlagen wieder in den Umschlag
steckte. Er hatte sich bereits ein umfassendes Bild von der kleinen
Patientin gemacht, und spätestens heute Abend um zehn
würde das neue Herz in ihrem Körper schlagen. Dann noch
etwa zwei Wochen in der Klinik, um mögliche Infektionen zu
vermeiden, und die Gabe von Immunsuppressiva, die sie vermutlich
für den Rest ihres Lebens würde nehmen müssen, aber
es würde ein lebenswertes Leben sein, in dem sie fast alles machen
konnte, was andere Kinder taten.
    Ein Blick auf die Uhr, zwanzig nach eins. In nicht einmal mehr
zwei Stunden würde er sich auf den Weg zum

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