Spiel der Teufel
Mittlerweile kommen unsere Patienten auch aus den
USA und Kanada, wie ich dir bereits am Telefon mitgeteilt
habe. Wir sollten zusehen, dass wir noch ein oder zwei Kliniken
aufmachen.«
»Das besprechen wir gleich beim Essen, da kannst du mir deinen
Plan erläutern«, sagte Luschenko. »Ich freue mich schon
wie ein kleines Kind auf diese wundervollen Rouladen.«
Sie blieben noch einige Minuten auf der Station, bevor sie wieder
nach oben fuhren und in dem großen Raum mit den fünf
Bildern, in dem auch Loose sein Gespräch mit Koljakow geführt
hatte, Platz nahmen. Koljakow ließ erneut eine Runde Wodka
servieren, doch nur er selbst, Igor und Luschenko tranken, Elena
lehnte dankend ab mit der Begründung, dass sie nicht so viel
trinken könne. Luschenkos Leibwächter begaben sich auf ein
kurzes Zeichen hin in ein Nebenzimmer. Es war kurz vor sechs.
Elena sagte, dass sie mal auf die Toilette müsse, nahm ihre
Handtasche und verließ den Raum. Luschenko sah ihr hinterher
und wandte sich dann Koljakow zu: »Was für ein Weib!
Mein Gott, wenn ich gewusst hätte, was du für eine Perle an
deiner Seite hast, ich wäre bestimmt öfter hier.«
Koljakow beugte sich zu ihm hinüber und entgegnete mit gedämpfter
Stimme: »Glaub mir, ich hab's schon bei ihr probiert,
aber keine Chance. Sie ist ein absoluter Profi, genau das, was
wir brauchen, aber mit Männern hat sie's nicht so. Schade,
wirklich schade.«
»Wie bist du an sie gekommen?«
»Sie wurde mir von einem unserer Leute in St. Petersburg empfohlen,
der leider kurz darauf verstorben ist. Auch ein sehr
guter Mann.«
»Und du meinst nicht, dass sie bei mir eine Ausnahme machen
würde?«
Koljakow schüttelte den Kopf. »Ich glaube, sie ist lesbisch.«
Dabei warf er einen kurzen Blick auf Igor, der die Unterhaltung
zwar verfolgte, aber sich jeglichen Kommentars enthielt,
genau so, wie Koljakow es gewünscht hatte Kaum fünf Minuten später kehrte Elena zurück. Sie hatte ein
Lächeln auf den Lippen, als sie sich wieder zu den beiden Männern
setzte. In den folgenden Minuten ließ sich Koljakow über
die Klinik aus, berichtete über die gewaltigen Fortschritte innerhalb
der vergangenen zwei Jahre, seit die Klinik eine Runderneuerung
erfahren hatte, wobei Elena den Eindruck nicht
loswurde, dass es Luschenko nicht sonderlich interessierte, obgleich
er viele Millionen in dieses Projekt investiert hatte, doch
diese Riesensummen waren für ihn nur Peanuts. Bevor sie zu
Tisch gingen, sagte Koljakow: »Wir haben auch einen neuen
Herzspezialisten, direkt aus Kiel. Und diese Nachricht wird
dich bestimmt erfreuen - er wird nachher die kleine Svenja
operieren.«
»Oh, ist es schon so weit? Mein Freund Sergej hat eine lange
Odyssee hinter sich und viele Tränen vergossen. Svenja ist sein
Ein und Alles, seit seine Frau bei diesem tragischen Unglück
ums Leben gekommen ist. Es war ihm eine Lehre, aber wir
wären ja Unmenschen, wenn wir ihm nicht eine zweite Chance
geben würden, oder?«, sagte Luschenko süffisant lächelnd.
»Wann gibt es endlich etwas zu essen? Ich sterbe fast, wenn ich
nur an diese Rouladen denke.«
»Du sollst nicht sterben, sondern sie genießen«, entgegnete
Koljakow und erhob sich. »Komm, der Tisch ist gedeckt, es ist
alles vorbereitet.«
Sie nahmen an dem runden Tisch Platz, rechts von Elena saß
Luschenko, links von ihr Koljakow und ihr gegenüber Igor,
dem Luschenko nicht die geringste Beachtung schenkte.
Das Essen wurde serviert. Koljakow bedeutete der jungen
Dame in dem knappen Outfit, dass sie sich zurückziehen und
warten solle, bis er nach ihr klingelte. Luschenko sagte, bevor
sie begannen: »Lasst mich noch einen Toast aussprechen.
Auf Russland, auf unsern Präsidenten und auf uns. Und lasst
uns nie unsere Maxime vergessen - haltet das Volk dumm,
und es wird keine Fragen stellen. So soll es auch bleiben.
Guten Appetit.«
FREITAG, 17.55 UHR
Henning und Santos saßen im Auto und warteten auf Ivanas
Anruf. Eine Spannung hing in der Luft, die erst zerrissen wurde,
als Hennings Handy, das er die ganze Zeit über in der Hand
gehalten hatte, klingelte. Bereits nach dem ersten Summen meldete
er sich. Ivana.
»Seid um exakt achtzehn Uhr dreißig in der Privatklinik Sonnenhof
in Heikendorf. Nicht eine Minute früher. Die Rezeption
wird um diese Zeit nicht besetzt sein. Fahrt mit dem Aufzug
in den zweiten Stock und klingelt dort an der Tür mit der
Aufschrift Dr. Koljakow. Alles
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