Spiel der Teufel
Hauptbahnhof
machen, wo er abgeholt wurde.
Er setzte sich und legte die Beine hoch. Allmählich beruhigte
er sich wieder. Er drückte die Wahlwiederholung und sagte,
nachdem seine Frau abgenommen hatte: »Kerstin, ich möchte
dir nur noch eines sagen. Auch wenn du sauer oder enttäuscht
oder was immer bist - ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als
alles auf der Welt.«
Für ein paar Sekunden herrschte Schweigen am andern Ende
der Leitung. Er hörte nur ihr Atmen und im Hintergrund die
Kinder, bis sie erwiderte: »Das sind schöne Worte, aber es sind
nur Worte. Die Angst kannst du mir damit nicht nehmen, nicht
mit einem -Ich liebe dich-. Du hast recht, ich bin enttäuscht,
denn ich dachte, du wärst mutiger. Es tut mir leid, aber ich
glaube nicht, dass du mich liebst. Es gibt nur einen Menschen,
den du liebst, und das bist du selbst. Ich habe bisher alle deine
Entscheidungen mitgetragen, diesmal kann ich es nicht.«
»Willst du es nicht verstehen, oder kannst du es nicht? Ich habe
die einmalige Chance ...«
»Ich, ich, ich! Dauernd geht es nur um dich. Wie ich mich fühle,
das interessiert dich doch überhaupt nicht, wenn es dich jemals
interessiert hat. Bevor ich auflege, will ich dir aber noch sagen,
dass auch ich letzte Nacht einen Traum hatte. Ich erzähl ihn dir
bei passender Gelegenheit. Es kann sein, dass ich mit den Kindern
übers Wochenende zu meinen Eltern fahre, also wundere
dich nicht, wenn wir nicht zu Hause sind. Und keine Angst,
ich werde ihnen natürlich nichts von deiner neuen Tätigkeit
erzählen. Und bitte ruf mich heute nicht mehr an, ich werde
das Telefon jetzt leise stellen.«
Sie legte auf, ohne eine Erwiderung abzuwarten. Loose schüttelte
nur den Kopf. Dann fahr doch zu deinen Eltern, vielleicht
kommst du dort zur Besinnung.
Er lehnte sich zurück, schloss die Augen und spürte den Herzschlag
bis in seine Schläfen. Dreißigtausend Euro für eine OP,
dachte er, nicht schlecht, nicht schlecht.
Um fünf nach drei verließ er die Klinik und fuhr mit einem
Taxi zum Hauptbahnhof. Genau um halb vier fuhr ein schwarzer
Mercedes 500 vor, der Beifahrer stieg aus und hielt Loose
die Tür auf. Nach zwanzig Minuten erreichten sie ihr Ziel. Privatklinik
Sonnenhof. Klinik für plastische und kosmetische
Chirurgie. Noch drei Stunden bis zur OP.
FREITAG, 15.35 UHR
Der Learjet aus Moskau landete mit fünfminütiger Verspätung
auf dem Flughafen Kiel-Holtenau. Vier Männer kamen die
schmale Gangway herunter und begaben sich unverzüglich zu
der bereits wartenden Stretchlimousine, die Platz genug für
alle bot. Zwei große Koffer wurden eingeladen, einer der Bodyguards
warf einen prüfenden Blick in die Umgebung, bis er
Igor das Zeichen zum Aufbruch gab. Igor begrüßte die Gäste,
danach herrschte Schweigen, bis sie das Klinikgelände um zehn
nach vier erreichten und in die Tiefgarage fuhren. Igor brachte
die Gäste in den zweiten Stock, wo Koljakow und Elena wie
ein Empfangskomitee am Fahrstuhl standen.
»Hallo, Lew«, wurde Luschenko von Koljakow begrüßt. Sie
umarmten sich und klopften sich gegenseitig auf die Schulter,
während die drei Leibwächter mit steinernen Mienen dastanden
und die Szene aufmerksam verfolgten, als würden sie um
ihren Chef fürchten. »Hattest du einen guten Flug?«
»Hallo, Ilja. Schön, dich nach so langer Zeit wiederzusehen. Ja,
ich hatte einen guten Flug, aber ich wundere mich über das
Wetter hier. Es ist schlechter als in Moskau. Ist Deutschland so
heruntergekommen, dass wir uns auch noch ums Wetter kümmern
müssen?«, fragte Luschenko augenzwinkernd, um gleich
darauf zu sagen: »Wer ist die reizende Dame an deiner Seite?
Nein, lass mich raten, das ist Elena, von der du mir schon so
viel berichtet hast.«
»Richtig, das ist Elena, der funkelnde Diamant in meinem
Haus. Ohne sie würde hier gar nichts laufen. Sie ist nicht nur
bildschön, wie du sicherlich längst festgestellt hast, sie ist auch
überaus klug und tut alles, damit das Geschäft floriert.«
Luschenko streckte die Hand aus, Elena nahm sie und schüttelte
sie, während sein Blick in ihren Ausschnitt ging, einen
Moment dort verharrte, bis er ihr in die Augen schaute.
»Sehr nett, dich kennenzulernen. Ich bin Lew«, sagte er lächelnd
und ließ ihre Hand wieder los. »Ilja hat bereits so viel
von dir erzählt, dass ich schon ganz neugierig auf dich war.
Und wenn ich ehrlich bin, er hat nicht übertrieben, im Gegenteil.
Schade, dass
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