Spiel der Teufel
gesuchte Person zu Gesicht
bekommen, obwohl er eingecheckt hatte.«
»Wann war euer Einsatz beendet?«
»Um dreiundzwanzig Uhr wurden wir abgelöst. Aber auch die
Kollegen hatten kein Glück. Wir sind offenbar geleimt worden,
oder man hat uns bewusst mit falschen Informationen gefüttert.
«
»Wer?«
Konrad zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wir haben
die Information am Nachmittag erhalten und Gerd dazugehört,
der bis kurz davor nichts davon wusste.«
»Wie wir erfuhren, hast du ihn zu Hause abgeholt. Hast du ihn
später auch nach ...«
Konrad unterbrach Henning mit einer abrupten Handbewegung.
»Wer erzählt denn so'n Quatsch? Ich hab ihn nicht abgeholt.
«
»Aber du hast ihn nach Hause gefahren.«
»Wollt ihr mich verarschen?!«, blaffte er Henning und Santos
an, wobei seine Augen wütend funkelten und er eine drohende
Haltung einnahm. Henning konnte sich auf einmal sehr gut
vorstellen, wie er mit Verdächtigen oder Festgenommenen umsprang.
»Noch mal zum Mitschreiben. Ich habe ihn weder abgeholt
noch nach Hause gefahren. Nachdem wir abgelöst wurden,
bat er mich, ihn an der Ostseehalle abzusetzen. Ich hatte
ihn zuvor gefragt, ob er noch was vorhat oder ob wir noch'n
Bier trinken gehen, aber er hat nur gemeint, heute nicht. Weitere
Fragen hab ich mir erspart, sein Wunsch war mir Befehl.
Er schien nicht gerade gut drauf gewesen zu sein. Zufrieden?«
»Inwiefern war er nicht gut drauf?«, fragte Santos, die noch
Ninas Worte im Ohr hatte, dass Gerd, als sie ihn um Mitternacht angerufen hatte, so gar nicht den Eindruck erweckt hatte,
als würde er beabsichtigen, sich zwei oder zweieinhalb
Stunden später das Leben zu nehmen. Aber in den letzten
Stunden war Gerds Tod immer rätselhafter und verwirrender
geworden. Es gab zu viele Unklarheiten und wahrscheinlich
auch Lügen.
»Keine Ahnung, er hat kaum ein Wort geredet, sich einen Kaugummi
nach dem andern in den Mund gesteckt und schien
nicht bei der Sache zu sein. Ich hab ein paarmal versucht, mit
ihm zu reden, aber er hat sich auf kein Gespräch eingelassen.
Er war gestern Abend schon ein bisschen komisch drauf.«
»Wann hast du ihn an der Ostseehalle abgesetzt?«
»Das kannst du dir leicht selber ausrechnen. Um elf trafen die
Kollegen vom LKA ein, also war's so gegen zehn nach, Viertel
nach elf ...«
»Moment, LKA? Wer hat denn nun die Information bekommen,
ihr oder das LKA?«
»Mein Gott, du stellst vielleicht Fragen! Das LKA, aber wir
wurden gebeten, den ersten Teil der Observierung vorzunehmen.
Mann, frag die doch selber, die haben die Infos bekommen
und uns gebeten mitzumachen.«
»Und dann, ich meine, als die andern da waren?«
»Ich bin zurück ins Präsidium, war dort bis heute Morgen um
sechs und bin dann nach Hause. Warum interessiert euch das
alles?«
»Weil wir wissen wollen, was Gerd in den letzten Stunden vor
seinem Tod gemacht hat. Wenn ein Kollege ums Leben kommt,
ganz gleich, ob durch Selbstverschulden oder ...«
»Mein Gott, ich kenne das auswendig. Kommt auf den Punkt.
Wann hat er sich umgebracht?«
»Wird die Autopsie ergeben. Wir haben noch nicht mal einen
Anhaltspunkt. Wirkte er gestern ungewöhnlich nervös oder
fahrig?«
»Nee, aber ich kannte ihn ja kaum, weil ich nur selten was mit
ihm zu tun hatte. Deshalb kann ich nicht beurteilen, ob er anders
war als sonst. Auf jeden Fall erschien er mir ziemlich mies
gelaunt und vielleicht auch nervös.«
»Hat er telefoniert, während ihr unterwegs wart?«
»Einmal ganz kurz. Er hat gemeint, er müsse mal pinkeln gehen,
dann hat er aber draußen sein Handy rausgeholt und jemanden
angerufen. Was geredet wurde, konnte ich nicht verstehen.
Er hat gepinkelt und telefoniert.«
»Also war es kein dienstliches Gespräch?«
»Mein Gott, woher soll ich das denn wissen? Ich gehe mal davon
aus, sonst wäre er ja wohl im Wagen geblieben.«
»Und wann war das ungefähr?«
Konrad überlegte und antwortete nach einer Weile: »Zehn,
halb elf, genau hab ich's nicht mehr im Kopf. Nicht lange danach
wurden wir abgelöst. Wird wohl so gegen halb elf gewesen
sein.«
»Könnte es auch sein, dass er angerufen wurde, als er mal austreten
musste?«
Konrad rollte mit den Augen und sagte sichtlich genervt: »Nein,
er hat sein Handy aus der Hemdtasche geholt und eine Nummer
gewählt, das hab ich nämlich zufällig gesehen. Wenn ihr jetzt
wissen wollt, ob ich ihn gefragt habe, mit wem er telefoniert hat,
nein, hab ich nicht, weil's mich nicht
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