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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Ihnen getan, wie
Sie sehen«, erwiderte sie mit undefinierbarem Lächeln.
»Lassen Sie meine Familie in Ruhe, die haben mit dem hier
nichts zu tun«, sagte er beinahe flehend, während sich Schweiß
auf seiner Stirn bildete und sein Herz raste.
    »Das liegt ganz bei Ihnen und wie Sie sich entscheiden. Bei
einem Nein werden wir uns an Ihre Familie halten. Und glauben
Sie mir, es gibt nichts und niemanden, der sie beschützen
wird. So leid es mir tut, aber Ihre Familie gehört dazu. Unsere
Arme reichen weit, sehr, sehr weit. Sie werden niemanden finden,
der auf Ihrer Seite ist. Finden Sie sich einfach damit ab,
dass wir in einer verkommenen Welt leben. Willkommen in der
Realität.«
    Die letzten Worte waren wie durch einen Nebel zu ihm gedrungen.
Er fragte mit belegter Stimme: »Wie viel Bedenkzeit
habe ich?«
    Elena hob ihren linken Arm, schaute auf die Uhr und antwortete:
»Eine Minute.«
    »Was muss ich tun?«
    »Ich dachte, das hätte ich Ihnen schon erklärt.«
    »Aber hier in der Klinik kann ich das nicht machen. Das ist
unmöglich.«
    »Das verlangt auch keiner von Ihnen, wir sind schließlich keine
Unmenschen. Wie Sie sicherlich bereits gehört haben, werden
hier in Kiel betuchten Patienten ganz legal Organe eingepflanzt,
die sie eigentlich gar nicht bekommen dürften. Eine Gesetzeslücke,
die es innerhalb der EU meines Wissens nach nur in
Deutschland gibt. Da wedelt zum Beispiel ein saudischer Multimillionär
oder Milliardär mit ein paar hunderttausend Euro,
und schon kriegt er eine Leber, die für jemand anderen vorgesehen
war. Bei uns geht das alles etwas anders zu, irgendwie
sogar legaler.« Sie schürzte für einen Moment die vollen, wohlgeformten Lippen und fuhr fort: »Ihr erster Termin ist morgen
am frühen Abend. Sie haben, soweit uns bekannt ist, nach
sechzehn Uhr keine Operation mehr. Sie werden an einem bestimmten
Treffpunkt abgeholt und zu Ihrem neuen Arbeitsplatz
gebracht, wo Sie unseren Chef kennenlernen und sich
schon mal mit den Räumlichkeiten vertraut machen können.
Und natürlich bringen wir Sie auch wieder zurück, der Taxiservice
ist inbegriffen.«
    »Morgen Abend? Wie soll ich das meiner Frau erklären?«
    »Ihnen wird schon etwas einfallen. Außerdem werden Sie spätestens
um zehn wieder zu Hause sein. Sie sehen sich morgen
unsere Klinik an, es wird ein Gespräch mit Ihnen geführt werden,
worin Ihnen auch mitgeteilt wird, wann Ihr erster Einsatz
ist. Eine Herztransplantation gehört für Sie doch zur Routine.
Wir verfügen übrigens nur über die modernsten Geräte, moderner
als in den meisten Kliniken, was nicht zuletzt an unseren
Kunden liegt, die nur die beste Betreuung für ihr gutes
Geld erwarten. Aber das nur nebenbei. Und noch etwas: Sprechen
Sie mit niemandem darüber, wir würden es umgehend erfahren.
    Denken Sie immer daran, wir wissen alles über Sie. Und
wenn ich von -wir- spreche, dann meine ich nicht nur Igor und
mich. Und sollten Sie auf die Idee kommen, die Polizei einzuschalten,
wird Ihre Familie nicht mehr das sein, was sie jetzt ist.
    Da stirbt jemand ganz unverhofft durch einen Unfall, oder ein
anderer begeht Selbstmord. Ich möchte Ihnen gar nicht in allen
Einzelheiten erklären, wie viele unterschiedliche Todesarten es
gibt. Aber manchmal fangen wir auch mit einem kleinen Finger
an und arbeiten uns allmählich vor. Diese Qualen werden Sie
Ihrer Familie doch sicher ersparen wollen. Ich jedenfalls würde
allein bei dem Gedanken eine Gänsehaut bekommen. Ich hoffe,
ich habe mich deutlich genug ausgedrückt. Haben Sie das
verstanden?«
     
    Loose nickte. Er war nicht fähig, auch nur ein weiteres Wort
herauszubringen. Er dachte an seine Frau und die Kinder, das
Wertvollste in seinem Leben. Und er würde niemals zulassen,
dass ihnen etwas angetan wurde.
    »Sehr gut. Seien Sie morgen um Punkt siebzehn Uhr am Eingang
des Hauptbahnhofs. Ein weißer Lieferwagen wird Sie abholen.
Einen schönen Abend noch, Prof. Loose, und danke für
Ihr Verständnis.« Elena nahm ihre Tasche und gab Igor ein Zeichen.
Sie standen auf und gingen zur Tür, wo Elena sich noch
einmal umdrehte und sagte: »Und lassen Sie sich nichts anmerken,
weder hier noch zu Hause, man würde nur dumme Fragen
stellen. Bis morgen. Ach ja, vergessen Sie bitte nicht, Sie gehören
ab sofort zum Team. Und sollten Sie Dummheiten machen,
dann sage ich Ihnen gleich, dass wir nicht drohen, sondern sofort
handeln, und Sie wissen, was ich damit meine.

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