Spiel der Teufel
Leute.«
»Um was für eine Firma handelt es sich?«, quetschte Loose
mühsam hervor.
»Das werden Sie noch rechtzeitig erfahren. Doch vorher müssen
wir das Geschäftliche abwickeln. Werden Sie für uns arbeiten?
«, fragte Elena und sah Loose aus ihren ungewöhnlich
blauen Augen an, bevor sie zum Fenster ging und es schloss, als
würde sie fürchten, jemand könnte von draußen zuhören, obwohl
dies unmöglich war. Dann kam sie zurück und setzte sich
auf den Schreibtisch, wobei sie nur wenige Zentimeter von dem
sichtlich eingeschüchterten Loose trennten.
»Es ist illegal«, murmelte er.
»Illegal! Mein Gott, was ist in dieser Welt schon noch legal?
Ich möchte wetten, dass wir, wenn wir Ihre Klinik einmal genauer
unter die Lupe nehmen würden, mit Sicherheit so einiges
finden würden, das unter die Rubrik -illegal- fällt. Stimmt's,
oder hab ich recht?«
Loose war wie paralysiert. Er hatte in seinem Leben schon eine
Menge erlebt, viele Tragödien, viele Glücksmomente, und er
hatte schon viel über unsaubere Machenschaften von Chirurgen
und Ärzten gehört, aber dies hier sprengte seine Vorstellungskraft.
Er kam sich vor wie ein Darsteller in einem schlechten
und billigen Kriminalfilm oder eine Figur in einem schrecklichen
Alptraum.
»Nun, keine Antwort ist auch eine Antwort. Aber um Ihre und
unsere Zeit nicht unnötig zu vergeuden, will ich Ihnen erklären,
um was es geht. Es gibt sehr viele Menschen, die dringend
auf ein Spenderorgan angewiesen sind, aber aus den unterschiedlichsten
Gründen keines erhalten. Und um diesen armen
kranken Menschen zu helfen, sind wir da. Wir sorgen dafür,
dass jeder, der ein neues Organ braucht, auch eins erhält, oder
wenn nötig auch zwei oder drei, es hängt ganz von den finanziellen
Möglichkeiten des oder der Betreffenden ab. Und dazu
benötigen wir natürlich die entsprechenden Fachkräfte.«
Elena machte eine Pause, sprang mit einer unglaublichen Leichtigkeit
und Eleganz vom Tisch und setzte sich wieder neben
ihren Partner. Sie schürzte die Lippen und sah Loose an, dessen
Puls sich allmählich beruhigte.
»Es tut mir leid, aber ich kann und werde das nicht tun. Ich
habe einen hippokratischen Eid geleistet...«
»Hören Sie auf mit diesem Geschwätz«, fuhr ihm Elena ins
Wort. »Sie scheinen offenbar noch nicht begriffen zu haben,
um was es geht. Sie können zwischen zwei Alternativen wählen
- ja oder nein. Es gibt da nur ein klitzekleines Problem - ein
Nein akzeptieren wir nicht.«
»Das ist Wahnsinn! Sie sind Verbrecher ...«
»Bevor Sie sich weiter echauffieren, möchte ich Ihnen eine
kleine Geschichte erzählen. Menschen kommen aus der ganzen
Welt zu uns, und warum? Nun, ganz einfach, wegen eines Organs.
Wer es sich nicht leisten kann, die bestmögliche medizinische
Versorgung zu erhalten, geht nach Indien, in die Türkei
oder nach Rumänien, wo zum Beispiel eine Niere für wenig
Geld zu bekommen ist, die Risiken aber enorm hoch sind.
Viele Spender sterben und auch viele Empfänger, weil die
Nachsorge größtenteils mehr als mangelhaft ist. Nun, das ist
das Gesetz von Leben und Tod oder auch von Macht und Ohnmacht.
Ich würde nie nach Indien gehen, um mir eine Niere
einpflanzen zu lassen, da würde ich lieber sterben. Na ja, vielleicht
bin ich auch nur zu anspruchsvoll. Unsere Klientel
kommt jedenfalls nicht aus den unteren Kreisen, wo jeder Cent
dreimal umgedreht werden muss. Zu unseren Kunden zählen
unter anderem Staatsoberhäupter, Politiker, hochrangige kirchliche
Würdenträger, Künstler, Unternehmer ... Wir haben alles
im Angebot, Herz, Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse, nun,
einem Arzt brauche ich nicht zu sagen, was heutzutage alles
transplantiert werden kann. Und die Liste der potenziellen
Kunden ist lang, aber bei uns braucht garantiert keiner ein oder
zwei Jahre oder gar länger zu warten. Woanders warten sich
manche praktisch zu Tode, aber das wissen Sie sicher selbst nur
zu gut.«
»Aber das ...«
»Lassen Sie mich bitte ausreden«, sagte Elena mit kühler
Freundlichkeit. »Wir tun etwas für die Menschen, die sich nicht
aufgeben wollen. Es sind die Kämpfer, die Starken. Wie heißt
es doch so treffend - nur die Starken überleben. Oder sind Sie
da anderer Meinung?«
»Woher stammen die Organe?«, fragte Loose, als hätte er die
letzten Worte nicht vernommen.
»Diese Frage beantworten wir Ihnen ein andermal. Fragen Sie
doch lieber, was für Sie dabei herausspringt. Wollen Sie
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