Spiel der Teufel
anfangs gesagt, du konntest keine Ungereimtheiten
feststellen, aber jetzt klingt das doch schon ziemlich
merkwürdig, oder findest du nicht?«
»Merkwürdig oder nicht, wenn er vermerkt hat, dass er zum
Beispiel bei einer Illegalen war, um sie auf die Abschiebung
vorzubereiten, dann lässt sich das nur schwer nachprüfen. Vor
allem wissen wir nicht, wie lange er sich bei der Dame aufgehalten
hat und was er davor oder danach gemacht hat. Wir
können lediglich nachprüfen, ob die Dame tatsächlich existiert
hat und abgeschoben wurde. Ich kann euch nur meine umfassende
Hilfe anbieten, mehr nicht. Ich werde mit Hinrichsen
reden, der weiß wahrscheinlich am ehesten über Gerds Aktivitäten
Bescheid. Und wenn ihr wollt, nehme ich mir in aller
Ruhe die Akten vor und informier euch, sobald ich etwas gefunden
habe, das mir seltsam erscheint.«
»Damit würdest du uns eine wesentliche Arbeit abnehmen.
Wie lange wirst du brauchen?«
»Gebt mir zwei Tage. Was habt ihr jetzt vor?«
»Wir haben uns bei Nina angemeldet. Sie weiß aber nicht, was
wir bei ihr wollen.«
»Und das wäre?«
»Suchen. Und hoffentlich etwas finden, das uns ein wenig mehr
Aufschluss über das gibt, was sich vorgestern bei Gerd zugetragen hat. Wenn's sein muss, stellen wir das ganze Haus und
die Garage auf den Kopf.«
»Ihr beide allein?«, fragte Ziese zweifelnd.
»Nina wird uns bestimmt behilflich sein. Wenn überhaupt jemandem
daran gelegen ist, seinen Mörder zu finden, dann ihr.
Übrigens, der Unfalltod von Rosanna war womöglich gar kein
Unfall, was aber nur eine Hypothese ist.«
Ziese erhob sich wie in Zeitlupe, stützte sich mit beiden Händen
auf den Tisch und sagte: »Wie kommst du darauf? Hast du
Beweise für diese absurde Theorie?«
»Erinnerst du dich noch an den Unfallhergang? Und an das
Auto, das wenig später gefunden wurde?«
»Natürlich, warum?«
»In Gerds Wagen lagen zwei leere Wodkaflaschen, in dem
Auto, das Rosanna übern Haufen gefahren hat, lagen ebenfalls
zwei leere Wodkaflaschen. Es kann natürlich auch Zufall sein.
Aber sollte ich recht behalten, nur für den Fall, dann haben
wir es mit höchst gefährlichen Leuten zu tun, die vor nichts,
aber auch rein gar nichts zurückschrecken. Fragt sich nur, welche
Organisation könnte so skrupellos sein, dass sie sogar
Kinder ermordet? Ein Einzeltäter würde so was nicht machen,
es sei denn, er hätte einen gewaltigen Hass auf Gerd, ohne dass
Gerd etwas davon mitbekommen hat. Ganz auszuschließen ist
es natürlich nicht, dass es mit seiner Affäre zu tun hat, vorausgesetzt,
es gab eine solche. Es soll bekanntlich Männer geben,
die sich fürchterlich rächen, wenn ihnen die Frau ausgespannt
wird.«
»Hätte es sich um einen Racheakt gehandelt, dann hätte man
gestern mit großer Wahrscheinlichkeit Einbruch- und auch
Kampfspuren gefunden, denn Gerd hätte seinen Nebenbuhler
wohl kaum ins Haus gelassen«, warf Ziese ein. »Meines
Wissens nach gab es aber keine Einbruch- oder Kampfspuren.
«
»Ja, richtig. Und deshalb glaube ich, dass es mit seiner Arbeit
zu tun hat. Hat er eigentlich viele Überstunden geschoben?«
Ziese überlegte einen Moment und antwortete schließlich: »Ich
würde eher sagen, er hat Dienst nach Vorschrift gemacht. Ich
hab doch schon erwähnt, dass bei uns nicht so wahnsinnig viel
los ist. Wie in jeder Abteilung gibt's natürlich auch Ausnahmen,
aber in der Regel kam er morgens zwischen acht und halb
neun und ist spätestens um fünf nach Hause gefahren.«
»Nina hat aber behauptet, Gerd habe häufig Überstunden geschoben.
Wir werden sie noch mal fragen, ob er immer pünktlich
zu Hause war. Und wir werden sie fragen, was es mit seinen
Fehlzeiten auf sich hatte. Ich möchte wetten, er kam häufig
erst spätabends oder in der Nacht. Tschüs und melde dich, sobald
du was gefunden hast«, sagte Henning und wollte bereits
gehen, als Ziese ihn zurückhielt.
Ȁhm ... ich muss euch noch etwas sagen, auch wenn ich mich
damit auf dünnes Eis begebe. Es handelt sich um eine interne
Sache und ...«
»Und was?«
Ziese machte den Eindruck, als würde er überlegen, wie er die
folgenden Worte formulieren sollte. Er kniff die Lippen zusammen
und kratzte sich am Hals.
Als er nicht fortfuhr, meinte Henning: »Du sprichst in Rätseln...«
»Ist ja gut.« Ziese nahm wieder Platz, holte tief Luft und sagte:
»Eigentlich hab ich dem keine besondere Bedeutung zugemessen,
na ja, jedenfalls bis vorhin, als ich
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