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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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von der andern Toten
hörte. Vielleicht hat sein Tod ja doch was mit seiner Arbeit zu
tun. Um's kurz zu machen, Gerd wurde einige Male vom LKA
angefordert, das heißt, er wurde um Mithilfe gebeten. Fragt
mich aber nicht, in welchem Bereich genau er tätig war, er hat
immer nur von Observierungen gesprochen und der Personalnot
drüben. Jedenfalls wurde ich von denen gefragt, ob ich ihn
hin und wieder entbehren könne, und da wir nicht gerade überlastet sind, habe ich ihn eben freigestellt. Ich werde mich aber
mit den Kollegen dort in Verbindung setzen und mich kundig
machen, wofür sie ihn brauchten.«
    Henning schüttelte fassungslos den Kopf und sagte lauter als
gewollt: »Mann, da reden und reden wir, und du rückst im letzten
Moment mit einer so wichtigen Info raus. Solltest du noch
mehr auf Lager haben, dann sag's bitte hier und jetzt, wir ermitteln
schließlich in einem Mordfall.«
    »Da ist nichts mehr. Tut mir leid.«
    »Mit wem beim LKA hat er zusammengearbeitet?«
    »Keine Ahnung, das war eine ganz formelle Anfrage und Bitte,
die an mich gerichtet wurde. Und ich habe dieser Bitte stattgegeben.
«
    »Sag mal, ich hab das Gefühl, ich bin hier auf dem falschen
Dampfer. Du als Gerds Vorgesetzter musst doch wissen, mit
wem er ...«
    »Ich weiß es aber nicht!«
    »Dann find raus, wofür sie ihn brauchten und mit wem er was
auch immer gemacht hat, und zwar schnell«, sagte Henning
scharf. »Und ich erinnere mich, wie du vorhin bei unserm ersten
Gespräch erwähnt hast, dass Gerd vorletztes Wochenende
mit Leuten vom LKA und vom SEK einen Frachter gestürmt
hat und ...«
    »Das war was völlig anderes. Da war auch Hinrichsen mit dabei.
Wir werden nun mal, wenn Not am Mann ist, vom LKA in
Operationen einbezogen. Das ist schon seit Ewigkeiten Usus,
zumindest solange ich hier arbeite. Jetzt interpretiert um Himmels
willen nichts da rein, okay?«
»Wir suchen nach Fakten, dann interpretieren wir. Ich brauche
Namen, damit auch wir uns mit den Kollegen vom LKA kurzschließen
können. Und wenn du's nicht tust, werde ich das
übernehmen«, sagte Henning. »Hast du ihn denn nie konkret
gefragt, was er macht?«
    »Natürlich hab ich das, und er hat's mir auch gesagt. Routineeinsätze
wie vorgestern Abend. War's das?«
    »Nein, aber wir gehen jetzt trotzdem. Melde dich, sobald du
Näheres weißt.« Daraufhin drehte Henning sich um, gab Santos
ein Zeichen, und sie verließen das Büro.
    Ziese sah ihnen nachdenklich hinterher, stand auf, holte sich einen
Kaffee und aus der untersten Schublade seines Schreibtischs
eine Flasche Cognac und gab etwas davon in den Kaffee. Er war
mit den Nerven schon seit vielen Jahren am Ende, was er sich
jedoch nicht anmerken ließ, und auch keiner in der Abteilung
wusste, dass er ebenfalls seit Jahren an der Flasche hing. Man sah
es ihm nicht an, er war nicht aufgedunsen, sondern immer noch
schlank und drahtig, er wirkte nach wie vor gepflegt, erschien
pünktlich zum Dienst und erledigte seine Aufgaben. Seine Sprache
war klar, und niemand hätte vermutet, dass er Alkoholiker
war. Nur wenn man genauer hinschaute, was jedoch keiner tat,
erkannte man, dass in seinen einst so wachen Augen kein Glanz
mehr war, bisweilen wirkten sie wie tot. Seine Energie, die ihn
früher ausgezeichnet hatte, hatte nachgelassen, die Batterien
waren fast leer, und ihn interessierte kaum noch, was um ihn
herum vorging. Allerdings verfügte er immer noch über einen
messerscharfen analytischen Verstand. Vielleicht hatten ihn die
beinahe vierzig Jahre bei der Polizei geprägt, vielleicht lag es
aber einfach nur in seinem Blut.
    Seine Ehe war nur noch ein Nebeneinanderherleben, die vier
Kinder waren längst aus dem Haus und in alle Windrichtungen
verstreut, er hatte keine Hobbys, keine Interessen, aber er hatte
eine Vorstellung, was er machen würde, wenn er Ende Juni
für immer das Präsidium verließ.
    Erst vor wenigen Wochen hatte er wieder einen Arzttermin gehabt,
bei dem ihm gesagt worden war, dass sein Körper der eines
Vierzigjährigen sei und der Alkohol noch keine Spuren hinterlassen
habe. Sein Vater hatte auch ein Leben lang getrunken und
war erst im vergangenen Jahr friedlich in seinem Bett eingeschlafen,
mit achtundachtzig. Dennoch war sein Leben unbefriedigend,
er war einsam, und keiner merkte es. Es war kein Selbstmitleid,
sondern die nüchterne Erkenntnis eines Mannes, der
zeit seines Lebens für andere da gewesen war, die sich jetzt aber
einen

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