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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Dreck um ihn kümmerten. Und nicht einmal mit seiner
Frau konnte er darüber sprechen, dass er manchmal am liebsten
alles kurz und klein schlagen würde. Sie würde nur sagen, er
solle sich nicht so anstellen, und dabei entweder in einem Buch
lesen oder fernsehen oder mit irgendwelchen Bekannten telefonieren.
Er hatte es satt, richtig satt. Und das mit Gerd war tragisch,
aber nicht zu ändern. Er würde Henning und Santos die
nötigen Informationen beschaffen und hoffen, sie würden ihn
während der nächsten zwei Monate in Ruhe lassen. Denn nichts
anderes wollte er, nur in Ruhe gelassen werden. Und mit seiner
Pensionierung würde eine neue Zeitrechnung anbrechen.
    Ziese trank seinen Kaffee, hielt die Flasche gegen das Licht und
sah, dass sie noch gut gefüllt war, goss die Tasse halbvoll mit
Cognac und schüttete den Inhalt in einem Zug hinunter. Er blieb
noch einen Augenblick sitzen, bevor er sich erhob, das Fenster
öffnete und anschließend zu seinem Mantel ging, eine Flasche
Eau de Toilette in die Hand nahm und mehrere Spritzer auf sein
Gesicht und den Hals verteilte. Zuletzt steckte er sich einen
Pfefferminzbonbon in den Mund, wartete noch einen Moment,
bevor er zum Hörer griff und eine Nummer wählte.
     

MITTWOCH, 11.15 UHR
     
    Auf der Fahrt zu Nina sagte Santos: »Kurt ist ganz schön durch
den Wind. Sollte er irgendwelche Hinweise finden, dass sein
bester Mann in unlautere Geschäfte verwickelt war, ich fürchte,
dann verliert er den Glauben an die Menschheit, wenn das
nicht schon längst passiert ist.«
    »Nach dem eben ist mir das so was von egal. Ehrlich. Er betont
doch selber immer wieder, dass er schon bald mit dem Laden
nichts mehr zu tun hat, also kann ihm auch egal sein, was Gerd
getrieben hat. Dem geht das doch alles am Arsch vorbei.«
    »Du bist heute echt ein Zyniker vor dem Herrn«, sagte Santos
verständnislos. »Na ja, nicht nur heute«, konnte sie sich nicht
verkneifen hinzuzufügen. »Kurt ist und bleibt ein feiner Kerl.«
    »Hab ich was anderes behauptet? Aber er geht in zwei Monaten
in den Ruhestand, und wir müssen uns weiter mit dem Pack
rumschlagen. Doch dass er uns so quasi im Vorübergehen zuwirft,
dass Gerd mit dem LKA zusammengearbeitet hat, angeblich
aber nicht weiß, was Gerd dort gemacht hat, das ist für
mich eine Nummer zu hoch. Tut mir leid, dafür fehlt mir jegliches
Verständnis.«
    »Mann, bist du schlecht drauf. Ich glaub, ich halt lieber für den
Rest des Tages meinen Mund.«
    »Ja, ich bin schlecht drauf, verdammt schlecht sogar. Er hätte
uns das gleich am Anfang oder schon gestern sagen können ...«
    »Das war für ihn gestern doch noch überhaupt nicht relevant,
denn da hatten wir noch nicht die zweite Leiche. Sören,
ich bitte dich, mach ihn jetzt nicht für etwas verantwortlich,
wofür er nichts kann. Wie hättest du an seiner Stelle reagiert?
Hättest du sofort eine Verbindung hergestellt, ich meine,
dass es etwas mit Gerds anderer Tätigkeit zu tun haben
könnte? Ich jedenfalls nicht.« Sie zuckte mit den Schultern
und fuhr in gemäßigtem Ton fort: »Wenn es denn überhaupt
eine Verbindung gibt, was ich noch sehr bezweifle. Mit dem
LKA zusammenzuarbeiten ist ja kein Verbrechen, im Gegenteil.
Erinnere dich mal dran, wie oft wir schon mit denen im
Einsatz waren.«
     
    »Aber nicht mit Kollegen vom OK.«
    »Oh, da arbeiten für dich wohl die bösen Jungs, was?«, entgegnete
sie.
    Henning sagte nichts darauf, nur seine Kiefer mahlten aufeinander,
ein Zeichen für seine Anspannung und auch Wut. Hätte
man ihn jedoch gefragt, er hätte nicht sagen können, worauf
oder auf wen er wütend war. Sie passierten das Ortsschild von
Strande und hielten keine fünf Minuten später vor Wegners
Haus. Ninas Corsa stand vor der Garage, die von der Spurensicherung
versiegelt worden war. Ein kräftiger kühler Wind
blies von der Ostsee kommend übers Land, was Santos frösteln
ließ. Der vorhin noch strahlend blaue Himmel zog sich allmählich
zu, es sah aber nicht nach Regen aus. Henning blieb stehen
und ließ seinen Blick über die Straße und die Häuser gleiten. Er
sah nur zwei Menschen, die den Bürgersteig entlanggingen,
und ein Auto kam ihnen entgegen und fuhr langsam an ihnen
vorbei.
    »Absolut tote Hose«, murmelte Henning vor sich hin. »Sogar
am Tag. Kein Wunder, dass keiner das mit Rosanna gesehen
hat.«
    »Ich will rein, mir ist kalt«, sagte Santos und drückte auf die
Klingel.
     

MITTWOCH, 11.30

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